St.-Anna-Wallfahrt

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Das Gnadenbild St. Anna Selbdritt am Hochaltar der Pfarrkirche St. Anna

Die Wallfahrt zur Heiligen Anna nach Kreuzberg reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Damit ist Kreuzberg der älteste St.-Anna-Wallfahrtsort Deutschlands.

Geschichte

Mehrere Legenden, die sich um die Entstehung der Wallfahrt ranken, wurden vom Wiener Konsistorialrat Martin Roy, der im 18. Jahrhundert in Kreuzberg lebte, gesammelt und neu erzählt. Die älteste urkundliche Erwähnung der Wallfahrt stammt aus dem Jahr 1429 und findet sich in der ältesten handschriftlichen Passauer Bischofschronik. Damals versprach die Stadt Passau dem Bischof Leonhard von Laiming dreißig Kirchfahrten auf den Kreuzberg.

Diese Wallfahrt geht sicher auf die Zeit vor 1400 zurück. Dagegen wird St. Anna als Patronin der Kirche von Kreuzberg erst ab 1494 in einer Quelle mit Vorbehalt erwähnt. Im Jahre 1501 wurde das Benefizium zur Betreuung der Wallfahrer gestiftet. Seitdem wirkte bis 1927 in der Pfarrei Kreuzberg neben dem Expositus beziehungsweise Pfarrer ein Benefiziat.

Die Passauer Hofratsprotokolle sprechen erst ab 1538 dezidiert von einer Annenwallfahrt, die damit zugleich in die Zeit des Höhepunkts der Annenverehrung in Deutschland fällt. Im Verlauf der Zeit entwickelte sich Kreuzberg zum Hauptwallfahrtsort des Hochstifts Passau und des gesamten vorderen Bayerischen Waldes. Der große Zulauf erforderte den Neubau der St.-Anna-Kirche auf dem höchsten Punkt der Bergkuppe, der seit 1494 auf dem erweiterten Grundriss eines wohl befestigten Vorgängerbaus entstand.

Die größte Zeit der Wallfahrt war während und nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges. Eine Liste aus dem Jahr 1696 nennt die Pfarrer, die mit einer Wallfahrt regelmäßig nach Kreuzberg kamen und im Benefizatenhaus nächtigten. Es waren dies die Pfarrer von Freyung (viermal im Jahr), Hohenau, Hals, Innernzell, Innstadt, Röhrnbach, Hauzenberg oder Untergriesbach, Waldkirchen, Schönberg, Grafenau, Perlesreut und Hutthurm. Weitere nachweisbare Ausgangspunkte von Wallfahrten waren Obernzell, Tiefenbach, Aicha vorm Wald und Neukirchen vorm Wald. Damit war die Wallfahrt auf den Kreuzberg die bedeutendste Wallfahrt im Hochstift Passau neben der Wallfahrt zur Wallfahrtskirche Mariahilf.

Besonders groß war die Zahl der Wallfahrer am St.-Anna-Fest und an den drei „Goldenen Samstagen“, den drei Samstagen nach dem Fest des hl. Michael am 29. September. 1777 und 1780 empfingen jeweils etwa 20.000 Menschen die hl. Kommunion an den drei „Goldenen Samstagen“. Noch 1781 verweilten am Fest St. Anna 13 Priester in Kreuzberg und am letzten „Goldenen Samstag“ (dritter Sonntag im Oktober) 14 Beichtväter und ein fremder Prediger. Die streng durchgeführten Verbote um 1800 vor und nach der Säkularisation brachten schließlich das Ende der Wallfahrt. Die zahlreichen Votivtafeln gingen beim Brand vom 20. Mai 1819 verloren.

Literatur

  • Wolfgang Matzke: 100 Jahre Pfarrei St. Anna. Kreuzberg 1896-1996, 1996
  • Susanne Hansen (Hg.): Die deutschen Wallfahrtsorte, Pattloch Verlag, Augsburg, 2. Aufl. 1991, ISBN 3-629-00005-3