Philipp Ortmeier

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Dr. Philipp Ortmeier (Foto: Josef Lang, 2017)

Dr. Philipp Ortmeier (* 8. Juni 1978 in Passau) ist ein deutscher Komponist, Musikwissenschaftler und Busunternehmer.

Leben und Wirken

Ausbildung

  • 1997 Abitur am musischen Auersperg-Gymnasium Passau-Freudenhain
  • 1998 bis 2004 Studium der Musikwissenschaft, Kunstgeschichte und Italianistik in Würzburg, Wien, Padua und Krakau – Stipendiat des DAAD und der Paul-Sacher-Stiftung Basel
  • 2004 Magister Artium mit einer Arbeit über den polnischen Komponisten Henryk Górecki (1933–2010)
  • 2010 Promotion im Fach Musikwissenschaft bei Prof. Dr. Ulrich Konrad mit einer Arbeit über die russische Komponistin Sofia Gubaidulina (* 1931)

Komponist und Musiker

Interdisziplinäre Performance „7 WORTE“ mit Tänzer Tobias M. Draeger, Komponist Philipp Ortmeier am Flügel und Ensemble Harmonia Unitatis; Blaibach, 4. November 2018 (Foto: Josef Lang)
Mit Gerhard Baier hat Philipp Ortmeier am 8. Oktober 2013 die Eröffnung des Salettls im Freilichtmuseum Finsterau musikalisch begleitet

Während der Schulzeit erlernt er Violoncello, Klavier und Schlagwerk, 1998–2002 besucht er Klaviermeisterkurse bei Elmar Slama im umbrischen Norcia. Konzerttätigkeit übt er als Solist und Orchestermusiker aus.

Erste Kompositionsversuche datieren auf 1987, ab 2001 wendet er sich verstärkt der Komposition zu. Seitdem entstehen Werke für Orchester, Chor und Kammermusik in verschiedenen Besetzungen. Sein Schwerpunkt liegt auf Kompositionen für Streicher und Werken geistlicher Musik.

Ortmeiers Kompositionen werden weltweit aufgeführt, etwa in Japan, Polen, Serbien, Italien und in der Ukraine. Sie erscheinen bei der Universal Edition, Schott, beim Allgemeinen Cäcilien-Verband für Deutschland und der edition choris mundi. Seine Editionen werden u. a. in der Staatlichen Bibliothek Passau verwahrt.

Für sein Schaffen wurde er mehrfach ausgezeichnet, so bei der Orient/Occident International Composers Competition in Lviv 2023 und beim Kompositionswettbewerb des Bistums Passau für Papst em. Benedikt XVI. zum 90. Geburtstag 2017. Auftragswerke entstanden u. a. für den Bayerischen Landtag, das Architekturmuseum Frankfurt, die Gedenkstätte für die Opfer der NS-Euthanasie Mainkofen, den Passauer Konzertverein, das Freilichtmuseum Finsterau und die Stiftung Logos und Ethos.

Uraufführungen erklingen häufig im Rahmen selbst initiierter Projekte wie „Musica Dolorosa“ (UA Stabat mater), „Musica Gioiosa“ (UA Baum-Serenade) oder zusammen mit Elisabeth Merklein die interdisziplinäre Performance „7 WORTE“ mit Tanz, Lyrik und Musik (UA Sieben Worte)

Seit 2006 ist er Kaufmännischer Leiter des Würzburger Streichorchesters Harmonia Unitatis[1], in dieser Funktion realisiert er Konzerte im In- und Ausland mit Fokus auf zeitgenössischer Musik inklusive Uraufführungen.

Forscher und Pfleger

In zahlreichen Publikationen zur regionalen Kulturgeschichte, insbesondere zur bildenden Kunst und zur Volksmusik hat er zur Regionalforschung und wissenschaftlichen Heimatpflege beigetragen. Forschungsschwerpunkte sind die Liedforschung und die zeitgenössische Malerei.

Mit Willibald Ernst, dem Transkribenten der 800 Titel umfassenden Stubenberger Handschriften, und Dr. Maximilian Seefelder hat er praktische Singausgaben ediert. Unter dem Titel NiederbayernLieder hat er eine Sammlung ortsbezogener Lieder für die niederbayerischen Landstriche vom Rottal über den Gäuboden bis zum Bayerischen Wald publiziert.
Als Fachlektor hat er die vierbändige Edition Tonspuren zur Volksmusik im Rottal von Elisabeth Krenn und Elisabeth Merklein wissenschaftlich betreut. 2012 verantwortete er die Redaktion für den bayerischen Teil des ersten grenzübergreifenden Museumsführers für die Dreiländerregion Südböhmen-Oberösterreich-Niederbayern unter dem Dach der EUREGIO: Museen in der Dreiländerregion Südböhmen, Oberösterreich, Niederbayern. An der Werkerfassung für das ambitionierte museeimaginaire[2], ein virtuelles Kunstmuseum für den Bayerischen Wald, war er 2004 wesentlich beteiligt.

