Allerseelenwecken

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Der Seelenwecken wird auch heute noch von einigen Bäckereien traditionell gebacken.

Der Allerseelenwecken (teils auch nur Seelenwecken) ist ein Backwerk, dass in der Zeit um Allerseelen verschenkt und gespeist wurde.

Beschreibung

In der Woche um Allerheiligen und Allerseelen glaubte man vielerorts, dass die Toten unter den Lebenden weilen würden. Deshalb bewirtete man die Toten mit speziell gebackenem Seelengebäck. Gleichzeitig war es in dieser Zeit Sitte, für jeden Hausgenossen ein schwarzes Wetterlichtl (Allerseelenlichtl) anzuzünden und den Rosenkranz zu beten. An diesem Tag erhielten die Patenkinder von ihrem Paten einen Seelenwecken. Dabei handelte es sich um einen Hefeteig, der zu Zöpfen geflochten und in Weckenform gebacken wurde. Diese Wecken erhielten auch die Kinder von den Eltern und die heiratswilligen Mädel von ihren Verehrern. Mancherorts zeigte sich die Bewirtung der Toten auch in der Form, dass an Allerseelen auf den Gräbern ein Seelenwecken niedergelegt wurde. Diese durften dann von den Ärmsten der Gesellschaft, meist von Kindern, nach dem Gräbergang eingesammelt werden.

Noch Mitte des 19. Jahrhunderts war es im Bayerischen Wald auch üblich, dass in der Zeit um Allerseelen die Ärmeren der Gesellschaft von Haus zu Haus zogen, um dort bei gut betuchten Bauern ein Seelenbrot zu erbetteln. Man sprach hierbei von: „Die Armen gingen in die Seelenwecken.“ Der Bauer erhoffte sich für seine Mildtätigkeit eine reiche Ernte im neuen Jahr.

Im niederbayerischen Raum war auch der aus Lebkuchenteig geformte Seelenwecken bekannt. Hierbei handelte es sich um ein rautenförmiges Backwerk, das reich verziert mit Zuckerguss in den Bäckereien zum Verkauf angeboten wird.

Literatur

  • Herbert Dorfmeister: Von Allerheiligen bis Dreikönig. Max Peinkofer und seine Dichterfreunde erzählen. Tittling 2006, ISBN 3-9810084-5-6
  • Hans Bleibrunner: Niederbayerische Heimat. Landshut 1966 (S. 305 f.)