Schwanenkirchen

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Die Pfarrkirche St. Laurentius und St. Gotthard

Schwanenkirchen ist ein Ortsteil der Gemeinde Hengersberg im niederbayerischen Landkreis Deggendorf und war bis zur Gebietsreform 1971 eine selbstständige Gemeinde.

Lage

Das Pfarrdorf auf einem fruchtbaren Bergrücken mit der weithin sichtbaren Kirche liegt etwa vier Kilometer südöstlich von Hengersberg nördlich der Bundesautobahn 3 an der Staatsstraße Hengersberg–Iggensbach.

Geschichte

Bereits 857 wird Sweinaha (Schweinach) erstmals erwähnt - in einer Urkunde Kaiser Ludwigs des Deutschen vom 18. August 857 (MGH D LdD Nr. 86) - und ist damit eine der ältesten Ortschaften links der Donau. Sweinachirchen kam in den Besitz der Bischöfe von Passau, die es von 1159 bis 1684 ihrem Domkapitel überließen. Im 14. Jahrhundert bildete Schwanenkirchen eine Hofmark. Zur Urpfarrei Schwanenkirchen, welche den Mittelpunkt des Schweinachgaues bildete, gehörten die Orte Iggensbach, Grattersdorf, Schöllnach, Riggerding, Zenting und Ranfels, die im 17. Jahrhundert zu selbstständigen Pfarreien erhoben wurden.

Im Österreichischen Erbfolgekrieg plünderten am 25. Mai und am 29. Juni 1742 österreichische Husaren den Ort. In der Zeit von 1741 bis 1750 fiel die Hälfte der etwa 1.300 Seelen zählenden Pfarrei der Pest zum Opfer. Um 1875 bestand eine Schule in Schwanenkirchen. Wegen der Zunahme der Schülerzahl erbaute man im Jahre 1887 die von Domkapitular Franz X. Loibl und Professor Franz Leitl (beide gebürtige Schwanenkirchner) gestiftete „Klostermädchenschule“, die von den Armen Schulschwestern geleitet wurde. Am 1. August 1914 erhielt Schwanenkirchen mit der Eröffnung des letzten Teilstücks Hengersberg–Eging der Bahnstrecke Deggendorf–Kalteneck einen Eisenbahnanschluss.

Von 1895 bis 1935 und erneut von 1945 bis 1958 wurde bei Schwanenkirchen Braunkohle abgebaut. Bergbauingenieur Max Hebecker, der 1929 das Bergwerk ersteigert hatte, machte den Namen Schwanenkirchens zur Zeit der Weltwirtschaftskrise in ganz Deutschland durch das Tauschgeld Wära bekannt. Aufgrund einer Notverordnung vom 30. Oktober 1931 wurde die Wära als Notgeld verboten. Nach dem Zweiten Weltkrieg betrieb die Niederbayerische Montan GmbH den Kohlebergbau in Schwanenkirchen. Über fünf Millionen Tonnen Braunkohle lagern noch in der Tertiärbucht von Hengersberg-Schwanenkirchen, deren Abbau jedoch derzeit als nicht rentabel erscheint.

Als man beim Bau der BAB in den 1970er Jahren zwischen Schwanenkirchen und Hörgolding eine Schneise durch den Hügel grub, wurde das Braunkohleflöz angeschnitten, das offensichtlich unter dem Dorf nach Süden streicht. Seine Stärke betrug ca. 80-100 cm. Es war ein paar Wochen lang sichtbar, bis es dann durch die neu angelegte Böschung zugedeckt wurde.

Im Zuge der Gebietsreform kam die Gemeinde Schwanenkirchen am 1. April 1971 zu Hengersberg. Am 2. September 2002 wurde der Abschnitt Hengersberg–Eging der Bahnstrecke stillgelegt. Nach dem Abbau der Gleise erbaute man auf der Trasse den 2006 eröffneten Donau-Ilz-Radweg.

Sehenswürdigkeiten

Die Pfarrkirche "St. Laurentius und St. Gotthard" besteht aus dem gotischen Presbyterium und dem in den 1850er Jahren erbauten neugotischen Kirchenschiff. Bei der Renovierung in den 1990er Jahren konnten Teile der neugotischen Ausstattung von 1854, die durch nachkonziliaren Reformeifer beseitigt worden waren, wieder zurückgeführt werden: die beiden Seitenaltäre mit den Gemälden "Rosenkranz-Madonna" und "Tod des hl. Joseph", sowie die Reliefs von vier Kirchenlehrern an der Wand des Ambo. Im Presbyterium wurde das große Kreuz aus Kalksandstein von Leopold Hafner beibehalten.

Seit dem Dezember 2010 besitzt die Pfarrkirche eine von der Firma Rieger erbaute Orgel mit achtzehn klingenden Registern auf zwei Manualen und Pedal, mit mechanischer Traktur, im denkmalgeschützten neugotischen Prospekt.

In der Nähe des Ortes und zur Pfarrei gehörig liegt das Dorf Reichersdorf. Hier wurde gemäß der legendenhaften Überlieferung im Jahr 960 der heilige Gotthard geboren. Im dortigen Godlhof zeigt man ein Gotthard-Zimmer.

An ihn erinnert im gleichen Ort die Gotthardkapelle, ein neugotischer Bau aus den 1850er Jahren, welcher die kleine Holzkapelle ersetzte, die der Niederaltaicher Abt Paulus Gmainer im 16. Jahrhundert hatte errichen lassen.

In dem zur Pfarrei Schwanenkirchen gehörenden Dorf Rickering liegt der Messererhof (früher Ratzingerhof), in dem im Jahr 1877 Josef Ratzinger, der Vater von Papst Benedikt XVI., geboren wurde.

Bildung und Erziehung

Schwanenkirchen besitzt einen Kindergarten und eine Grundschule.

Vereine

  • VdK-Ortsverband Schwanenkirchen
  • SV-Schwanenkirchen, gegründet am 16. Juni 1960
  • Seniorenclub Schwanenkirchen
  • Krieger u. Reservistenverein Schwanenkirchen
  • Kath. Frauenbund Schwanenkirchen
  • Kath.Junge Gemeinde Schwanenkirchen
  • FFW-Schwanenkirchen
  • FC Bayern Fanclub Schwanenkirchen`04
  • Bauernka. u. A. Schwanenkirchen

Literatur

  • Joseph Klämpfl: Der ehemalige Schweinach- und Quinzingau. Eine historisch-topographische Beschreibung, 1855, Nachdruck 1993, Neue Presse Verlags-GmbH, Passau, ISBN 3-924484-73-2