Von 2008 bis 2018 war Ortmeier als Kulturreferent beim Bezirk Niederbayern tätig. In dieser Zeit leistete er – in Zusammenarbeit mit dem Freilichtmuseum Massing – die Programmgestaltung und Qualitätssicherung der LiteraturFreitage, die sich der regionalen Literatur widmeten; die Lesungen wurden jeweils von passender Live-Musik begleitet.

2014 bis 2016 war er Intendant des fahrenden Theaters KULTURmobil. Er etablierte ernsthafte und anspruchsvolle Stoffe (u. a. das Drama Der Räuber Kneißl, das Kinderstück Nur ein Tag oder die Heimatsatire Indien), 2011 bis 2013 und 2017 schrieb er die Musik. Bis 2016 wirkte er als Chefredakteur der Zeitschrift zwiefach (zuvor „Sänger & Musikanten“), er verordnete dem traditionellen „Blatt“ verstärkten Blick auf interkulturelle Volksmusik-Phänomene, Crossover und Tradimix. Für die Volksmusikakademie in Bayern (Freyung) entwickelte er auf Basis des „Dreiklangs“ singen-spielen-tanzen ein programmatisches Konzept mit wiederkehrenden Formaten wie der Zither-Akademie, dem Landler-Seminar oder dem Steirischen-Meisterkurs. Auf seine Initiative wurden die Probenräume mit Vignetten zu regionalen Musikstücken wie Schubkarrn, Spinnradl oder Schwarza Bua versehen.

2016 verfasste er zusammen mit Dr. Maximilian Seefelder erfolgreich den Antragstext auf Eintragung des Zwiefachen ins Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes.
Darauf aufbauend leistete er zusammen mit Mag. Elisabeth Merklein und Dr. Winfried Helm Konzeption und Kurat der Wanderausstellung Zwiefache raus!, die u. a. im Freilichtmuseum Massing und im Landwirtschaftsmuseum Regen lief. Damit wurde eine gebündelte Grundlage für die weitere Forschung zum Zwiefachen sowie zu seiner Vermittlung geschaffen: u. a. ging daraus der Forschungsband Vom Tanz aus der Reihe. Neue Studien zum Zwiefachen sowie, unter der Ägide von Martina Raab, ein Schul-Lehrgang des ISB (Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung) für die 7. Klassen der Realschulen in Bayern hervor.

Unternehmer

Seit 2013 veranstaltet Dr. Philipp Ortmeier mit eigenem Busunternehmen Kulturreisen[3] zu Konzerten und Ausstellungen, u. a. ins Konzerthaus Blaibach oder ins Landestheater Linz.

Auszeichnungen

  • 2007 Stipendiat der Paul-Sacher-Stiftung Basel
  • 2017 Kompositionspreis der Diözese Passau zum 90. Geburtstag Papst Benedikts XVI.
  • 2021 Auszeichnung bei der World Championship in Composition in Wien
  • 2022 Auszeichnung bei der Vienna International Music Competition
  • 2022 Internationales Stipendium Oberpfälzer Künstlerhaus am Virginia Center for the Creative Arts
  • 2023 Erster Preis der Orient/Occident International Composers Competition in Lviv

Kompositionen (Auswahl)

