Seibersdorfer Lacke

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Die Seibersdorfer Lacke mit dem Leitdamm, ein beliebter Radwanderweg für Touristen. (Foto: Meisenberger)

Die Seibersdorfer Lacke ist ein Stillgewässer, das etwa 910 Meter lang ist und am unteren Ende über einen Durchstich mit dem Inn vernetzt ist. Erreichen kann man sie über die Ortschaft Seibersdorf, die etwa 7 km östlich Marktl liegt. Von dort führt ein Wirtschaftsweg direkt zum Inndamm, hinter dem sich die in die Länge gezogene und vom Fluss durch einen schmalen Auwaldstreifen getrennte Lacke befindet.

Geschichte

Am Ende der letzten Eiszeit, im Postglazial, grub sich der Inn in die Schotterflächen der eiszeitlichen Schmelzwässer zwischen der Moränenlandschaft bei Burghausen und dem Isar-Inn-Hügelland im Norden des Flusses immer tiefer ein, bildete flussbegleitende Terrassen in wechselnder Breite und pendelte im Talraum hin und her. Unterhalb Seibersdorf durchflossen kleinere Nebengerinne nördlich des Inns und Quellwasser aus dem tertiären Prallhang eine intakte Auenlandschaft und standen mit dem noch nicht begradigten Fluss in Verbindung. Nach der Regulierung Mitte des 19. Jahrhunderts tiefte sich der Inn, bedingt durch ein engeres Flussbett und die daraus folgende höhere Fließgeschwindigkeit immer tiefer ein. Der Grundwasserpegel sank, und die Altwasserarme unterhalb der Terrasse wurden nur noch bei Hochwasser überflutet.

Aus alten Fotos aus der Zeit vor dem Aufstau ist im Bereich der Seibersdorfer Lacke bereits ein ursprüngliches Gerinne zu erkennen, das parallel zum Fluss verlief. Nach dem Bau der Innstufe Simbach-Braunau Mitte des 20.Jahrhunderts erhöhte sich der Wasserspiegel, und zwischen dem errichteten Damm in der Aue und offenem Fluss wurde ein langer Arm aufgestaut, der durch eine Landzunge vom fließenden Gewässer abgetrennt war. Es entstand ein etwa 910 m Meter langes und etwa 100 m breites Stillgewässer, die Seibersdorfer Lacke, die am unteren Ende über einen Durchstich mit dem Fluss vernetzt ist. Diese Verbindung muss von Zeit zu Zeit von angelandeten Sedimenten befreit werden, um die Durchgängigkeit zur Lacke zu erhalten. Bei Verlegung dieses Zulaufs versickert das Wasser dieser Lacke nach und nach unter dem Leitdamm mit verheerenden Folgen für den Fischbestand. Im Notfall muss an anderer Stelle mit dem Bagger ein Verbindungsgraben ausgekratzt werden, damit der Wasserpegel der Lacke nicht abfällt.

Verbindung zum Inn

Am oberen Ende der Lacke führte früher ein Betonweg zu einer Personenfähre an den Inn, deren Betrieb aber schon vor einigen Jahrzehnten eingestellt wurde. Das Wasser der Lacke reicht je nach Pegelstand des Inns bis an den Betonweg und überflutet diesen bei Hochwasser. Auf der oberen Seite des Betonweges, flussaufwärts, blieb eine mit Auengebüsch bewachsene Bodensenke, tiefer als der Wasserpegel des Inns, zurück. Wasser, das bei Hochwasser über den Betonweg oder über das höher gelegene Innufer in diese Aue strömt, versickert unter dem Hochwasserdamm und wird von einem auf der anderen Seite parallel dazu verlaufenden Bach aufgenommen. Dieser Bach liegt je nach Wasserstand der Lacke etwa zwei bis drei Meter tiefer und nimmt während seines Laufes nach Osten noch einige Sickerwasserquellen unterhalb des Dammes aus der Seibersdorfer Lacke auf. Am unteren Ende der Lacke vereinigt sich dieser Sickerbach mit anderen Gerinnen aus der Auenlandschaft, deren Wässer in ein Sammelbecken münden und bei Erreichen eines bestimmten Pegelstandes über den Damm in den Inn gepumpt werden.

Artenvielfalt

Die Seibersdorfer Lacke ist durch Sedimentzuführung bei Innhochwasser und durch verrottende Sumpf- und Wasserpflanzen stark verschlammt und derzeit etwa einen bis eineinhalb Meter tief. Anfang der achtziger Jahre gab es hier noch eine große Fischpopulation und auch die Artenvielfalt ließ nicht zu wünschen übrig. So raubten hier neben Hecht, Zander und Aitel gewaltige Exemplare von Rapfen. Grasfische, Karpfen, auch Wildkarpfen aus dem Inn, Schleien, Brachsen, Rotfedern, Rotaugen und Lauben gab es hier zuhauf und ein nächtlicher Ansitz auf Aale und Zander lohnte sich allemal.

