Scherrle-Reisen

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Ein Bus der Firma Scherrle-Reisen mit Fritz Stadler am Lenkrad umrundet im Mai 1978 den Nürburgring.

Scherrle-Reisen, genau Scherrle-Reisen Stadler KG, war ein von 1948 bis 2012 bestehendes Fürstenzeller Familien-Unternehmen.

Geschichte

Anfangsjahre

Begründet wurde die Firma am 1. Oktober 1945 Reserl und Hans Scherrle. Dieser hatte sich eigenhändig einen Omnibus gebaut, der mit Holzgas betrieben wurde. Darin kutschierte er Fahrgäste von Fürstenzell zum zwei Kilometer entfernten Bahnhof in Aspertsham. So kam das kleine Unternehmen ins Rollen und nahm – parallel zum wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland nach dem Krieg – Fahrt auf. Schon 1956/57 wurden die ersten Ausflugsreisen organisiert: Damals ging es für drei, vier Tage an den Gardasee, nach Limone oder Nago di Garda. Diese Ausflugsfahrten waren ein wichtiges Standbein der Firma, ein anderes der Werksverkehr der Firma Stahlgruber. Frühmorgens und am späten Abend mussten die Schichtarbeiter ins Werk und zurück in ihre Wohnorte gefahren werden. Drei bis vier Touren waren das, nach Jägerwirth, in Richtung Schmidham und Pocking, Neuhaus am Inn und Engertsham. Für das Unternehmen war es ein lohnender Dauer-Auftrag – ebenso wie der Schulbusverkehr. Scherrle-Reisen war damals die erste Firma im Landkreis Passau, die eine Buslinie übernommen hat: Von den Fürstenzeller Maristenpatres hatte sie den Auftrag bekommen, Schüler aus der Umgebung zum Gymnasium und zur Heimvolksschule und nach Schulschluss wieder heim zu bringen.

Eigentümerwechsel

So gingen die Jahre dahin, der Fuhrpark vergrößerte sich, die Fahrzeuge wurden moderner. Und auch personell wurde der Generationswechsel vollzogen: Zum 1. Januar 1984 kaufte die Nichte der Scherrles, Johanna Stadler, gemeinsam mit ihrem Mann Fritz Stadler den Betrieb. Beide führten ihn fortan – der Name Scherrle-Reisen freilich blieb erhalten. Auch die neuen Eigentümer vergrößerten das Busunternehmen: Weil das Firmengelände an der Gartenstraße zu klein wurde, bauten die Stadlers 1985 an der Abt-Bachmayer-Straße eine neue Halle für die Omnibus-Flotte samt eigener Werkstatt. 1990 trat auch Tochter Andrea nach ihrer Ausbildung ins Unternehmen ein: Sie schmiss fortan das Büro und sprang als „Ersatzmann“ ein, wenn ein Fahrer ausfiel. Sogar hochschwanger saß die Mutter zweier Töchter am Steuer, als ein Busfahrer krank wurde. Und natürlich lenkte auch ihr Ehemann Franz ganze 15 Jahre die Busse des Familienbetriebes.

Niedergang

Der Anfang vom Ende von Scherrle-Reisen kam 2004, als die Firma Stahlgruber nach 47 Jahren ihren Werksverkehr einstellte – ein enormer Verlust an Fahrleistungen. Zudem verschlechterten sich auch andere Rahmenbedingungen zusehends: Die Auslastung bei den Schulbusfahrten wurde geringer, dafür stiegen die Preise. Manche Verträge dafür seien ausgehandelt worden, als der Liter Diesel 70 Pfennig kostete, inzwischen lag der Preis allerdings bei 1,50 Euro. Mit staatlichen Zuschüssen bei Investitionen konnte der Familienbetrieb nicht rechnen, denn er bediente zwar Linien im öffentlichen Nahverkehr, aber nicht eigenständig, sondern nur als Subunternehmer. Und schließlich florierten auch die Vereinsfahrten nicht mehr wie gewohnt.

Zunächst suchten die Stadlers einen Nachfolger, der den Betrieb übernehmen würde. Nachdem sich niemand passendes fand, begann Anfang 2012 die Auflösung der Firma. Nach 67 Jahren und mehr als einer Milliarde gefahrener Kilometer wurde im September 2012 der Betrieb eingestellt. Alle acht Mitarbeiter, die das Unternehmen zuletzt beschäftigt hatte, haben nahtlos eine neue Anstellung gefunden. Die zuletzt zehn Busse wurden verkauft; das älteste Fahrzeug ging nach Afghanistan, ein anderes nach Marokko.

Kontakt

Scherrle-Reisen Stadler KG
Gartenstraße 12
94081 Fürstenzell

Literatur