Priesterseminar St. Stephan

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Das Priesterseminar St. Stephan vom Domplatz aus

Das Priesterseminar St. Stephan am Domplatz 5 in Passau (ehem. Marschalekhaus oder Starzhausen-Hof) ist das Priesterseminar im Bistum Passau. Es wurde 1828 durch Bischof Karl Joseph Freiherr von Riccabona neu gegründet.

Architektur

Die viergeschossige Vierflügelanlage um einen Innenhof, mit Walmdach und barocker Fassadengliederung, wurde nach dem Stadtbrand von 1662 neu erbaut, ist im Kern jeodch älter. 1861 erfolgte eine Aufstockung. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude beschädigt. Der westliche Erweiterungsbau mit Seminarkirche und neubarockem Zentralbau, baulich verbunden mit dreigeschossigem Walmdachbau und Kuppelturm, wurde von Johann Baptist Schott von 1905 bis 1907 errichtet. Die kolossalen Steinfiguren stammen von Fidelis Schönlaub und sind der Nordfassade vorgestellt und baulich verbunden. Das gesamte Gebäude steht heute unter Denkmalschutz.

Geschichte

Vorgeschichte

Bereits im 8. Jahrhundert wurde in Passau eine Domschule errichtet, an der sich ein bis zwei Dutzend Scholaren das geistliche Rüstzeug aneigneten, um die Zulassung zu den Weihen zu erhalten. Sie befand sich im Domkloster St. Stephan. Priester, welche die Übernahme einer Pfarrei oder höhere geistliche Ämter anstrebten, studierten zudem Theologie an den Universitäten in Wien, Prag oder Ingolstadt.

Fürstbischof Leopold Erzherzog von Österreich holte 1611/1612 die Jesuiten nach Passau und stiftete ihnen am Inn das große Jesuitenkolleg, das gleichermaßen als Gymnasium wie als Diözesanschule diente. Fürstbischof Erzherzog Leopold Wilhelm gründete darüber hinaus ein Klerikalseminar, das Kardinal Johann Philipp Graf von Lamberg in das jetzige Haus der Staatsbibliothek verlegte.

Fürstbischof Joseph Maria Graf von Thun-Hohenstein eröffnete im Herbst 1762 im alten Kapitelhaus in der Nähe des Doms eine neue bischöfliche Priesterbildungsanstalt, in der 20 Alumnen Aufnahme fanden und durch Weltgeistliche ausgebildet wurden. Thun-Hohensteins Nachfolger Leopold Ernst Graf von Firmian behielt dieses „Josepho-Leopoldinum“ bei. Die Rivalität mit dem nach wie vor bestehenden Jesuitenkonvikt endete mit der Aufhebung des Jesuitenordens im Jahr 1773. Das Josepho-Leopoldinum wurde nach der Säkularisation von 1803 aufgelöst.

Neugründung

Der Eingang zum Priesterseminar

Danach hatte Passau drei Jahrzehnte lang keine Geistlichenausbildung. Erst Bischof Karl Joseph Freiherr von Riccabona erreichte 1828 durch nachdrückliches Drängen beim bayerischen König Ludwig I. die Erlaubnis zur Errichtung eines Priesterseminars. Am 1. Dezember 1828 begann das neue Seminar seine Vorlesungen, während die Umbauten des Seminargebäudes noch im Gange waren. Am 2. Januar 1829 konnte das Seminargebäude im Stainerschern Priesterhaus eingeweiht werden. 1832 erfolgte der Umzug in den Graf von Migazzi-Hof. 1865 bis 1866 errichtete Bischof Heinrich von Hofstätter im Anschluss an das Migazzihaus ein dreistöckiges Gebäude, den sogenannten „Heinrichsbau“. 1881 wurde das nach Karl Marschalek benannte „Marschalekhaus“, das jetzige Seminargebäude, bezogen.

Das Seminar ist in einem der alten Domherrenhöfe untergebracht. Nach dem Stadtbrand von 1662 wurde das Gebäude durch Domherr Ferdinand Leopold Graf von Martiniz neu erbaut. Martiniz ist auch der Auftraggeber des farbigen Reliefs, einer Nachbildung des Altbunzlauer Gnadenbildes mit seinem Familienwappen in Stein. 1803 wurde das Gebäude Sitz des Stadtkommandanten Friedrich Freiherr von Montigny. 1843 wurde in diesem Gebäude P. Heinrich Abel S.J. geboren.

Den Namen „St. Stephan“ erhielt das Klerikalseminar auf Anordnung von Bischof Heinrich von Hofstätter. Der Gebäudetrakt wurde 1905 bis 1907 durch Johann Baptist Schott erweitert, die feierliche Konsekration der neuen Seminarkirche erfolgte am 13. November 1910.

Im Zweiten Weltkrieg diente das Haus als Lazarett. In der Nacht vom 1. Mai auf den 2. Mai 1945 wurde das Dach des Hauses in Brand geschossen und die Decke der Bibliothek wie auch der Seminarkirche durchschlagen. Das große Deckengemälde, welches das Wirken des Heiligen Geistes und die Aussendung der Apostel darstellte, wurde dabei zerstört.

Am 8. Juli 1958 begann die Renovierung. Der Hochaltar wurde entfernt und steht heute in der Pfarrkirche von Kirchberg im Wald. Am 8. November 1958 wurde das Werk schließlich von Bischof Simon Konrad Landersdorfer feierlich eingeweiht. Die Seminarkirche wurde 1988 zuletzt umgestaltet. Leopold Hafner verlieh ihr das jetzige Aussehen.

Direktoren und Regentes

Subregentes

Spirituale

Gegenwart

Das Priesterseminar wird vom Regens geleitet, dem sowohl ein Spiritual als auch ein Subregens unterstützend zur Seite stehen. Aktueller Regens ist Franz Haringer.

Im Bischöflichen Priesterseminar St. Stephan Passau findet das sogenannte Propädeutikum, ein Vorkurs vor dem Beginn des Theologiestuiums, für die Bistümer München-Freising, Regensburg, Augsburg und Passau statt. Damit ist Passau neben Bamberg einer von zwei dafür vorgesehenen Standorten in Bayern.

Literatur

  • August Leidl: Die Priesterbildung im Bistum Passau. Von der Domschule bis zum Klerikalseminar St. Stephan, in: Franz Xaver Eder: Festschrift 150 Jahre Priesterseminar St. Stephan in Passau 1828-1978, Passau 1978
  • Michael Petzet: Denkmäler in Bayern. Band 2: Niederbayern. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, München 1986, ISBN 3-486-52393-7