Kloster Rinchnach

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Propstei Rinchnach, Kupferstich von Michael Wening (1645-1718), veröffentlicht 1726

Das Kloster Rinchnach war eine Propstei der Benediktinerabtei Niederaltaich in Rinchnach. Es bestand von 1012 bis 1803.

Geschichte

Gründung

Im Jahr 1011 kam der Niederaltaicher Mönch Gunther von Lalling her in die menschenleere Gegend und erbaute sich bei der heutigen Wallfahrtskirche Frauenbrünnl eine Zelle. 1012 verließ er seine Eremitenzelle und begann im Tal der Rinchnacher Ohe zusammen mit anderen Mönchen den Aufbau eines Rodungsklosters. Innerhalb weinger Jahre entstanden außer einzelnen Mönchsklausen eine Kirche und ein Klostergebäude, das einen Kapitelsaal, einen Speisesaal und eine Klosterküche beinhaltete. Alle Gebäude waren aus Holz. Am 29. August 1019 weihte Bischof Berengar die Kirche zu Ehren des heiligen Kreuzes, der Gottesmutter und des Einsiedlerpatrons Johannes des Täufers.

Vom Mutterkloster Niederaltaich über Hengersberg nach Rinchnach entstand der Gunthersteig, der zu einem wichtigen Handelsweg wurde. Von Rinchnach aus legten Gunther und die anderen Mönche den Weg in Richtung des Böhmweges an, auf den er in der Nähe des heutigen Zwiesel traf.

Gebietsschenkung

Im Jahr 1029 erlangte Gunther auf dem Fürstentag zu Augsburg eine Gebietsschenkung durch Kaiser Konrad II., welche den Bestand des jungen Klosters für die Zukunft sicherte. Das rund 200 km² große siedlungsleere Schenkungsgebiet im Bayerischen Wald sollte durch das Kloster Rinchnach erschlossen werden.

Auf Wunsch Gunthers schenkte Kaiser Heinrich III. auf dem Hoftag zu Augsburg mit der am 17. Januar 1040 ausgestellten Urkunde die Kirche Rinchnach samt ihrem Besitz dem Kloster Niederaltaich. Die Grundherrschaftsrechte und der Besitz blieben aber bei der nunmehrigen Propstei Rinchnach. Die Schenkung von 1029 wurde in der Urkunde, in der erstmals der Orstsname „Rimichinana“, abgeleitet von dem Fluss „Rimminaha“ (Rinchnacher Ohe) erwähnt wird, bestätigt.

Mittelalterliches Kloster

1240 fiel Graf Albert IV. von Bogen in das Gebiet der Propstei ein und brannte die Klostergebäude samt Kirche nieder. Sie wurden ab 1243 unter Propst Rutlieb wiederaufgebaut. Erst mit der Hilfe von Herzog Otto II., der mit seiner Gemahlin Agnes die Klosterruine besuchte, konnte das Werk vollendet werden.

Am 12. August 1255 wurde die wiederhergestellte Kirche mit vier Altären von Bischof Otto von Lonsdorf konsekriert. 1298 verlieh Herzog Otto III. der Propstei zur Wiedergutmachung des Schadens, den ihr der umwohnende Adel zugefügt hatte, den ganzen Markt Regen mit allen Rechten, das Hochgericht ausgenommen. 1321 verliehen am Tag der Apostel Simon und Judas die Herzöge Heinrich und Otto der Propstei die Bierbraugerechtigkeit und das Recht, Bier sowie Wein unbeschränkt zu verschleißen. Zudem durfte die Propstei von nun an Speisegetreide verkaufen.

Konflikt mit den Degenbergern

1417 hatte das Kloster Rinchnach ungefähr 300 Untertanen. 1430 bestätigte Herzog Heinrich der Reiche der Propstei alle ihre Gnaden, Freiheiten und Zubehör. Dennoch bekam die Propstei und das Mutterkloster Niederaltaich zunehmend Streit mit den Herren von Degenberg, die Ansprüche auf Zwiesel und Frauenau geltend machten.

Am 5. Sonntag nach Ostern des Jahres 1438 weihte der Passauer Weihbischof Matthias von Krummau eine neue Klosterkirche. Nach dem Böcklerkrieg von 1468 bekannte Herzog Albrecht IV. am 31. Juli 1472, dass er auf inständiges Bitten des Abtes von Niederaltaich das ganze Zwieseler und Frauenauer Gebiet dem Abt unter der Obrigkeit des Propstes von Rinchnach übergeben habe.

1492 nahm Hans V. von Degenberg im Löwlerkrieg die Propstei ein. 1503 erhielt die Propstei vom Kloster Niederaltaich das Recht übertragen, Missetäter auf ihrem Gebiet anzuhalten, einzusperren und an die zuständige Stelle auszuliefern. Am 10. November 1517 bestätigten Herzog Wilhelm IV. und sein Bruder Ludwig X. der Propstei die niedere Gerichtsbarkeit.

