Kirche St. Johannes Nepomuk (Bayerisch Eisenstein)

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Die Kirche St. Johannes Nepomuk. (Foto: Bauer)
Die Kirche St. Johannes Nepomuk. (Repro: Bauer)

Die Kirche St. Johannes Nepomuk ist eine katholische Pfarrkirche in Bayerisch Eisenstein. Sie ist dem Schutzpatron St. Johannes Nepomuk geweiht und wurde im Jahr 1909 fertig gestellt.

Geschichte

Geschichte der Pfarrei

Die Geburtsstunde der Pfarrei und Pfarrkirche Eisenstein war zwar im Jahr 1909, die Anfänge der Eisensteiner Kirchengeschichte reichen aber viel weiter zurück – 315 Jahre. Damals war Eisenstein noch eine Hofmark. So bezeichnete man einen Selbstverwaltungsbezirk eines Adeligen oder auch eines Klosters. Im Jahr 1694 ließ der damalige Hofmarksherr Graf Nothaft in Böhmisch Eisenstein eine aus Holz gezimmerte Kirche bauen. Diese der „himmlischen Jungfrau Maria“ geweihte Kirche bildete die Mutterkirche für das ganze Eisensteiner Gebiet. In pfarrlicher Hinsicht gehörten die Siedler des bayerischen Teils der Hofmark zur Pfarrei Böhmisch Eisenstein, die wiederum Teil der Diözese Regensburg war.

1732 feierte man die Einweihung einer massiven, aus Stein gemauerten Kirche. Noch heute bildet diese Kirche mit ihren charakteristischen Zwiebeltürmen das Wahrzeichen von Železná Ruda. Im Jahr 1764 kam es zu einer Teilung der Hofmark Eisenstein zwischen Bayern und Böhmen. Auf bayerischer Seite befanden sich zu dieser Zeit neun Anwesen, woraus sich wahrscheinlich die volkstümliche Bezeichnung „Bayerisch Häusln“ abgeleitet hat. Die pfarrliche Einteilung blieb bestehen, ebenso die Verwaltung unter einem Hofmarksherrn.

Auf Anordnung der bayerischen Regierung musste Hofmarksherr Franz Ignaz von Hafenbrädl, dessen Vater Johann Georg 1771 die Hofmark erworben hatte, einen eigenen Hofmarkssitz auf bayerischer Seite errichten. Er baute daraufhin am Bayerisch Häusl ein Bräuhaus, Arbeiterhäuser und ein Herrenhaus mit Schlosskapelle - die erste Kirche in Bayerisch Eisenstein. Heute steht von ihr nur noch die steinerne Apsis. Das kirchliche Leben fand für die Gläubigen aber weiter in Böhmisch Eisenstein statt. 1790 erhielt die hafenbrädlsche Dorfsiedlung den Namen „Bayerisch Eisenstein“.

Ein wichtiges Ereignis für die Eisensteiner Kirchengeschichte war die Stiftung der Arberkapelle durch Maria Elisabeth von Hafenbrädl im Jahr 1806. Seither ist die Arberkirchweih ein Bestandteil, der nicht mehr aus dem Eisensteiner Festkalender weg zu denken ist.

Sehr bedeutsam war das Jahr 1809, denn vor 200 Jahren wurde Bayerisch Eisenstein von der Mutterpfarrei Böhmisch Eisenstein losgelöst und als Expositur der Pfarrei Lam einverleibt. Zunächst war es noch eine provisorische Expositur, bis 1831 die Errichtung einer Schulexpositur (Expositus ist auch Lehrer an der Schule, 1869 erfolgte die Trennung des Schuldienstes von der Expositur) in die Wege geleitet wurde. Erster Expositus war der von Franz Ignaz von Hafenbrädl angeworbene Schlosskaplan Josef Piller.

