Petersfriedhof

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Der Petersfriedhof in Straubing

Der Petersfriedhof ist ein historischer Friedhof in Straubing.

Lage

Der Friedhof umgibt die Kirche St. Peter im nordöstlichen Straubing.

Bedeutung

Der ummauerte Friedhof mit Grabmälern des 14. bis zum 20. Jahrhundert gehört zu den bedeutendsten Friedhofsanlagen im deutschen Sprachraum. Der Kunsthistoriker Hans Karlinger (1882-1944) urteilte über ihn: „Es wäre müßig, über dieses Paradiesgärtlein etwas zu sagen, denn wer es nicht gesehen, wird daran kaum glauben mögen. Und wer es gesehen, der weiß, daß man den Petersfriedhof, Straubings Schatzbehalter, nicht mit Worten ausschreiben kann.“

Geschichte

Christusfigur auf dem Petersfriedhof

Der Petersfriedhof auf dem Platz eines römischen Kastells ist der ehemalige Friedhof von Straubing. 1835 wies die Regierung von Niederbayern erstmals auf die Gesundheitsschädlichkeit des Petersfriedhofes wegen Überfüllung hin. Ein ausführliches Gutachten im Juli 1875 schilderte die drangvolle Enge des Friedhofes. Darin forderte Dr. Karl Laucher als zuständiger Bezirksarzt energisch, „dass der Petersfriedhof zu schließen sei und zwar für Jedermann ohne Unterschied und für immer“.

Auf Druck der Regierung, die den Petersfriedhof wegen der Hochwassergefahr, der schlechten Bodenqualität und des Platzmangels für nicht erweiterbar hielt, gab die Kirchenverwaltung und der Stadtmagistrat schließlich im Mai 1877 nach und bestimmte den Michaelsfriedhof zum Zentralfriedhof der Stadt Straubing. 1879 wurde der Petersfriedhof für Begräbnisse geschlossen. Nur 1945 wurde auf dem Petersfriedhof noch einmal die Erde aufgetan zur Beerdigung von Schlesiern, die nach ihrer Flucht im Mai oder Juni 1945 verstorben waren.

Der Friedhof, auf alten Stichen völlig baumlos, wurde der Natur überlassen. Von wenigen gezielt gepflanzten Bäumen abgesehen entwickelte sich ein regelrechter Wildwuchs, der den stimmungsvollen Zauber des alten Friedhofs noch verstärkte.

Beschreibung

Die Totentanzkapelle

Starke, aufgeböschte Mauern umschließen den ovalen Friedhof um die romanische Peterskirche. Zweifellos handelt es sich um eine Friedhofsbefestigung, vielleicht um das Hauptbefestigungswerk der Altstadt. Das gedrungene Portal in barocker Form enthält oben in einer Nische die Steinfigur des hl. Petrus.

Im Inneren ist kaum ein Grabfeld erhalten, nur verwitterte Grabsteine und verrostete schmiedeeisene Kreuze. In ausgewaschenen Inschriften der Steine sind manche Jahreszahlen noch zu entziffern. Einige der Grabkreuze stammen aus der Frühzeit des 18. Jahrhunderts, die Mehrzahl aus dem Klassizismus. Gegossene Grabdenkmäler des jüngsten Klassizismus sind zahlreich vertreten. Viele Grabinschriften sind sehr persönlich und oft in Versen abgefasst.

Die schmuckreichen Grabtafeln aus dem 16. Jahrhundert sind den adeligen und vornehmen Patriziern der Herzogstadt vorbehalten. Jede trägt ein Wappen und ein Reliefbild aus der Heilsgeschichte, darunter in knieender Haltung Eltern und Kinder des Stifters.

Die drei Friedhofskapellen

Südlich und westlich der Pfarrkirche liegen verstreut drei Kapellen. Die älteste und am weitesten nach Osten gerückte ist die Liebfrauenkapelle, auch Kapelle zu Unserer Lieben Frau oder „Heil der Kranken“ genannt. Hier handelte es sich urprünglich um den Karner, einen Keller für die Totengebeine, und darüber die Kapelle für die Totenmesse am Allerseelentag. 1490 wurde ein hölzernes Marienbild gestiftet, das als „Heil der Kranken“ verehrt wurde. 1693 stiftete die Bürgerin Klara Süss einen großen dreiteiligen Altar. Die zweigeschossige, zweijochige Kapelle ist spätgotisch, in der Anlage vielleicht schon romanisch.

Die Bernauerkapelle ist mit dem tragischen Geschick der am 12. Oktober 1435 in Straubing in der Donau ertränkten Augsburger Baderstochter Agnes Bernauer verbunden. Herzog Ernst erbaute zur Sühne die Kapelle. Die zweijochige Kapelle hat ein Netzrippengewölbe und einen Epitaphaltar von um 1618. Der Rotmarmor-Grabstein der Bernauerin war bis 1785 in Bodenlage. Das Haupt der Bernauerin wurde möglicherweise nach dem Antlitz der Toten geformt. An der Bernauerkapelle sind innen und außen mehrere Epitaphien angebracht.

Die dritte Kapelle ist die Totentanz- oder Seelenkapelle. Die zweischiffige Kapelle entstand 1486 als neuer Karner, das südliche Schiff birgt die Gruft. Im Juni 1763 vermachte die Straubinger Bierbräuin Barbara Kienbergerin dem Seelsorger von St. Peter hundert Gulden für diese Friedhofskapelle, die mit dem Bildreigen eines Totentanzes ausgemalt werden sollte. Felix Hölzl malte an die Wände des Langhauses den populären Totentanz mit über dreißig Bildern. Damals erhielt die Kapelle ihr jetziges Aussehen mit vier Kreuzjochen. Jedes Joch öffnet sich zum Friedhof mit einer Stichbogenarkade. Im südlichen Joch ist ein großer barocker Ölberg mit bemalten Steinfiguren aufgestellt.

Die Kapellen sind nur mit Führungen durch das Amt für Tourismus Straubing zugänglich. Ein Blick in das Innere ist durch das an den Eingangstüren angebrachte Eisengitter möglich.

Literatur

  • August Gebessler: Der alte Friedhof zu St. Peter in Straubing, in: gehört — gelesen. Die Manuskripte der interessantesten Sendungen, herausgegeben vom Bayerischen Rundfunk, Nr. 11, München 1957
  • Alexander von Reitzenstein, Herbert Brunner: Reclams Kunstführer Deutschland Band 1. Bayern. Baudenkmäler, Philipp Reclam jun. Stuttgart, Universal-Bibliothek Nr. 8055-72, 8. Auflage 1974, ISBN 3-15-008055-X
  • Johann Haas: Gottesacker mit einer jahrhundertealten Grabkultur. In: Der Bayerwald-Bote vom 1. November 2013 (S. 40)

Interessantes

Im Friedhof St. Peter sind einige interessante Stellen mit QR-Code-Schildern versehen. Mit einem geeigneten Smartphone oder Tablet können somit Informationen zur jeweiligen Grabstätte kostenlos abgerufen werden.

Weblinks