Staubladen

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Zimmermannsmalerei an den Staubläden des Troadkastens in Kanau (Foto: Martin Ortmeier)

Als Staubladen wird am historischen Holzbau das einzelne Brett der Untersichtverschalung des Dachüberstandes über dem Giebel bezeichnet. Gelegentlich wird der Singular zur Benennung der gesamten Verschalung verwendet.

Beschreibung

Die Dachdeckung eines Gebäudes mit Stroh, Schindeln oder Dachziegeln ist von unten gewöhnlich zu sehen. Ungeziefer, Staub und Flugschnee, außerdem (bei undichter Dachdeckung) Regenwasser können die darunter liegenden Räume belasten. Zur Abwehr wurde bei wertvolleren Räumen auch im historischen Hausbau eine Schalung aus Brettern auf eine untere Lage von Sparren oder Rofen (Rofern) aufgebracht. Die Ausführung geschah gewöhnlich als Stülpschalung. Dazu wurden die Schalungs-Rofen an der Oberseite mit Säge und Reifmesser zahnförmig zugerichtet, ebenso der Scheitel des Blockbaugiebels.

Die Stülpschalung unter einer Eindeckung mit Holz oder Stroh diente auch dem Feuerschutzabschluss. Sie hat eine Feuerwiderstandszeit von mehr als 30 Minuten und mindert die Luftzufuhr zur äußeren Dachhaut stark.

In der volkskundlichen Literatur bezieht sich der Begriff Staubladen auf die Untersicht-Stülpschalung des giebelseitigen Dachvorschusses. Die Schalung hindert das Ansitzen von Vögeln auf den Pfettenvorköpfen. An Blockbauten wurden Staubläden seit dem 18. Jahrhundert gelegentlich mit Zimmermannsmalerei ausgestattet.

Begriff

Als Laden (m.) wird ein dickes Brett bezeichnet. In der Schriftsprache ist das Wort u.a. noch in Bauchladen und Fensterladen[1] erhalten. Der Plural ist ebenfalls Laden, aber auch Läden.[2]

Im Bairischen ist der Laden ein Brett bis 4 oder 5 cm, ein Brett stärkeren Querschnitts wird als Pfoschn bezeichnet. Die Aussprache von „Laden“ ist im Singular Lan mit nasalem a, im Plural mit langem offenem a.

Es ist fraglich, ob sich der Wortbestandteil Staub von stauben ableitet. Es kann sein, dass stülpen für umkehren und überdecken Pate gestanden ist.

Denkmäler

Datierung 1873 an einem Staubladen aus Mitterleinbach (Foto: Martin Ortmeier)
Zimmererwerkzeuge an einem Staubladen aus Mitterleinbach (Axt und Stemmeisen) (Foto: Martin Ortmeier)
Zimmermannsmalerei von 1788 an einem Staubladen in Kanau (Foto: Martin Ortmeier)

Das Freilichtmuseum Finsterau hat aus dem Bayerischen Wald zwei Garnituren Staubläden mit Zimmermannsmalerei in der Sammlung:

  • Im Jahr 1986 hat das Museum das Bauernhaus Höhenberg 6, Gde. Waldkirchen, mit dem Hofnamen „Garhamer“, verformungsgerecht vermessen, abgetragen und im Museum wetterfest auf lange Zeit eingelagert.[3] Die Staubläden tragen Zimmermannsmalerei, sie wurden 1987 von den Restauratoren Klara Joó-Roser und Sebastian Roser aus Cham materialhistorisch untersucht und restauriert.
  • In Mitterleinbach, ebenfalls Gde. Waldkirchen, hat das Museum am 19. Juni 1985 im Zuge eines Abbruchs die dekorierten Staubläden[4] eines Bauernhauses vom Typ Waldlerhaus erworben. Die Zimmermannsmalerei in Rot, Blau und Weiß ist inschriftlich 1873 datiert.

Ein gut erhaltenes Beispiel reicher Zimmermannsmalerei findet sich an einem Troadkasten in Kanau Nr. 6 bei Waldkirchen im Bayerischen Wald.[5] 1788 ist dieses Werk datiert. Die Kontinuität der motivischen Bemalung von Staubläden im Umkreis von Waldkirchen ist bemerkenswert. Das frühe Beispiel Kanau ist jedoch nur in Rötel gemalt. Zimmererwerkzeuge sind teils mehrfach dargestellt: Winkel, Hobel, Klampfe, Stemmeisen, Bundaxt, Handbeil und Breitbeil, außerdem die Bauchsäge (Balkensäge). Weitere Motive sind, jeweils doppelt mit geringer Variation, dem bäuerlichen Leben entlehnt. Das Ochsengespann mit Pflug ist einmal mit einem Mann, das andere Mal mit einem Weib an den Sterzen dargestellt.
Die beiden äußersten der insgesamt zehn bemalten Läden zeigen u.a. ein tanzendes Paar, daneben Fenster und Leiter, diese vermutlich auf das Fensterln anspielend. Erstaunlich ist hier das gänzliche Fehlen religiöser Zeichen.

Quellen und Literatur

Siehe das Lemma Zimmermannsmalerei

Anmerkungen

  1. Das Lemma Laden in Wikipedia [1]
  2. Bayerisch-Österreichisches Wörterbuch. II. Bayern. Bayerisches Wörterbuch (BWB). Herausgegeben von der Kommission für Mundartforschung, München (R. Oldenbourg) 1995-2002, ISBN 3-486-56629-6 ([2]), Sp. 1456 f., ein Beleg aus Rosenheim: „150 dickhe laden erkhaufft ... 99 Halbläden ... (…) Rosenhm 1619 Stadtarch. Rosenhm, Abt. B /A 52,fol.58r (Rechnung)“.
  3. Die Akten im Freilichtmuseum Finsterau führen das Zeichen F 7.5.4. Empfohlen hat die Bergung Kreisheimatpfleger Peter Dellefant, ausgeführt wurde sie durch den Hausforscher und Museumsleiter Dr. Martin Ortmeier und den Zimmerer in der Denkmalpflege Franz Plöchinger.
  4. Der Satz von 17 Läden wird im Freilichtmuseum Finsterau unter der Inventar-Nummer F 1985/268 geführt.
  5. Liste der Baudenkmäler in Waldkirchen [3]