Pfarrer-Reßlhuber-Stiftung

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Franz Seraph Reßlhuber als Geistlicher in Amt und Würden. (Foto: Strohhammer/Baumgartner)

Die Pfarrer-Reßlhuber-Stiftung (teils auch St. Josef Stiftung oder nur Reßlhuber-Stiftung) ist eine 1912 von Franz Seraph Reßlhuber testamentarisch errichete Stiftung in Kirchdorf am Inn.

Geschichte

Vorgeschichte

In der Mitte des 19. Jahrhunderts war es durch Revolution, Ablösung des Grundherrschaftssystems und die Bauernbefreiung zu großen Umwälzungen in der Gesellschaft gekommen. Sie äußerte sich in wachsender Armut.

Der Kirchdorfer Pfarrer Georg Weber (1844-1864) beschloss, dagegen anzukämpfen. Er gründete 1848 den Nothelferbund, dessen Erlöse die finanzielle Grundlage für den Bau eines Armenhauses zusammen mit der Gemeinde bilden sollten. 1876 wurde mit dem Bau des ersten Armen- und Krankenanstalt begonnen – mit dem Geld des Nothelferbundes. Eigentümer des Gebäudes waren Gemeinde und Nothelferbund.

Unter Pfarrer Reßlhuber

Pfarrer Franz Seraph Reßlhuber erkannte schnell, dass dieses soziale Projekt nur würde funktionieren können, wenn es finanziell, materiell und betreungsmäßig abgesichert ist. Zunächst setzte er 1892 durch, dass die Führung der Anstalt durch die armen Franziskanerinnen aus Mallersdorf erfolgt. 1894 erhielten die Schwestern eine erste Hauskapelle im 1. Stock über dem Haupteingang, 1898 wurde das vorhandene Gebäude um einen Westtrakt (Kinderabteilung) erweitert. Schon 1900 verfügt sie über eine Grundfläche von 321 Quadratmeter. 1901 machte Pfarrer Reßlhuber eine erste Schenkung an die Armenkasse Kirchdorf am Inn: 200 Mark. 1903 kam es zu einem weiteren Anbau nach Osten hin. 1907 hält das Königliche Bezirksamt fest: 66 Kinder werden in der Anstalt betreut.

Schon zuvor hatte sich Reßlhuber entschieden eine Stiftung zu gründen, die wirtschaftlich unabhängig ist. Die Stiftung mit dem Sitz in Ritzing basiert auf dem Testament des Pfarrers vom 20. Januar 1900. Die Stiftungsurkunde ist auf den 20. Dezember 1912 datiert, die Stiftung wurde als rechtsfähige öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts vom Bayerischen Staatsministerium des Inneren am 16. Februar 1916 genehmigt.

Stiftungsvorstand ist der jeweilige Pfarrer von Kirchdorf am Inn, Geschäftsführerin die Kämmerin der Gemeinde. Als Aufsichtsbehörde überprüft die Regierung von Niederbayern die Geschäftsführung.

In der heutigen Zeit

Nach Abberufung der Mallersdorfer Schwestern verlangte der ehemalige Missionsverein in Bayern, jetzt Missio München, die Auflösung der 100 Jahre alten Stiftung mit dem Ziel, dass deren Vermögen der Missio München zufalle. Der damalige Kirchdorfer Pfarrer Konrad Steiglechner unterstützte dieses Ansinnen, indem er gegen die Stimme des Kirchdorfer Bürgermeisters einen Mehrheitsbeschluss des Stiftungskuratoriums herbeiführte. Darin wurde festgestellt, dass der beurkundete Stiftungszweck entfallen sei. Das Kuratorium beantragte bei der Regierung von Niederbayern die Auflösung der Stiftung. Die Regierung schloss sich aber der Auffassung der Gemeinde an, dass der soziale Aspekt der Stiftung konkret in der Gestalt der Anstalt weiterbesteht.

Das Stiftungskuratorium unter Führung von Steiglechner klagte gegen den Bescheid, das Bayerische Verwaltungsgericht Regensburg wies die Klage ab. Das Innenministerium bestätigte am 7. Januar 2002 das Urteil und verfügte, dass dagegen das Mittel der Berufung nicht zulässig sei. So wurde die Stiftung entsprechend dem sozialen Anliegen des Stifters, alten und pflegebedürftigen Kirchdorf am Inner Bürgern eine Heimstatt zu bieten, am Leben erhalten.

Die Stiftung hat heute ein Barvermögen von 10.000 Euro sowie einen Grundstückswert bei einer Fläche von rund drei Hektar von 432.000 Euro. Wie weitblickend und klug Pfarrer Reßlhuber beim Erwerb der Grundstücke vorgegangen ist, zeigt sich daran, dass er nicht wahllos gekauft hat. Ihm ging es um den autonomen Bestand der St. Josef-Anstalt. Deswegen kaufte er Waldstücke, um Brennholz im Winter zu haben, ein ziemlich nutzlos scheinendes Grundstück mit einer Quelle am Hang, um eine eigene Wasserversorgung errichten zu können, außerdem Flächen um die Anstalt herum für die Eigenversorgung mit Lebensmitteln.

Literatur