Poschinger (Adelsgeschlecht)

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Der Poschingersche Gutshof in Oberfrauenau

Die Poschinger sind in Niederbayern vor allem als Guts- und Glashüttenherren im Bayerischen Wald bekannt. Als einzige der historischen Glasherrenfamilien sind sie bis in die Gegenwart im Glasgewerbe tätig.

Geschichte

Herkunft

Es wird vermutet, dass die Familie ihren Namen von dem Gut Stefansposching erhielt, das den Bischöfen von Passau gehörte.[1][2]Bereits 1140 wird der erste Poschinger (Rapoto de Paskenger) urkundlich erwähnt. Meist wurde der Name „de Baskingin“, „de Paschinen“, „de Paschingen“, „de Posching“ etc. ausgesprochen und niedergeschrieben.

Vom 13. bis 15. Jahrhundert waren die Poschinger Ministerialen der Bischöfe von Passau und des Klosters Niederaltaich. Unterhalb von Passau erwarben sie ein Gut an der Donau, die Poschinger-Au, die heute Edlhof heißt. 1547 erhielten sie das bis heute geführte Familienwappen.

1568 wurde durch Joachim Poschinger (15231599), zuvor Pfleger auf Burg Linden und Burg Neunußberg, von den Degenbergern das Glashüttengut Zadlershütte (Zwieselau) bei Frauenau erworben. Damit begann zugleich das Wirken der Poschinger als Glashüttenherren. 1605 erwarb Joachims Sohn Paulus die Glashütte Frauenau, eine Vorgängerin der dort bis heute bestehenden Glashütte Poschinger.

Im 17. und 18. Jahrhundert

Während das Glashüttengut in Oberzwieselau 1615 verkauft wurde, blieben die Poschinger im 17. und 18. Jahrhundert Gutsherren auf Oberfrauenau. Mit der Grenzregulierung zwischen Bayern und Böhmen im Jahr 1764 verloren die Poschinger von ihrem 33.000 Tagwerk großen Grundbesitz 20.000 Tagwerk am Rachel, die Eigentum der böhmischen Kammer wurden. Als Entschädigung wurden die vier Brüder Georg Benedikt, Johann Martin, Josef Anton und Ignaz Dominikus 1790 in den Adelsstand erhoben. Im Jahr 1770 erwarben die Poschinger die ehemalige Hofmark Drachselsried mit der Schlossbrauerei. Bis 1865 blieb der Besitz in Drachselsried bei den Poschingern.

Im 19. und 20. Jahrhundert

Die Poschinger kamen 1808 durch Heirat von Benedikt I. von Poschinger (1785-1856) mit der Witwe Anna Maria Reichsedler von Hilz erneut in den Besitz des Glashüttengutes Oberzwieselau.

Benedikt, seit 1810 Ritter von Poschinger, teilte 1856 seinen Besitz unter seine beiden Söhne Benedikt II. (1812-1880) und Ferdinand I. (1815-1867) auf. Benedikt erhielt Oberzwieselau, Ferdinand das ebenfalls 6848 Tagwerk große Gut Buchenau. Dessen Sohn Ferdinand II. (1857-1821) führte die Glasproduktion in Buchenau und Spiegelhütte zur Blüte. Ferdinands II. Bruder Karl Albert (1861-1942), Oberamtsrichter in Eggenfelden, verfasste eine Geschichte der Poschinger und ihrer Güter, die 1908 als Privatdruck erschien.

Johann Michael von Poschinger (1794-1863), Gutsherr auf Frauenau und Landtagsabgeordneter, erwarb 1861 die Glashütte Theresienthal. Sein erster Sohn Johann Michael (1834-1908) heiratete 1863 Henriette Steigerwald, Tochter des Glasfabrikanten Wilhelm Steigerwald und leitete die Glasfabrik in Theresienthal. Seine Frau wurde als Henriette von Poschinger eine bekannte Glaskünstlerin. Sein vierter Sohn Eduard Ferdinand von Poschinger (1842-1917), Gutsherr auf Frauenau, erhielt 1901 die Erhebung in den bayerischen Freiherrnstand mit Namensmehrung Freiherr Poschinger von Frauenau. Sein fünfter Sohn Georg Benedikt II. von Poschinger (1845-1900) war seit 1873 Reichsrat des Königreiches Bayern.

Hippolyt von Poschinger (1908-1990), ein Enkel Eduard Ferdinands, war von 1968 bis 1982 Präsident des Bayerischen Senats. 1980 übergab er das Gut an seinen Sohn Stephan (* 1939).

Sonstiges

Im Jahre 1955 erschien, herausgegeben von Hippolyt Freiherr Poschinger von Frauenau, das Buch 350 Jahre Poschinger von Frauenau mit Beiträgen von Max Peinkofer, Ella Freifrau von Malsen-Poschinger und Hippolyt Freiherrn Poschinger.

In Drachselsried existiert eine Poschingerstraße, ebenso in Deggendorf. Auch in München gibt es eine 1906 zu Ehren von Johann Michael von Poschinger benannte Poschingerstraße mit dem Wohnhaus Thomas Manns an der Poschingerstraße 1.

Einzelnachweise

  1. Josef Blau: Die Glasmacher im Böhmer- und Bayerwald. Familienkunde, 1956, Reprint 1984, S. 169
  2. Geschichte der Familie von Poschinger

Literatur

  • Eva Chrambach: Kammzug und Pfauenauge. Geschichte der Jugendstilglashütte des Ferdinand von Poschinger in Buchenau, Morsak Verlag Grafenau 1999
  • Josef Blau: Die Glasmacher im Böhmer- und Bayerwald. Familienkunde, 1956, Reprint 1984 im Morsak-Verlag Grafenau, ISBN 3-87553-223-6
  • Josef Schaller: Chronik Zwiesel und Umgebung, Verlag A. Maier, Zwiesel, 1993

Weiterführende Literatur

  • Ingeborg Seyfert: Die Poschinger auf Frauenau, 1969
  • Ingeborg Seyfert: Daten zur Glasgeschichte der Poschinger. Eine Einladung zu einer besinnlichen Wanderung, 1990

Weblinks