Postgeschichte (Eggenfelden)

Aus RegioWiki Niederbayern
(Weitergeleitet von Postgeschichte Eggenfelden)
Wechseln zu: Navigation, Suche
Drei Gasthäuser am Stadtplatz: „Alte Post“, „Neue Post“, zweite „Neue Post“. (Foto: Archiv Haushofer)

Die Postgeschichte von Eggenfelden reicht zurück bis in das Jahr 1790. Zudem gab es in Eggenfelden drei Gasthäuser namens „Zur Post“, ein Kuriosum in der Geschichte der Stadt.

Geschichte

Ursprünge der Poststelle

Die Verschickung von Briefen und Gütern galt ursprünglich als ein dem Landesherrn, seit 1597 dem Kaiser zustehendes Hoheitsrecht. Dieses „Postregal“ für unseren weiten Bereich wurde 1615 den Fürsten Taxis überlassen.

Eggenfelden lag und liegt überregional günstig am Schnittpunkt zweier Verbindungen, Ost nach West, Nord nach Süd. Die entsprechenden Straßenzüge wurden 1766 zu „Vicinalstraßen“, zu Forststraßen, erhoben. In Eggenfelden entstand auf Drängen der Bürger eine frequentierte Poststation. Ebenso erlaubte der Landesherr, dass um 1790 „Postrelais-Stationen“ und Postexpeditionen nicht nur hier, sondern auch in Simbach und in Gangkofen eingerichtet wurden. (Relais: Verteilung der Post, auch Pferdeumspannstation; Expedition: Auslieferung der Postgüter). Bedingung war, dass in Eggenfelden ein „Poststall“ mit mindestens 16 Pferden und vier Postillionen eingerichtet wurde.

Posthalter Siegert und Kern (1790-1874)

Schon im Jahr 1790 übernahm Josef Siegert die Poststation in Eggenfelden, nachdem er Katharina Vogl, die Besitzerin des Weingasthauses (heute Stadtplatz 21), geheiratet hatte. Als Siegert 1804 starb, übernahm vier Jahre lang dessen Witwe den Postdienst, nach deren Tod 1808 für ein Jahr Xaver Glas. In diesem Jahr wurde die Post als „königlich bairische Post“ verstaatlicht. Neuer Posthalter hier wurde im August 1809 Wolfgang Kern, nachdem er die genannte Weingastwirtschaft erworben hatte; er ehelichte kurz zuvor Helena von Kießling. Beide entstammten Amtmannsfamilien. Die Kerns waren im 18. Jahrhundert auch „Diener am Hof“ in Wien. Wolfgang Kern amtierte vordem als Kastenbereiter. Er zog mit der Familie von Cham zu.

Zur Zeit des Kern war Eggenfelden eine sehr frequentierte Poststation. In 38 Richtungen soll von hier die Post weggegangen sein. „Eilwägen“ fuhren regelmäßig nach Simbach, Gangkofen, Altötting und Pfarrkirchen. 16, später 38 Pferde standen immer zum Wechseln bereit. Im Besitz der Familie befand sich auch der Wegerer bei Axöd, das „Postbauerngut“. Dort wurden die abgeschundenen Postgäule gepflegt.

Wolfgang Kern war eine angesehene Persönlichkeit, hatte kommunale Ämter inne, war 1831 bis 1834 Abgeordneter zum Landtag in München. In seinem Gasthaus „Zur Post“ nahm am 19. Oktober 1809 Kaiser Napoleon ein Abendmahl ein. Kern musste zuvor von dessen Teller essen. Vor dem Gasthof lag die Haltestelle der Post. Von dort trug die Kellnerin die Briefe aus, „wenn sie gerade Zeit hatte“.

Nach dem Tod von Kern am 9. August 1843 führte dessen Witwe Helena kurz die Post, die im Juni 1844 Sohn Karl übernahm. Helena starb ein Jahr später. Obwohl Karl Kern die Post gerne abgegeben hätte, führte er diese weiter bis zu seinem Tod am 5. Dezember 1871. Wiederum besorgte dann „dieses Geschäft“ die Witwe Josefa, die dritte Gattin, eine geborene Hertle, bis 1874. Sie lebte noch 20 Jahre. Im Jahr 1872 trennte eine staatliche Verordnung die Posthaltereien (später Postämter) von den Postexpeditionen (Auslieferung der Post, Postboten).

Der Betrieb bei der Post ging damals merklich zurück, auch deshalb, weil Posthaltereien in Gangkofen und in Simbach eingerichtet wurden. Es blieben für Eggenfelden nur noch die zweimal täglich verkehrenden „Omnibusfahrten“ nach Neuötting.

