Schildthurn

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Die Wallfahrtskirche St. Ägidius und die Leonhardikapelle

Schildthurn ist ein Ortsteil der Gemeinde Zeilarn im niederbayerischen Landkreis Rottal-Inn. Bis 1971 bildete Schildthurn eine selbstständige Gemeinde.

Lage

Schildthurn liegt 1,5 Kilometer östlich von Zeilarn an der Staatsstraße 2590 im Isar-Inn-Hügelland. Der 78 Meter hohe Kirchturm ist weitum zu sehen.

Geschichte

Schon im 9. Jahrhundert wird Schildthurn als Edelsitz in Salzburger Urkunden genannt. Alte Schreibweisen sind Sciltaria, Schiltarum und Schiltarn. Die Edlen von Sciltaren werden von 1076 bis 1221 vielfach als Zeugen in Urkunden der Klöster Asbach, Raitenhaslach und Vornbach aufgeführt. Danach dürfte Schildthurn in den Besitz der Grafen von Leonberg gekommen sein.

Bereits 1237 soll von den Grafen von Leonberg eine erste Kirche erbaut worden sein. Der jetzige spätgotische Bau entstand im 15. Jahrhundert. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wird Schildthurn als eine der ältesten „Kirchfahrten“ bezeichnet. Verehrt wurden die Jungfrauen Einbeth, Warbeth und Vilbeth, später die Gottesmutter Maria und, in der Kapelle neben der Kirche, der Viehpatron St. Leonhard. Damit verbunden war auch ein Leonhardiritt.

In Schildthurn war bei einem Kinderwunsch das "Wiegenschutzen" üblich, das Bewegen einer großen hölzernen Wiege unter der Empore. Zum Dank für erfüllte Kinderwünsche wurden versilberte Wiegen gespendet. 1707 entstand eine Rosenkranzbruderschaft.

Die Wallfahrt blühte besonders im 18. Jahrhundert, doch beeinflusst von der Aufklärung wurde 1796 vom Kurfürstentum Bayern die Abgabe der Votivwiegen gefordert. Alle zwanzig bis dreißig Votivwiegen wurden zur Herstellung von Münzen verwendet. Um 1870 ließ der Passauer Bischof Heinrich von Hofstätter auch die Wallfahrtswiege entfernen. Nur die letzte Votivwiege aus dem Jahr 1868 hat sich erhalten.

Politisch gehörte Schildthurn in kurbayerischer Zeit zur Obmannschaft Zeilarn. Mit der Instruktion vom 13. Mai 1808 entstand der Steuerdistrikt Schildthurn als einer von 41 Steuerdistrikten im Landgericht Eggenfelden. 1818 wurde daraus die Gemeinde Schildthurn mit 29 Ortsteilen gebildet. Mit Verordnung von 24. September 1840 wurde die Gemeinde aus dem Landgericht Eggenfelden gelöst und dem Landgericht Simbach zugeteilt.

Am 1. April 1971 wurde im Zuge der Gebietsreform die Gemeinde Schildthurn mit den Gemeinden Gumpersdorf und Obertürken zur neuen Gemeinde Zeilarn zusammmengelegt.

Sehenswürdigkeiten

  • Wallfahrtskirche St. Ägidius. Die Nebenkirche der Pfarrei Zeilarn wurde vor 1460 erbaut. Der mit 78 Metern ungewöhnlich hohe Turm, wovon der Turmhelm allein 30 Meter hoch ist, wurde 1531 fertiggestellt. Er hat fünf quadratische und vier achteckige Stockwerke, das vierte und fünfte Stockwerk besitzt rundbogige Blendarkaden, die oberen Stockwerke sind mit spitzbogigen Blenden und lilienförmigem Maßwerk ausgestattet. Die große Glocke wurde laut Inschrift 1531 gegossen. An der Ostwand des Chores befinden sich spätgotische Wandmalereien aus der Mitte des 15. Jahrhunderts von herausragender Qualität. Der Hochaltar und die Kanzel entstanden 1660. Die spätbarocken Seitenaltäre mit Bildschnitzereien von Wenzeslaus Jorhan sind aus dem Jahr 1730. Die Deckengemälde schuf Ignatius Kaufmann 1755.
  • Leonhardikapelle. Die Kapelle neben der Wallfahrtskirche wurde im ausgehenden 15. Jahrhundert möglicherweise vom Meister von Taubenbach gebaut. Der Turm erhielt erst 1833 seine jetzige Höhe. Die Kapelle ist barockisiert mit einem Altar von ca. 1670. Das Deckengemälde zeigt Menschen, die die Fürbitte des hl. Leonhard anrufen.

Vereine

  • FFW Schildthurn e.V., gegründet 1885
  • Pantoffelclub Schildthurn, ein 1981 gegründeter Stammtisch
  • Schützengesellschaft Schildthurn e.V., gegründet 1950
  • VDK Schildthurn

Literatur

  • Markus T. Huber, Matthias Weniger: Gotische Wandbilder in Schildthurn, Neumarkt sowie Burgkirchen am Wald und die Salzburger Malerei um Conrad Laib. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 63, H. 3/4, S. 183-195, 359
  • Donatus Moosauer, Günther Michler, Ulrich Pietrusky: Niederbayern – im Fluge neu entdeckt, Morsak Verlag, Grafenau, 2. Aufl. 1982, ISBN 3-87553-135-3

Weblinks