Sommerkeller (Passau)

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Kleinod am Innstadtkellerweg: Der Sommerkeller befindet sich seit dem Zweiten Weltkrieg im „Dornröschenschlaf“.
Blick auf den Sommerkeller.
Blick vom Sommerkeller auf die Altstadt.
Die deutlich sichtbare Baufälligkeit.
Der Glassalon auf einer historischen Postkarte.

Der Sommerkeller, auch Glaspalast oder Innstadt-Keller genannt, ist ein denkmalgeschütztes Gebäude in der Innstadt in Passau, genauer gesagt im nach ihm benannten Innstadtkellerweg 11.

Ausstattung

Der Sommerkeller wird zurecht auch Glaspalast genannt: Mit einem wunderbaren Ausblick auf die Passauer Altstadt und die Veste Oberhaus muss es sich hier einst vorzüglich Speisen, Trinken und Feiern haben lassen. Einfache Gipsabgüsse historischer Statuen und große Wandgemälde schmückten den Sommerkeller. Gemeinsam mit seiner dunklen Wandverkleidung gaben sie dem Saal eine gehobene, Atmosphäre. Wärme brachte in den kalten Monaten ein Gussofen, mit Ornamenten und bunten Kacheln verziert. Breite Dielen aus Fichenholz bedecken bis heute den Boden.

Geschichte

Frühe Jahre

Ursprünglich war der denkmalgeschützte Sommerkeller der Innstadt Brauerei Passau Teil des ehemaligen Kapuzinerklosters, das ab etwa 1613 erbaut und 1803 säkularisiert wurde. Im Jahre 1809/10 wurde dann ein Großteil der Anlage demoliert, um den Befestigungsanlagen Napoleons Platz zu machen.

40 Meter lang und neun Meter breit war der Bau bis 1840, als er um einen „sechs Meter breiten Pultdachanbau erweitert“ wurde. Unter anderem das Refektorium des Klosters befand sich in dem Gebäude, das später zur Schaffnerhof-Brauerei gehörte. Nachdem diese niedergebrannt war, kaufte 1812 Lorenz Lang das Anwesen und verpflichtete sich, den Betrieb wieder aufzubauen. Zur Gastronomie machte es sein Vetter Josef Fladt, der es ihm 1836 abkaufte, sich die Lizenz zum Verkauf von Speisen beschaffte und die Bierkonzession von der Innstadt Brauerei erhielt.

Glanz & Niedergang

Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde der Sommerkeller von verschiedenen Besitzern betrieben. Den Höhepunkt der Veranstaltungen erlebte der Sommerkeller wohl um 1900, Schwerpunkt war eindeutig die Gastronomie. Außerdem gab es viele Militärkonzerte, Turnfeste, Tanzabende und politische Kundgebungen. Lange Zeit gab es sogar eine Kegelbahn neben dem Saal. Zahlreiche Vereine nutzten den Glaspalast als Stammlokal. Die letzte Aufzeichnung über eine Veranstaltung im Glaspalast stammt aus dem September 1936: ein Kameradschaftsabend des Turnvereins.

Doch mit dem wirtschaftlichen Niedergang infolge des Ersten Weltkriegs verblasste allmählich auch die Blüte des Sommerkellers. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war der Glaspalast nur mehr Lagerraum der Innstadt Brauerei. Ab 1954 wurde das Gebäude zum Teil in Wohnungen umfunktioniert.

Diskussion um Wiederbelebung

Ein erster Versuch, den Sommerkeller instandzusetzen und wiederzubeleben, schlug 1985 fehl. Das einzige Ergebnis war 1990 eine kleine bauforscherische Untersuchung.

Im Frühjahr 2009 entdeckte eine österreichische Film-Crew den ehemaligen Tanzpalast für sich. Bei der Suche nach potenziellen Drehorten für eine Produktion mit Hansi Hinterseer oder Karel Gott fiel dem Produktionsleiter der Intersport Film durch Zufall der Sommerkeller auf. Die Innstadt Brauerei kam dem Filmteam sehr entgegen und entrümpelte den Saal für die Dreharbeiten.

Davor wie danach wurde mehrmals über eine Sanierung und neue Nutzung des Sommerkellers spekuliert, so etwa 2011. Damals wurde bekannt, dass die Innstadt Brauerei bereits seit 2009 Pläne zu einer Wiederbelebung des Gebäudes hatte. Diese sahen einen Gastronomiebetrieb mit einem dauerhaften Lokalbetrieb vor, der auch für Kulturveranstaltungen, für Konzerte sowie für Vermietungen wie zum Beispiel für Hochzeiten zur Verfügung hätte stehen sollen. Das neue Lokal sollte einen Biergarten und Mariahilf-Blick, eine Terrasse zur Inn-Seite sowie eine Tiefgarage mit 150 bis 200 Stellplätzen unter eben dieser Terrasse umfassen. Diese Planungen wurden jedoch nie umgesetzt; unter anderem weil das Gebäude vor dem Sommerkeller – ein mehrstöckiger, auch unterirdisch verlaufender Teil der Brauereianlage mit Lagerfässern – für die Realisierung einer Terrasse und Tiefgarage abgerissen hätte werden müssen.

Erneut diskutiert wurde die Wiederbelebung im Zuge der Übername der Innstadt Brauerei durch die Brauerei Hacklberg im Herbst 2013 und den damit einhergehenden Veränderungen. Mit der Einstellung der Abfüllanlage der Innstadt Brauerei am Standort in der Innstadt eröffneten sich für das Areal neue Möglichkeiten für eine sich einfügende und städtebaulich ansprechende Entwicklung. So könnte etwa auch eine Tiefgarage entstehen, die mögliche Investoren als Voraussetzung für eine Reaktivierung des Sommerkellers ansehen würden.

Tatsächlich ist der Sommerkeller ein wesentlicher Bestandteil der Pläne zur Neugestaltung des Brauereiareals als sogenanntes Innstadt-Quartier, die erstmals im Januar 2015 vorgestellt wurden. Danach soll der Sommerkeller erhalten und generalsaniert werden. Es wurden rund 20.000 Euro für Voruntersuchungen investiert, um eine dauerhafte und ganzjährige Nutzung – wohl ab Anfang 2017 – zu finden. Eine gastronomische Nutzung wird dabei, in Rücksicht auf die Anwohner, ausgeschlossen.

Weitere Bilder

Literatur

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