Verkauf und Entstehung der „Neuen Post“

Im Juni 1874 verkaufte die Witwe Josefa Kern den gesamten Besitz – Gasthaus „Zur Post“, das „Postgütl“ in Axöd, alle Pferde – an den Bierbräu Matthias Rechl, der von Neuötting zuzog. Er wurde Posthalter, allerdings nur für ein Jahr. Die rückläufige Entwicklung des Postgewerbes mochte Rechl veranlasst haben, nach so kurzer Zeit die Posthalterei – nicht sein Anwesen – seinem Nachbarn, dem Gastwirt Franz Rottenwöhrer, zu übergeben (heute Stadtplatz 24, Kaufhaus Maier).

Aus dem Gasthaus Rottenwöhrer wurde nun die „Neue Post“ zur Unterscheidung von der „Alten Post“ des Kern. Rottenwöhrer blieb Posthalter bis zu seinem Tod 1879. Die Post übernahm nun seine Witwe bis April 1881, dann deren Sohn Franz bis Februar 1884, dessen Witwe bis März 1886. Diese hatte schon im Dezember 1885 Johann Wagner geheiratet. Wagner blieb Posthalter 1886 bis 1899, somit bis zu seinem Tod.

Seit 1898 trug auch die Post in Eggenfelden die Bezeichnung Postamt. Nach dem Tod Wagners wurde das Postamt verlegt in das Nachbaranwesen, in das ehemalige Mairinger-Bräuanwesen, Besitzer damals Johann Wagner, später Krinninger. Auch dieses Gasthaus nahm den Namen „Neue Post“ an. Es gab nun neben der „Alten Post“ zweimal ein Gasthaus zur „Neuen Post“ (Alte Post heute Stadtplatz21, 1. Neue Post Nr. 24, 2. Neue Post Nr. 27).

Ende der herkömmlichen Post

Als im Jahr 1908 die Motor-Postlinie Eggenfelden-Neuötting eröffnet wurde, bedeutete dies das Ende der herkömmlichen Post, des alten Poststalls. Es verkehrte nur noch eine „Pferdeverbindung“ vom Stadtplatz zum Bahnhof. In der zweiten „Alten Post“ hatte die nunmehrige Stadtverwaltung zwei Parterre-Räume als „Expeditionslokale“ für jährlich 900 Mark gemietet.

Ende Juli 1912 zog die Post um in das restaurierte Rathaus, in die Parterre-Räume der ehemaligen Brot-Verkaufsstände. Am 11. November 1953 fand die Einweihung des posteigenen Gebäudes an der Landshuter Straße 50 1/4 statt. Nach Umwandlung der Post in eine „Post-AG“ im Jahr 2000 wurde in einem Geschäft am Schellenbruckplatz der Postschalter eröffnet. Das Postamt von 1953 erwarb die Aktionsgemeinschaft „Kind in Not“ zum Umbau in ein zentrales Verwaltungsgebäude.

Nach Teilung des Postdienstes 1872 (siehe oben) waren die „Postexpeditoren“, eigentlich Postboten, mit der Auslieferung der Post beschäftigt. Nacheinander waren dies ab 1872 Josef Rieger, 1873/76 Heinrich Rieger, 1876/1901 Franz Xaver Veit (Vater). Mit dem gab es Auseinandersetzungen. Veit wollte im Stadtgraben beim Pfarrhof ein Privathaus erbauen. Das konnte die Marktverwaltung nicht genehmigen wegen der vielen Brunnstuben dort, welche Teile des Ortes mit Brausewasser versorgten. Dem Vater folgte der Sohn Franz X. Veit bis 1909, dann kurz Silberbauer, ab 1910 Franz X. Stauber.

Im Jahr 1868 kam die Telegrafenverbindung Eggenfelden-Passau zustande; 1869 konnte man erstmals von der Post aus mit Morsezeichen telegrafieren. 1891 wurde der allgemein Telefondienst eingeführt und ab Januar 1892 das Telefon eingerichtet. Es bestand zunächst nur eine Verbindung nach Schönau und Wurmannsquick. Dann wurde das Netz bald weiter ausgebaut und war 1906 im wesentlichen flächendeckend. 1922 wurde im Bahnhof auf Drängen umliegender Fabrikanten eine Postzweigstelle eingerichtet, die im Krieg nach 1939 erlosch und nicht wieder errichtet wurde.

Literatur