Stanley E. Reinhart

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US-Generalmajor Stanley Eric Reinhart

Stanley Eric Reinhart (* 15. September 1893 in Polk, Ohio; † 1975) war ein US-amerikanischer Generalmajor, der 1945 mit seinen Truppen auch Passau eingenommen hat.

Leben und Wirken

Stanley Eric Reinhart wurde 1893 in Polk in Ashland County, Ohio geboren. Bis 1911 arbeitete er als Lehrer in North Red Haw, Ohio. 1916 schloss er die Militärakademie in Westpoint ab und wurde der Feldartillerie in Camp Fort Bliss, Texas zugeteilt. Im Jahr darauf wurde er zur American Expeditionary Force nach Frankreich geschickt, wo er vom 12. Februar bis zum 10. Juli 1918 eine Feldartillerieabteilung befehligte und erfolgreich in die Schlacht im Wald von Belleau führte. Danach übertrug man ihm das Kommando über ein Bataillon der Artillerie, das er während den Kämpfen bei Soissons, Ypres-Lys und in der Meuse-Argonne-Offensive befehligte.

Nach Ende des Krieges kehrte er am 2. August 1919 in die Vereinigten Staaten zurück, wo er wenige Monate später heiratete. In der Folge diente Reinhart als Ausbilder und Lehrer an verschiedenen Kriegs- und Militärschulen des Landes.

Nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor 1941 war Reinhart Kommandeur der Artillerie der 25. Division. 1942 wurde er nach Guadalcanal eingeschifft und nahm an der dortigen Schlacht teil. 1943 wurde er vom US Verteidigungsministerium nach Hause beordert, er bis 1944 die 65. Infanteriedivision in Camp Shelby, Missouri ausbildete. Danach wurde er nach Europa beordert und stieß als Befehlshaber der 65. Division zu George Pattons dritter Armee.

Unter seiner Führung kämpfte sich die 65. Division über die Fulda, Werra, die Donau, den Inn, die Traun und die Enns. Dabei eroberten sie Neunkirchen, Oberursel, Bebra, Rottenburg an der Laaber, Langensalza, Neumarkt, Regensburg und erreichten am 2. Mai 1945 schließlich Passau. Es folgten Schärding, Eferding, Linz und Enns. Außerdem übernahmen sie die Deutsche Donauflotte sowie die Ungarische Kriegsmarine.

Am 7. Mai 1945 wurde Reinhart zum Militärgouverneur von Oberösterreich ernannt.[1] Am 15. Oktober musste er jedoch ins Lazarett und kehrte bereits einen Monat später in die Vereinigten Staaten zurück, wo er sich am 30. September 1946 aufgrund von physischen Beschwerden zur Ruhe setzte. Nichtsdestotrotz blieb er Öberösterreich bis zu seinem Lebensende 1975 sehr verbunden.[2]

Würdigung

Die Passauer Schriftstellerin Anna Elisabeth Rosmus, die seit 20 Jahren in den USA lebt, hat im Juli 2011 ihre Sicht auf Reinharts Wirken in einem Brief an Oberbürgermeister Jürgen Dupper dargelegt. Ihrer Meinung nach verdanke Passau es Reinhart, dass es die Einnahme durch die US-Armee in den letzten Kriegstagen weitgehend intakt überstanden habe. Reinhart habe nach Ablauf des Ultimatums zur kampflosen Übergabe nicht angegriffen, sondern die Frist dafür zweimal verlängert, um die Bevölkerung vor weiterem Leid zu bewahren. Insbesondere habe er bewusst auf Bombardierung oder Artilleriebeschuss verzichtet, weil er wusste, dass in der Region 2.000 Giftgasbomben gelagert gewesen seien und ein Angriff deshalb dramatische Folgen gehabt hätte. Aus diesem Grund hat Rosmus eine Büste für Reinhart angeregt, die sie selbst zahlen wollte.

Das Kulturamt der Stadt Passau lehnte den Antrag ab: Die Beweislage für Reinharts Verdienste sei zu dünn – die Rolle Reinharts lasse sich aufgrund der unzureichenden Quellenlage nicht zweifelsfrei belegen. Um zu prüfen, ob Reinhart Passau tatsächlich vor der Zerstörung gerettet hat, hatte das Kulturamt im Vorfeld umfangreiche Recherchen angestellt – unter anderem in militärgeschichtlichen Instituten und Bibliotheken in Deutschland und der USA. Ein Beleg für die These von Rosmus fand sich der Auflistung der Stadt zufolge nirgends.

Dieser Entscheidung folgte im Februar 2012 auch der Kulturausschuss einstimmig und lehnte den Antrag, Reinhart zum Dank für die Schonung Passaus eine Büste aufstellen zu dürfen, ebenfalls ab. Die Verwaltung erhielt aber auf eigene Anregung den Auftrag, einen Vorschlag für das öffentliche Gedenken an die Geschehnisse der letzten Weltkriegstage in Passau zu machen.

Auszeichnungen

  • Army Distinguished Service Medal (USA)
  • Silver Star (USA)
  • Legion of Merit (USA)
  • Bronze Star (USA)
  • Legion d’Honneur (Frankreich)
  • Croix de Guerre (Frankreich)
  • Orden des Großen Vaterländischen Krieges (UdSSR)

Stanley E. Reinhart war außerdem Ehrenmitglied der Russischen Garde.

Einzelnachweise

  1. Artikel auf hrb.at: „Anna Rosmus und die unermüdliche Aufbauarbeit des Generalmajor Stanley Eric Reinhart“
  2. Artikel auf hrb.at: „General Reinhart, oder: Wie Feinde zu Freunden werden“

Literatur

Weblinks