Bau der derzeitigen Kirche

Zwar vergrößerte Hafenbrädl die Schlosskapelle, doch sehnten sich die Eisensteiner nach einem angemessenen Gotteshaus. Schließlich wurde in den Jahren 1842 bis 44 eine neue Kirche am Bayerisch Häusl gebaut. Nachdem in Folge des Bahnbaues und Eröffnung des Grenzbahnhofes 1877 der heute im Tal liegende Ortskern zunehmend besiedelt wurde, erwies sich diese Kirche jedoch Ende des 19. Jahrhunderts als zu klein und unpraktisch gelegen. Ein Glücksfall war es da, dass 1901 Pfarrer Josef Siebler als Expositus nach Eisenstein kam, denn der war ein Mann von äußerster Tatkraft und nahm sofort die Planungen für einen Kirchenneubau in die Hände. Zudem wollten die Eisensteiner auch eine selbstständige Pfarrei werden.

Lange dauerte es, bis man sich endgültig auf einen Bauplatz geeinigt hatte, denn neben dem heutigen Standort stand auch das „Große Feld“ (heute Sport Pöschl) zur Debatte. Zur Finanzierung des Kirchenbaus wurden eine Landeskollekte und eine Kirchenbaulotterie durchgeführt. Zudem wurden die Eisensteiner vom Haus Hohenzollern (seit 1872 Besitzer der Hofmark) unterstützt. So konnte am 28. April 1908 nach den Plänen des Münchener Architekten Hans Schurr mit dem Bau begonnen werden.

Am 10. Juli 1909 ertönte dann endlich das Geläut der ersten Glocke vom Kirchturm. Pfarrer Siebler berichtete: „Da war in ganz Eisenstein bis zum Markte Eisenstein niemand mehr in den Häusern und in der meisten Augen glänzten helle Freudentränen.“ Vollkommen war die Freude, als Prinzregent Luitpold neun Tage später die Erhebung der Expositur Eisenstein zur Pfarrei genehmigte. Am 14. November 1909 wurde die Kirche feierlich benediziert, am 19. Oktober 1919 vom Regensburger Bischof geweiht. Schutzpatron der Kirche ist der Heilige Johannes Nepomuk.

Während des Dritten Reiches

Während der Zeit des Nationalsozialismus sahen sich Pfarrei und Pfarrer zunehmenden Schwierigkeiten mit den Nazis gegenüber, so dass die Pfarrer Friedrich Weichlein und Jakob Geith ihre Stelle aufgaben und sich versetzen ließen. Erst der 1939 eingesetzte Joseph Karl meisterte die Schwierigkeiten und blieb bis 1953 in Eisenstein. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen mit der Aufnahme von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen erneut schwere Zeiten auf die Gemeinde zu. Erfreulich war dagegen, dass 1947 die große Glocke, die bereits 1917 für Kriegszwecke eingezogen worden war, von Hamburg zurück kam. Damit ist sie die einzige Glocke, die seit der Erbauung der Kirche erhalten ist.

Fall des Eisernen Vorhangs

In den folgenden Jahren bis in die Gegenwart engagierte sich die Pfarrei stark, um die Kirche den nötigen Renovierungen zu unterziehen und sie in technischer Hinsicht auf einen neuen Stand zu bringen. Ein historischer Tag war der 3. Februar 1990, an dem sich eine Menschenkette von rund 50.000 Leuten zwischen den Kirchen von Bayerisch Eisenstein und Železná Ruda gebildet hatte und ein gemeinsamer deutsch-tschechischer Gottesdienst gefeiert wurde. Damit war nicht nur der Fall des Eisernen Vorhangs besiegelt, sondern auch die Keimzelle für die weitere erfolgreiche Zusammenarbeit von Deutschen und Tschechen, auch auf kirchlichem Gebiet, geschaffen worden. Noch im gleichen Jahr konnten die Dorf und Markt Eisensteiner ihr Kirchweihfest wieder in der Heimatkirche feiern.

Literatur