Am 2. Februar 1539 akzeptierte das Kloster den Vermittlungsvorschlag von Herzog Ludwig X. zur Beendigung des hundertjährigen Streits mit den Degenbergern um die Herrschaft Zwiesel. Für 3500 Gulden und 50 Gulden Zinsgeld trat das Kloster die Grundherrschaft einschließlich der Maut und alle weiteren Rechte an die Degenberger ab. Am 7. Januar 1540 wurde die Übergabe vollzogen.

Dreißigjähriger Krieg

Am 25. März 1597 brannten die Klosterkirche und das ganze Propsteigebäude ab. Sie wurden aber bald wieder aufgebaut. 1641 erschienen die Schweden im Kloster, die bereits 1633 den Markt Regen niedergebrannt hatten. Sie plünderten das Kloster und führten den Pater Senior Vitalis Bärtl mit Gewalt fort. Nachdem er im Gefängnis verhungert war, warfen sie ihn bei Straubing den Hunden vor. Zwiesel und abermals Regen wurden niedergebrannt. Während des Dreißigjährigen Krieges, der 1648 endete, wurden die Mönche vertrieben, gefangen oder durch die Pest hinweggerafft.

1652 verweigerten die Untertanen von Rinchnach und Kirchberg dem Kloster Zins- und Dienstgetreide. Ein kurfürstlicher Befehl vom 13. Oktober 1652 sorgte dafür, dass die Hauptverantwortlichen an den Pranger gestellt und abgestraft wurden. Am 2. Juni 1693 schlug der Blitz in den Kirchturm ein. Die Kirche und sämtliche Klostergebäude brannten nieder.

Spanischer und Österreichischer Erbfolgekrieg

1703 verwüsteten im Spanischen Erbfolgekrieg österreichische Truppen unter Graf Schulenburg die Propstei. 1708 wurde die Propstei samt Bräu- und Richterhaus neu erbaut. Unter Propst Placidus Haiden ließ Abt Joscio Hamberger von Niederaltaich von 1727 bis 1732 durch Johann Michael Fischer die noch heute vorhandene Kirche St. Johannes der Täufer bauen. Auch mehrere Ökonomiegebäude und eine Mauer, die das Kloster umgab, wurden errichtet. Am 10. Mai 1732 weihte Abt Joscio Hamberger die neue Kirche ein. 1732 wurden die Leiber des hl. Athanasius und der hl. Barbara, die man in Rom erhalten hatte, feierlich in der Propsteikirche beigesetzt.

Unter Propst Franz Edler von Dyrnhard tobte der Österreichische Erbfolgekrieg. Ende Juli und im August 1742 hielt sich Franz von der Trenck mit seinen Panduren in Rinchnach auf, verschonte aber das Kloster. Im August 1743 quartierten sich bayerische Soldaten in der Propstei ein, rissen die Viehställe nieder, schlachteten die Schweine und beleidigten den Propst.

Am 14. Dezember 1766 wurde die Wallfahrtskirche Frauenbrünnl von Abt Augustin II. Ziegler eingeweiht. 1780 baute die Propstei ein Armenhaus. Am 15. April 1799 brannten das Bräuhaus, Schulhaus und mehrere zur Propstei gehörende Gebäude ab.

Aufhebung

Am 21. März 1803 erfolgte die Aufhebung der Propstei Rinchnach im Zuge der Säkularisation. Freiherr von Pechmann war als Lokalkommissar mit der Aufhebung beauftragt. Ihm folgte am 26. März 1804 Landrichter Schuch auf diesem Posten.

Am 2. September 1804 ersteigerte Franz Dietrich für 23030 Gulden das Bräuhaus mit den dazugehörenden Nebengebäuden und Grundstücken. Von der Klosterbibliothek wurden fünf Kisten voller Bücher an die kurfürstliche Landesdirektion nach München geschickt. Die restlichen 15,5 Zentner Bücher wurden am 12. Mai 1807 für 45 Kreuzer pro Zentner an zwei Käufer abgegeben. Am 13. Juli bekamen die 30 Rinchnacher Häuslerfamilien unentgeltlich je drei Tagwerk Feld- und Wiesengründe. Der Maierhof wurde von einem Zusammenschluss von 12 Käufern um 8000 Gulden ersteigert.

Bei der Säkularisation standen 309 Höfe mit 3800 Hektar Grund im Eigentum des Klosters, und an weiteren 130 Höfen mit annähernd 1890 Hektar hatte es Zehentbesitz.

Propst von Rinchnach

Siehe Hauptartikel: Propst von Rinchnach

Literatur

  • Sven Bauer: Kloster Rinchnach. Seine Geschichte von der Gründung bis zur Säkularisation, nach Gotthard Oswald: Das Kloster Rinchnach, 1903. Herausgegeben von Ursula Grabmaier, Vertrieb Morsak Verlag Grafenau; Rinchnach 2011, ISBN 978-3-86512-023-6