Spielzeit 2010/11 (Landestheater Niederbayern)

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche

In der Spielzeit 2010/11 war der Spielplan am Landestheater Niederbayern mit 18 Produktionen so voll wie nie zuvor. Sieben neue Musiktheaterproduktionen wurden in Szene gesetzt (darunter ein Ballett), acht Schauspiele werden präsentiert (inklusive eines Märchens) und der Besucher hat die Auswahl unter drei Studioproduktionen. „Historisch gesehen ist es der umfassendste Spielplan in der Geschichte des Hauses“, so Intendant Stefan Tilch.

Spielplan 2010/11

Die Saison 2010/2011 begann bereits im Sommer 2010, denn das Landestheater setzte die Burgenfestspiele Niederbayern fort. Das Landestheater konnte nun darangehen, das Projekt zu vermarkten, deutschlandweit Pakete für Gäste zu schnüren, die Theatererlebnisse mit Besuchen in jeweils zwei der Verbandsstädte zu verbinden. Während in der ersten Versuchsphase die Produktionen vom Regieansatz zunächst für die Innenspielstätten geplant waren, ging man jetzt den umgekehrten Weg: Die Regie wurde beauftragt, Freiluftkonzepte mit Innenversion zu erarbeiten. Am 2. Juli 2010 wurden in Passau und Landshut gleichzeitig die Burgenfestspiele eröffnet: In Passau wurde die Operette „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller gegeben, ein Klassiker im Operettenrepertoire, der sich um Adams Liebe zu Christel von der Post dreht, in Landshut Woody Allens „Eine Sommernachts-Sex-Komödie“ mit erotischen Verwirrungen von drei Paaren in einer Park- und Gartenlandschaft. Im Herbst wurden diese beiden Produktionen dann in den Theatern weitergespielt.

Nach den höchst erfolgreichen Bellini-Opern „Norma“ und „La Sonnambula“ gab es in dieser Saison „I Puritani“, eine Liebesgeschichte mit vielen Verwirrungen. Auch den letzten Teil der Bellini-Trilogie setzte der international arbeitende Regisseur Pet Halmen in Szene.

Das Landestheater Niederbayern setzte weiter auf Barock. „Die Marke Barockoper ist toll etabliert, und wir werden den Weg weitergehen“, sagt Stefan Tilch. Und: Das Landestheater Niederbayern bewegte sich allmählich bis zum Beginn der Gattungsform Oper vor. 2010/2011 wird gestartet mit „Die Krönung der Poppea“, Monteverdis letztem Werk. Es folgten „Ulysses“ und „L’orfeo“. Für dieses wirklich wundervolle Projekt gelang es dem Theater, drei Jahre lang Kobie van Rensburg an das Haus zu verpflichten. Der Sänger und Regisseur ist ein Spezialist für Barockmusik.

Erstmals bot man ein Ballett als Familienabend an: „Pinocchio“ von Mieczyslaw Weinberg nach Alexej Tolstoi. Hier hatte man eine Zusammenarbeit mit Ballettensembles aus Budweis oder Wroclaw (Breslau) angestrebt.

Ein berühmtes klassisches Werk aus der mittleren Schaffensperiode Wolfgang Amadeus Mozarts stand mit der Oper „Idomeneo“ auf dem Programm. Tilchs Liebe zum „fin de siècle“ ließ sich in der Oper „Adriana Lecouvreur“ von Francisco Cilea und Arturo Colautti erkennen, die eine Erstaufführung am Landestheater Niederbayern war. Eine spannende Geschichte, die Krimiqualitäten hat. Ebenfalls erstmals wurde „Fausts Verdammnis“ von Hector Berlioz am Landestheater gegeben.

Auch beim Schauspiel ließ sich inhaltlich ein Faust-Schwerpunkt feststellen, wird doch auch die Goethe-Tragödie (nach der Urfassung mit Zitaten aus „Faust I“) gespielt. Und als Drittes gesellte sich die Komödie „Gretchen 89 ff“ von Lutz Hübner hinzu, eine Komödie über die Arbeit am Theater.

