Räuber Heigl

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Das Cower des Romans Räuber Heigl von Manfred Böckl.

Räuber Heigl ist eine historische Gestalt, über die es wenige Quellen und viele Histörchen, also mündliche Überlieferungen, gibt. 2008 schrieb der Autor Manfred Böckl, gebürtiger Landauer, der in Perlesreut im Bayerischen Wald lebt, einen Roman über Räuber Heigl, der die Geschichte verarbeitet und genug Spielraum für die Fiktion über einen legendären Mann lässt, der in einer Reihe mit den oberbayerischen Gestalten Räuber Kneißl und Wildschütz Jennerwein genannt wird. Über beide hat Böckl schon geschrieben.

Historische Person

Michael Heigl, der Höhlenmensch vom Kaitersberg (heute zur Oberpfalz), lebte im 19. Jahrhundert und war der Sohn von armen Tagelöhnern. Er arbeitete als Waldhüter, Bauernknecht, Schlosserlehrling und Hausierer. Kötzting, Regensburg, Straubing und Deggendorf werden zu Schauplätzen des Romans. Als Hausierer hat der 19-jährige Heigl auch „eine gute Zeit gehabt“. Sein Sinn für Gerechtigkeit beherrscht den Buben schon seit seiner Kindheit. Die Not macht ihn zum Räuber. Seine innere Rebellion nimmt ihren Anfang in ungerechter Behandlung in der Kindheit und mündet in einen Hass gegen die Obrigkeit, als er sich in Kötzting zu Unrecht verurteilt sieht. Er kann auf den Kaitersberg fliehen.

1854 wird er gefasst und zum Tode verurteilt. König Max II. von Bayern begnadigt ihn. Räuber Heigl wird im Gefängnis durch einen Mitgefangenen getötet.

Verwebung von Fiktion und Historie

Das ist ein Stoff, wie ihn Manfred Böckl ideal findet: Er kann also aus dem Vollen schöpfen und einen Roman schaffen, der die Person Heigl näher eingrenzt. Der letzte Blick des Räubers war „strahlend hell“, als „leuchteten diese Augen in eine Zukunft hinein, in der man Raub, Mord und Gewalt nicht mehr kannte, weil es Reiche und Arme, Unterdrückte und Unterdrücker nicht mehr gab - und der Mensch deswegen nicht länger der Wolf des Menschen zu sein brauchte.“ Das ist ein typischer Böckl-Schluss mit einer handfesten Sozialutopie.

Der historische Roman wird in distanzierter Erzählhaltung in 27 Kapiteln erzählt. Das soziale Moment trägt durch den gesamten Roman. Michael Heigl ist ein Robin Hood, der seine Beute mit den Ärmsten teilt. Und die Tagelöhner, Hausierer und Landstreicher aus dem Kötztinger und Viechtacher Winkel trauern ehrlich, als Heigl gefasst wird, weil er „Herz und Barmherzigkeit“ zeigte. Die Atmosphäre des Romans ist dicht und wird auch durch viele Landschaftsbilder bestimmt; die Situationen werden nuancenreich, drastisch und deftig beschrieben; die Liebe kommt bei Böckl auch nie zu kurz; auch da bietet Heigl eine gute Steilvorlage, hatte er doch mit der Mirl und der Resl insgesamt sieben Kinder, „in Unzucht“ geboren, wie es damals hieß. Michael Heigls Kampf gegen die Obrigkeit und für Gerechtigkeit, seine Flucht, bei der er 400 Verfolger abschütteln konnte, und sein gewaltsamer Tod 1857 im Zuchthaus Au in München machten den Sozialrebellen endgültig zu einer Lichtgestalt in der Literatur. Manfred Böckl hat ihm mit seinem Roman ein spannendes Denkmal gesetzt.

Literatur