Entwurfsblatt zu Stabat mater, Satz 4, datiert 16. Juni 2007
  • „Lebensbaum“ für Sopran und Orchester ort56[4] (2014/22) – Erster Preis der Orient/Occident International Composers Competition in Lviv 2023
  • „Fides manet“ für Chor ort84 (2022) – UA bei den Festspiele Europäische Wochen Passau am 14. Juli 2023
  • Streichquartett Nr. 2 „Kantate“ ort85 (2022) – Finalstück der Bruno Maderna International Composers Competition in Lviv 2023
  • „Gradus ad Parnassum“ für Kammerorchester ort80 (2022) – Finalstück der Bruno Maderna International Composers Competition in Lviv 2022 – Publikation: Universal Edition, Wien 2023
  • Streichquartett Nr. 1 „Triptychon“ ort59 (2015) – Finalstück der Bruno Maderna International Composers Competition in Lviv 2021
  • „Goerdeler-Quintett“ für Fagott und Streichquartett ort76 (2020) – Filmmusik zur Tonbildschau „Carl Friedrich Goerdeler“ der Stiftung Logos und Ethos
  • „Blumen-Serenade oder Konzert auf der Wiese zu spielen“ für Klavier und Streichorchester ort78 (2020) – Finalstück der Orient/Occident International Composers Competition in Lviv 2021 – Publikation: Universal Edition, Wien 2023
  • Symphonie Nr. 1 „Nostalgia“ für Orchester ort74 (2019/20) – Ausgezeichnet bei der World Championship in Composition des Franz-Schubert-Konservatoriums in Wien 2021
  • „Ich liebe die Menschen“ für Chor ort75 (2019) – Auftragswerk für den deutsch-tschechisch-österreichischen Holocaust-Gedenktag des Bayerischen Landtags 2020 – Publikation: edition choris mundi, Zwickau 2022
  • „Bildstock in memoriam Willibald Ernst“ für Flöte und Akkordeon ort71 (2018/19) – UA beim Kunstverein Passau am 12. Juni 2020
  • „Auf schmalem Grat“ für Klarinette und Streichquartett ort70 (2018) – Auftragswerk zum 100-jährigen Bestehen des Passauer Konzertvereins – Publikation: Universal Edition, Wien 2023
  • „7 Worte“ für Bariton und Kammerorchester ort68 (2017/18) – Ausgezeichnet bei der Vienna International Music Competition des Franz-Schubert-Konservatoriums in Wien 2022 – Publikation: Universal Edition, Wien 2023
  • „Der Meister und Margarita“ für Kammerensemble ort66 (2017) – Schauspielmusik für KULTURmobil 2017
  • „Freu dich, o Himmelskönigin“ für Chor ort65 (2017) – Publikation: edition choris mundi, Zwickau 2018
  • „Mache dich auf“ für Chor, Gemeinde und Schlagwerk ort64 (2017) – Preisträgerstück beim Kompositionswettbewerb des Bistums Passau für Papst Benedikt XVI. zum 90. Geburtstag 2017 – Publikation: Allgemeiner Cäcilien-Verband für Deutschland, Regensburg 2018
  • „Ornamentum“ für Orgel und Bläser ort62 (2016) – Einspielung: CD Klingendes Bistum Passau Vol. 4, Passau 2017 – Publikation: Universal Edition, Wien 2023
  • Sonatine für Saxofonquartett ort58 (2014) – Auftragswerk zur Eröffnung der Gedenkstätte für die Opfer der NS-Euthanasie im Bezirksklinikum Mainkofen
  • „Basalt-Messe“ für Chor und Orgel ort50 (2011/12) – Publikation: Allgemeiner Cäcilien-Verband für Deutschland, Regensburg 2016
  • „Stabat mater“ für Sopran, Chor und Streichorchester ort40 (2007/08) – Publikation: Schott, Mainz 2018

Schriften (Auswahl)