Als dann Mitte der 1980er Jahre der Bestand an Kormoranen stark zunahm, ging es langsam aber sicher mit dem Fischbestand in dieser Lacke bergab. Raubfische trifft man heute nur noch selten an, da ihnen die Futtergrundlage fehlt. Das Angeln auf Rotfedern und Rotaugen ist zum Geduldsspiel geworden.

Auch hat die Brut nach dem Ablaichen der Friedfische an den Seggengräsern und im seichten Schilfgürtel, der der Landzunge vorgelagert ist, immer weniger die Chance aufzukommen, da durch den Schwellbetrieb der Staustufenbetreiber der Wasserstand zeitweise so stark abgesenkt wird, dass großflächige Schlammbänke vor der Schilfzone auftauchen und der Fischlaich, der vor dem Absenken an den Großseggen angeheftet wurde, eintrocknet. Eine weitere Einbuße an Fischen erfolgt bei Hochwasser, nämlich dann, wenn das Wasser der Lacke über den Betonweg in die Au strömt und Fische mitwandern. Durch das spätere Versickern des Wassers wird die Senke zur Fischfalle. Dadurch verbleiben im Auengestrüpp einige versteckte und nicht gefundene Fische, deren Kadaver später in der ausgetrockneten Senke den Möwen als Futter dienen. Besonders im mittleren Teil der Lacke wuchern während der warmen Sommermonate wolkenartige Gebilde verschiedener Makrophyten, meist das Tausendblattkraut. Der Schilfgürtel, der zwischen Lacke und offenem Fluss das Ufer säumt, ist durchsetzt mit hohen Weiden und anderen Augehölzen.

Auch Biber bewohnen auf dieser Landzunge ihre mit Schlamm befestigten Knüppelburgen und fällen Weichholzbäume, was mit dem Fernglas von der Dammseite aus gut beobachtet werden kann. Am Schilfrand stolzieren Grau- und Silberreiher und auch den kleinen Seidenreiher Egretta garzetta kann man manchmal herumstolzieren sehen. Die Seidenreiher tragen zur Brutzeit lange Schmuckfedern am Hinterkopf und laufen rasch durch seichtes Wasser und schnappen mit blitzschnellen Seitwärtsbewegungen nach aufgescheuchten Beutetieren. Die Lacke ist ein Tummelplatz für Reiherenten, Stockenten und Blesshühner, während die Möwen meist den Fluss bevorzugen. Auch ein Schwanenpaar bevölkert diese Lacke. Auch leben hier viele unserer heimischen Muschelarten wie: Schwanenmuschel, Entenmuschel, Maler- und Wandermuschel, deren von Bisamratten aufgeknackte Schalenhälften oft in Muschelfriedhöfen zu finden sind.

Wasserqualität

Das Wasser der Lacke hat genügend Selbstreinigungskraft und wird durch wechselnden Wasserstand des Inns ständig mit Flusswasser vermischt. Die chemische Analyse zeigt einen guten Zustand. Die Durchschnittswerte lagen während der letzten drei Jahre beim pH- Wert zwischen 7,5 und 8,0. Die Sauerstoffsättigung betrug je nach Assimilation der Wasserpflanzen und Sauerstoffzehrung des Schlammes zwischen 70 % und 120 %, die Ammoniumwerte lagen bei kleiner 0,1 mg/l bis 0,2 mg/l, Nitrat 1 mg/l bis 5 mg/l, Nitrit kleiner 0,05mg/l, Phosphat kleiner 1 mg/l und die Karbonathärte, ebenfalls abhängig vom Wachstum der Wasserpflanzen, lag zwischen 6,4 bis 11,5 Grad d KH. Die Lacke erscheint durch einströmendes schmutziges Innwasser besonders im östlichen Bereich trübe, bleibt aber durch Sedimentation und durch Selbstreinigungskraft der höheren Wasserpflanzen im Allgemeinen sauber. Da die Lacke im NSG liegt, darf die Landzunge, die das Stillgewässer vom Fluss trennt, nicht betreten werden. Allerdings ist das Fischen dammseitig vom Wellenbrecher aus gestattet.

Literatur

  • Günter Geiß: Wasserlandschaften- zwischen Inn und Salzach. Druckerei Schwarzfischer, aktualisierte Auflage, S. 49-51


Gewässer zwischen Inn und Salzach

Wasserlandschaft: InnspitzFlüsse: Salzach, Inn, AlzBäche: TürkenbachSeen: Wöhrsee, Marktler Badesee

Lacken: Peracher Lacke, Gunschlacke, Seibersdorfer Lacke, Engelmannlacke, Biermeier Lacke, Haunreiter Lacke, Deindorfer Lacke