Sesselstein (Spitzingerreuth)

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Der Sesselstein von Spitzingerreuth.
Die Sesselstein-Kapelle von Spitzingerreuth.

Der Sesselstein von Spitzingerreuth ist ein von einer sogenannten Wollsackverwitterung geprägter Gesteinsblock in der Nähe von Saldenburg.

Lage

Der Sesselsteine befindet sich etwa drei Kilometer östlich von Saldenburg, direkt an der B85 nahe dem Weiler Spitzingerreuth. Ein grünes Hinweisschild mit der Aufschrift „Sesselstein-Kapelle“ weist den Weg in den Wald.

Entstehung

Bei den Sesselsteinen von Spitzingerreuth handelt es sich um sogenannte Wollsackverwitterungen, die dem Granit über Jahrtausende durch Witterungseinflüsse und Erosionsprozesse sein heutiges Aussehen gaben. Auf den ersten Blick erinnern die Gesteinsblöcke an ein hoch gestapeltes Matratzenlager. Die gleichzeitig aufgetretenen Auswaschungen führten zu Schalensteinen, denen heute nicht nur eine Legende zugeschrieben wird. Auch Spekulationen über einen vorchristlichen Sakralplatz verstummen nicht.

Legende und prähistorischer Sakralplatz

Auf der Flucht vor der Willkur König Herodes verschlug es die Heilige Familie auch in die Öd um Spitzingerreuth. Am großen Felsen machte die Heilige Familie Rast und es geschah ein Wunder. Damit Maria, Josef und das Jesuskind es bequemer hatten bildeten sich kleine Sitze bzw. Mulden im Felsen. Noch heute kann man in diesen Sitz Platz nehmen und rasten wie es einst die Heilige Familie tat.

Eine weitere These besagt, dass der Sesselstein bereits in vorchristlicher Zeit als Altar und Opferstein benutzt wurde. Den Opferschalen schreibt man hierbei einen künstlichen Ursprung zu.

Sesselstein-Kapelle

In den ersten Nachkriegswochen sammelte die amerikanische Besatzungsmacht in der Gegend sämtliche Schusswaffen und Munition ein und brachte diese zu den Sesselsteinen, um dort an Ort und Stelle durch gezielte Sprengungen die Vernichtung der Waffen zu vollziehen. Leider wurde auch die dort befindliche Sesselstein-Kapelle durch die Detonationen komplett zerstört. Nachdem die Kapelle durch die alliierte Besatzung ihren Niedergang fand wurde die Kapelle 1947 wieder neu errichtet. Dem Versprechen einer erkrankten Frau ist es zu verdanken, dass im Falle ihrer Genesung eine neue Andachtskapelle gestiftet werden sollte. Der Neubau dient auch heute noch der Wallfahrt sowie für Maiandachten und Bittegesuche.

Literatur

  • Manfred Böckl: Opfersteine, Göttinnenquellen und Druidenthrone. Prähistorische Kultstätten und andere geheimnisvolle Plätze im Bayerischen Wald. Sankt Oswald-Riedlhütte 2010, ISBN 978-3-941457-15-7
  • Norbert Schrüfer: Sagen und Geistergeschichten: Saldenburg und sein Ritter Tuschl. Saldenburg 2010, ISBN 978-3-9810161-6-1
  • Petra Killinger: Erleben Sie doch mal die Sesselsteine von Spitzingerreuth. In: Passauer Neue Presse vom 3. Januar 2014 (S. 26)