Ein Klassiker der romantischen Komödie ist „Cyrano von Bergerac“ von Edmond Rostand; es geht um die Macht der Worte, die Liebe und die große Nase. Als weitere Komödien waren zu sehen der Broadway-Dauerbrenner „Doppelt hält besser“ von Ray Cooney und „Kunst“ von Yasmina Reza, eine amüsante Diskussion über ein weißes Bild. Mit „Herbstsonate“ von Ingmar Bergmann gab es eine beklemmende Mutter-Tochter-Geschichte des berühmten Regisseurs. Ein Gesellschaftsstück, das besonders gut in eine Zeit der Umbrüche passe, sei „Die Buddenbrooks“, ein Schauspiel von John Düffel nach dem Roman von Thomas Mann, so Tilch. „Jagdszenen aus Niederbayern“ ist ein Volksstück, das man sich schon lange am Landestheater gewünscht hatte, geschrieben von einem Urgestein aus Niederbayern, Martin Sperr.

Schließlich wurde noch ein Krimi geboten: „Die 39 Stufen“ von John Buchan und Alfred Hitchcock, eine Agentenjagd à la James Bond. Nach den traditionellen Märchen der vergangenen Jahre brachte das Landestheater diesmal für Kinder ein Schauspiel von Michael Ende: „Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“. Wiederaufgenommen werden die Erfolgsproduktionen „My fair Lady“ und „La Sonnambula“.

Theaterwoche im September 2010

Nach der Theater-Zwangspause im Sommer begann die neue Spielzeit am Stadttheater Passau mit einer Theaterwoche. Am 7. September informierte das Theater in der Fußgängerzone über die neue Saison. Auf einer speziell für diesen Tag errichteten kleinen Bühne unterhält Generalmusikdirektor Basil H. E. Coleman mit dem Blechbläserensemble des Landestheaters Niederbayern seine Zuhörer mit Evergreens der klassischen Musik, darunter auch dem Bolero von Ravel, in einer spannenden, wenn auch ungewöhnlichen Instrumentierung.

Am 9. September öffnete das Theater um 19 Uhr erstmals seine Pforten und lädt zur Spielzeiteröffnung ein: nach einer Begrüßungsansprache durch Intendant Stefan Tilch kamen die Besucher in den Genuss einer exklusiven Preview der Spielplanshow. Solisten und Mitarbeiter des Theaters luden das Publikum in das neue Fernsehstudio von „Hallo Niederbayern“ ein und präsentierten in einer 90-minütigen Show die Produktionen der kommenden Spielzeit. Der Eintritt war frei.

Das erste Highlight der neuen Saison, der traditionelle Tag der offenen Tür, folgte im Stadttheater Passau am 11. September ab 13 Uhr mit einer bunten Mischung aus Spiel, Spaß, Musik und einer ganzen Menge Theater. Im Theaterfoyer unterhielten die Solisten des Schauspiel- und Sängerensembles ihre Besucher mit Arien aus Oper und Operette, Salonmusik sowie einer Schlagershow mit Hits der 1970er. Bei den Kurzeinführungen zu „Eine Sommernachtssexkomödie“, „Taxi, Taxi“ und „Der Vogelhändler“ konnten alle Interessierten Hintergründe zu den ersten drei Premieren des Landestheaters Niederbayern erfahren. Seine kleinen Besucher lud das Theater ist die bunte Kinderwelt „Pinocchios Wunschpunsch“ ein.

Das Theater brachte zwei neue Spiele mit zum Tag der offenen Tür: bei „Rush-Hour“ durften alle ihre Fahrkünste im Londoner Straßendschungel unter Beweis stellen, bei „Mitten ins Herz“ war Treffsicherheit gefragt. Auf der Bühne durften die Zuschauer zunächst ihr Wissen um Doktor Faust beim „Faustdicken Theaterquiz“ testen, bei „Tilch und Coleman gegen den Rest der Welt“ in verschiedenen Disziplinen gegen den Intendanten und den Generalmusikdirektor des Theaters antreten und bei „Glatzen, Narben, Wunden“ einem Maskenbildner bei der Arbeit über die Schulter schauen. Die Spielplanshow „Hallo Niederbayern“ präsentierte in 90 Minuten das Programm der neuen Saison. Daneben gab es eine Hüpfburg, Luftballons und ein Fotostudio. Für Besucher, die zu musikalischen Experimenten bereit waren, gab es Karaoke zu Pierre Boulez. Der Eintritt zum Tag der offenen Tür war frei.

Literatur