Rudolf von Scholtz

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Rudolf von Scholtz

Rudolf von Scholtz (* 22. September 1890 in Wiesbaden; † 10. März 1956 in München) war von 1945 bis 1946 Oberbürgermeister der Stadt Passau. Er ist Namensgeber der Rudolf-von-Scholtz-Straße in Passau-Kohlbruck.

Leben und Wirken

Jugend, Kriegsdienst und Beruf

Der 1890 in Wiesbaden geborene Scholtz verbrachte seine Jugend in St. Petersburg, wo er von 1901 bis 1905 das deutsche Gymnasium besuchte. 1905 übersiedelte er mit seinen Eltern nach Weimar, wo er 1910 das Abitur ablegte. Im Anschluss daran studierte er Philologie und Philosophie an den Universitäten in Leipzig, Jena und München. Von 1914 bis 1918 war er als Leutnant zuerst in Polen stationiert, bevor er ab 1916 in Folge einer schweren Verwundung als Nachrichtenoffizier und Dolmetscher für Russisch bei der Obersten Heeresleitung in Berlin diente. Nach dem Ersten Weltkrieg war er Gesandter des Deutschen Reichs in Stockholm und Helsinki. Ab 1920 wirkte er in Riederau am Ammersee als freier Schriftsteller, zwischen 1924 und 1926 bewirtschaftete er mit Freunden einen gepachteten landwirtschaftlichen Betrieb in Finnland.

Von 1926 bis 1933 war Scholtz Rundfunkredakteur in München und zuletzt Leiter der Nachrichtenabteilung. Die Zusammenarbeit mit den Nazis lehnte er 1933 ab, hauste stattdessen in einer alten Fährmannskate in Neuburg am Inn und versuchte sich als Übersetzer, vor allem aus dem Englischen, sowie als Lektor bei der Deutschen Verlagsanstalt durchzubringen. Nach Kriegende war er im Zusammenhang mit der Umbettung der ermordeten russischen Kriegsgefangenen mit den Amerikanern in Kontakt gekommen.

Wirken in Passau

Am 13. September 1945 berief ihn die US-amerikanische Militärregierung zum Oberbürgermeister von Passau. Die zehn Monate seines Wirkens in Passau waren geprägt von der schweren Nachkriegszeit mit großer Lebensmittelknappheit, Brennstoffmangel und dem Kampf gegen Typhus; dazu die Bewältigung der Flüchtlingsströme – Passau zählte damals 70.000 Einwohner – und die Wiedereröffnung der Schulen.

Bereits in einem Schreiben vom 6. November 1945 an die Regierung von Niederbayern und der Oberpfalz griff Scholtz frühere Eingemeindungsbestrebungen wieder auf. Er schilderte die Vorteile einer Eingemeindung von Hacklberg, Grubweg und Hals aus wirtschaftlicher und kultureller Sicht. Dieses Vorhaben wäre aber nur durch eine geeignete Entschädigung des Landkreises Passau durchführbar gewesen und wurde nicht verwirklicht.

Die Passauer akzeptierten ihn dennoch nicht als einen der ihren: Sie grollten ihm wegen seiner konsequenten Haltung bei der Entnazifizierung, lehnten ihn als „Ausländer“ und „Preußen“ ab. Am 7. August 1946 wurde der Stadtkämmereikassier Heinz Wagner zum neuen Oberbürgermeister gewählt, der Ende September sein Amt antrat. Bereits am 26. Juli 1946 war Rudolf von Scholtz zum Sendeleiter von Radio München berufen worden, ab 1947 bis zu seinem Tod war er Intendant des Bayerischen Rundfunks.

Am 10. März 1956 starb Rudolf von Scholtz in München. In Passau-Kohlbruck erinnert die Rudolf-von-Scholtz-Straße an den geradlinigen Mann, der in schwerer Zeit die Basis für den Wiederaufbau des Gemeinwesens legte.

Auszeichnungen

Literatur

  • Manfred Hörner: Scholtz, Rudolf von. In: Karl Bosl (Hrsg.): Bosls bayerische Biographie Ergänzungsband. 1000 Persönlichkeiten aus 15 Jahrhunderten. Regensburg 1988, ISBN 3-7917-1162-8 (S. 150)
  • Franz Mader, Stadtarchiv Passau: Tausend Passauer. Passau 1995, ISBN 3-924484-98-8 (S. 208 f.)
  • Franz Mader: Die Geschichte der Eingemeindungen nach Passau. In: Der Passauer Wolf, Band 7, Schriftenreiche des Stadtarchivs Passau, 1997, ISBN 3-929350-29-7
  • Albert Scharf: Scholtz, Rudolf von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB) Band 23, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3 (S. 448 f.)
  • Wolfgang Lampelsdorfer: Manager für den Neustart. In: Passauer Neue Presse vom 29. November 2016 (S. 21)

Weblinks