Sebastiani-Bruderschaft

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Eine Sebastiani-Bruderschaft gab es im 16. Jahrhundert in Rotthalmünster und Weihmörting.

Sebastian

Palasthauptmann Sebastian war Soldat mit Leib und Seele. Kaiser Diokletian selbst ließ seinem vertrauten Freund freie Hand. Auf Sebastian war Verlass; er war taub gegen Intrigen und Verschwörungen. Seiner Wachsamkeit entgingen nicht die Gefahrenzeichen aus dem Orient. Seit Jahren schon hetzte der Cäsar Galerius zu planmäßiger Ausrottung des verhassten Urchristentums.

Hatte Sebastians Sorge bisher hauptsächlich den Armen gegolten, so sah man ihn jetzt bei Tag und Nacht in den mit Christen überfüllten Gefängnissen. Hofbeamte mahnten den als Christ bekannten Offizier zur Vorsicht. Dennoch wagte er sich bei einer Gelegenheit zu weit vor, indem er vor dem Tribunal heftig auf einige Angeklagte einsprach, als diese ihr Glaubensbekenntnis widerrufen wollten. Der Richter ließ ihn sofort verhaften. Man verurteilte Sebastian zum Soldatentod durch Erschießen. Er nahm das Urteil tapfer auf sich; nur gegen den Vorwurf des Verrates verteidigte er sich mit wenigen ruhigen Sätzen.

In Sebastians Leben lässt sich schwer unterscheiden, was Legende, was geschichtliche Tatsache ist. Fest steht, dass er als Märtyrer seiner Überzeugung gefallen ist. Der Zusammenhang mit dem Erschießen hat ihn im Mittelalter zum Heiligen der Schützen gemacht. Besonders im Altbayerischen wurden Buben nach ihm getauft, sind häufig „Wastl“ zu finden.

Eine noch wichtigere Rolle spielt Sebastian als Pestpatron, besonders in den Pestjahren des Dreißigjährigen Krieges. Zahllos sind die Sebastians-Kapellen und -Bruderschaften, welche in dieser schlimmen Zeit entstanden. Der von einer höheren Macht auf Menschen abgeschossene Pfeil galt schon im Altertum als Träger einer plötzlichen Krankheit, also auch der Seuchenkrankheit. Der Pfeil war ein Sinnbild der Pest. Weil nun einmal Sebastian mit Pfeilen zu tun hat, trat er unter die Schutzheiligen gegen die „Pestilenz“. Früher wurden silberne, meist aber zinnerne Sebastianspfeile gegen Ansteckung und „gachen Tod“ verkauft. Damals gelobten die Bürger unserer Märkte, dem hl. Pestpatron Sebastian zu Ehren alljährlich eine Prozession zu halten, wenn auf seine Fürbitte hin „das große Sterben“ aufhöre.

Geschichte

Um Gottes Schutz in schweren Zeiten zu haben, entstanden auch die Sebastiani-Bruderschaften in Rotthalmünster und Weihmörting.

Durch die Verehrung Sebastians als Patron der Kranken erflehte man Hilfe in Not und Krankheitsgefahren. Die Sebastianibruderschaft in Rotthalmünster ist altehrwürdig. Die Stiftungsurkunde, ausgestellt von Kammerer und Rat des Marktes mit dem Stifter, dem Priester Hans Penkmeier, trägt die Jahreszahl 1521. Diese Stiftung ist durch Urkunde bestätigt von Abt Wolfgang Marius von Kloster Aldersbach.

Die Bürgerschaft Rotthalmünsters beteiligte sich eifrigst am Bruderschaftsleben, wie die alten Rechnungen im Staatsarchiv Landshut beweisen. Es war ein eigener Sebastianialtar in der Pfarrkirche, einige Zeit sogar damit ein Benefizium mit einem eigenen Priester verbunden. Mit dem gesammelten Vermögen hat die Bruderschaft (= kirchliche Vereinigung) wiederholt dem Markt und der Bürgerschaft ausgeholfen, damit sie ihre schweren Kriegskontributionen leisten konnten.

Auch später noch kamen Seuchen über Rotthalmünster und St. Sebastian musste den Retter aus der Not machen. Erstaunlich groß ist oft die Zahl der Toten in einem Jahr. Leider ist bei den Todesfällen nicht, wie sonst üblich, die Todesursache angegeben. 470 Personen starben 1607 innerhalb von drei Monaten. Genauere Nachrichten über „den großen Sterb“ gibt es erst aus dem Dreißigjährigen Krieg. Die besten Quellen sind die Sterbebücher in den Pfarrarchiven, dann Pestfriedhöfe mit Gedenk- und Votivtafeln.

Großen Betrieb im Markt brachte immer das Hauptfest der Bruderschaft am 20. Januar. Zu den Gottesdiensten und zur feierlichen Sebastianiprozession am Nachmittag kamen die Leute nicht nur von der Umgebung, sondern mit ihren Schlitten und Wägelchen von weit her. In alter Zeit, als es noch richtige schneereiche Winter gab, standen in Rotthalmünster am Sebastianitag alle freien Plätze vor den Gastwirtschaften voll Schlitten.

Seitdem ist vieles anders geworden. 1909 wurde die Sebastiani-Bruderschaft in Rotthalmünster neu errichtet und mit dem Hauptfest die Feier der ewigen Anbetung verbunden. Vor vielen Jahrzehnten aber hat die Pfarrei Rotthalmünster die althergebrachte Sebastianiprozession eingestellt.

Literatur