  • Vom Tanz aus der Reihe. Neue Studien zum Zwiefachen. Hrsg. von Elisabeth Merklein, Philipp Ortmeier und Elmar Walter, München 2018
  • Klangvisionen. Musikalische Radierungen von Robert Kaindl-Trätzl. In: Passauer Kunst Blätter 61 (1-2018), S. 10–13
  • Geistliche Lieder aus den Stubenberger Handschriften. Praktische Singausgabe in 3 Bänden, ausgewählt und bearbeitet von Willibald Ernst, Philipp Ortmeier und Maximilian Seefelder, Landshut 2017
  • Geistliche Volksmusik im Passauer Raum. Von den Stubenberger Handschriften bis zum Röhrnbacher Weihnachtsspiel. In: Zwischen Säkularisation und Superlativ, hrsg. von Alois Brunner und Markus Eberhardt, Passau 2017, S. 50–63
  • Im Kreislauf der Natur. Werden und Vergehen in der Kunst von Verena Schönhofer. In: Passauer Kunst Blätter 60 (2-2017), S. 16–17
  • Schrammeln auf Bairisch. Auf der Suche nach Schrammelkapellen in Altbaiern. In: zwiefach, Jg. 59 (2016), Heft 1, S. 12–15
  • Fest der Farben. Gemalte Natur von Nina Seidel-Herrmann. In: Passauer Kunst Blätter 55 (1-2015), S. 10–13
  • Über die Zeiten hinweg… Das Concerto grosso bei Georg Muffat und Alfred Schnittke. In: Studien zur Barockmusik im bayerisch-österreichischen Donauraum, hrsg. von Markus Eberhardt, Stuttgart 2015, S. 111–133
  • Gedenken und Lernen. Ein Ort für die Opfer der NS-Euthanasie in Mainkofen. In: Passauer Kunst Blätter 56 (2-2015), S. 10–13
  • Frau schimpft, Mann trinkt. Geschlechterrollen und Geschlechterbilder in Volksliedtexten. In: Musik und Identität, hrsg. von Elmar Walter, München 2015, S. 279–298
  • Junge Literatur in alten Häusern. Die LiteraturFreitage im Freilichtmuseum Massing. In: Schönere Heimat, Jg. 103 (2014), S. 33–39
  • Walter Mauder 1913–1999. Hrsg. von Martin Ortmeier und Philipp Ortmeier, Passau 2014 (= Katalog zur Ausstellung in der Sankt-Anna-Kapelle Passau)
  • Auf Peter Poschs Spuren. Die Stoaberg Musi um Peter und Traudi Vordermaier. In: zwiefach, Jg. 57 (2014), Heft 5, S. 48–51
  • Skulpturen und Spielobjekte des Bildhauers Örni Poschmann. In: Passauer Kunst Blätter 51 (1-2013), S. 12–15
  • Erhalten, pflegen, fördern, verbreiten. Der Passauer Volkstanzkreis. In: zwiefach, Jg. 56 (2013), Heft 3, S. 32–34
  • Friedrich Brunner. Katalog zur Ausstellung im Diözesanmuseum Passau, Passau 2012
  • „für jeden erlern- und erlebbar …“ Musikerziehung am Institut für Hörgeschädigte in Straubing. In: zwiefach, Jg. 55 (2012), Heft 4, S. 14–16
  • NiederBayernLieder. Niederbayerische Lieder aus mündlicher und schriftlicher Überlieferung. Ausgewählt, bearbeitet und kommentiert von Philipp Ortmeier in Zusammenarbeit mit Willibald Ernst, Veronika Keglmaier und Maximilian Seefelder, Landshut 2012 (= Materialien zur musikalischen Volkskultur in Niederbayern, Bd. 11)
  • Museen in der Dreiländerregion Südböhmen, Oberösterreich, Niederbayern. Zweisprachiger Museumsführer, hrsg. von Winfried Helm, Passau 2012
  • Das Salettl. Eine untergegangene Kultstätte des Bieres und des Tanzes bekommt eine zweite Chance. In: zwiefach, Jg. 55 (2012), Heft 5, S. 20–21
  • Der Holzschnitt-Zyklus über den Räuber Kneißl von Marlene Reidel. In: Passauer Kunst Blätter 48 (2-2011), S. 12–13
  • Jungfrau mit Kind. Ein Gedicht von Robert Erbertseder und eine Lithographie von Georg Philipp Wörlen. In: Passauer Kunst Blätter 48 (2-2011), S. 28–29
  • Der Takt macht die Musik. Metrik in Liederbüchern aus Geschichte und Gegenwart. In: Sänger & Musikanten, Jg. 54 (2011), Heft 5, S. 295–299
  • Niederbayerisch-böhmische Varianten des Tanzliedes vom „Hüatamadl“. In: Sänger & Musikanten, Jg. 53 (2010), Heft 4, S. 230–235
  • Der die Glut entfacht. Lichtkunst im Schaffen von Hubert Huber. In: Passauer Kunst Blätter 46 (2-2010), S. 8–10
  • Der Figurengarten Karl Reidel in Obergangkofen. In: Passauer Kunst Blätter 45 (1-2010), S. 17–20
  • Symbol und Wirklichkeit im Schaffen von Sofia Gubaidulina. Zur Hermeneutik der Sieben Worte für Violoncello, Bajan und Streicher. Passau 2011 (= Inaugural-Dissertation an der Universität Würzburg 2010)
  • Die Wandgemälde von Walter Mauder auf Schloss Wolfstein. In: Passauer Kunst Blätter 42 (2-2008), S. 22–24
  • Das Kreuz im Schaffen von Friedrich Brunner. In: Passauer Kunst Blätter 39 (1-2007), S. 10–13
  • Josef Opitz (1890-1963). Bleibe in Finsterau. In: Passauer Kunst Blätter 40 (2-2007), S. 12–19
  • Josef Fruth. Die öffentlichen Aufträge. In: Passauer Kunst Blätter 36 (2-2005), S. 18–21

Quellen

  • Edith Rabenstein: 1000 Künstler/innen & Kulturschaffende. Biografisches Lexikon zur Passauer Stadtgeschichte. Regensburg 2019, S. 298–299

Weblinks

Anmerkungen

  1. Harmonia Unitatis e.V., gegründet 2006
  2. Website des Musée imaginaire (Bayerischer Wald)
  3. Website der Omnibus Ortmeier
  4. Das Werkverzeichnis ist bis dato nicht publiziert.