Tafelglashütte Theresienthal

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Die Tafelglashütte Theresienthal

Die Tafelglashütte Theresienthal in Theresienthal produzierte bis 1880 Tafel- bzw. Scheibenglas. Die hergestellten Produkte werden im Glasmuseum Theresienthal ausgestellt.

Geschichte

Am 26. März 1836 erhielt Franz Steigerwald die Konzession zur Errichtung einer Kristall-Hohlglas- und Tafelglasfabrik bei Zwiesel. Umgehend begann er mit dem Bau der beiden Glashütten. In der Hohlglashütte wurde noch im selben Jahr bereits produziert, die Arbeit in der südlich davon auf dem sogenannten Hammerfeld errichteten Tafelglashütte begann 1837. Neben Fensterscheiben wurde auch Uhrglas gefertigt.

In der Versicherungspolice vom 16. Januar 1840 wird erwähnt, dass die Tafelglashütte im Unterschied zur Hohlglasfabrik zunächst aus Holz bestand und mit Bretterverschalung, Dachstuhl und zwei Anbauhäusern versehen war. In der Besitzliquidation vom 27. April 1841 wird sie als „Neue Glasfabrik mit zwei Wohnungen und einem Stall Hs. Nr. 161“ bezeichnet.

Im Königlich-Bayerischen Intelligenz-Blatt von Niederbayern vom 8. Februar 1845 wird sie anlässlich der Versteigerung des Glashüttengutes Theresienthal beschrieben als „neue Glasfabrik von Holz erbaut, mit Bretterverschalung, welche in sich begreift: Drei Glasöfen, jeden zu sieben Hafen, drei Strecköfen, drei große und zwei kleine Temperöfen, einen Auslaufofen.“ Sie hatte zwei Anbauten.

Als sich die Übernahme des Glashüttengutes durch Johann Michael von Poschinger abzeichnete, wurden 1860 im Plan der Tafelglashütte zwei Öfen genannt, wovon einer in Betrieb war. Außerdem gab es einen Streckofen, einen Temperofen, einen Anbau mit Hafenstube, eine Zuricht- und eine Materialkammer samt Wohnungen. Bis 1903 erfolgten in der Tafelglashütte keine baulichen Veränderungen.

Mit dem Bau einer neuen Tafelglashütte, der Anna Hütte in Zwiesel 1872 (Vorgängerin der Zwiesel Kristallglas AG), entstand neue Konkurrenz. Um 1880 beendete Johann Michael von Poschinger die Tafelglasproduktion, um sich ganz auf die Hohlglasfabrikation konzentrieren zu können.

Im Jahr 2003 wurde das Bauwerk wie die anderen Teile des historischen Thresienthaler Hüttenensembles unter Denkmalschutz gestellt.

Beschreibung

Die ehemalige Flachglashütte ist ein imposanter Mauerwerksbau, zwischen den Pfeilern ausgefacht mit durchbrochenem Ziermauerwerk. Im Inneren befinden sich ein viergeschossiges Holzfachwerk sowie ein dreigeschossiger Dachstuhl.

Brand in der Hütte

Der durch das Feuer beschädigte Sargwagen mit Restaurator Peter Wüstinger. (Foto: Haller)

Zur Jahreswende 2008/2009 brach in der Tafelglashütte ein Brand aus. An den eingelagerten Gerätschaften und Fahrzeugen entstand ein großer Schaden.

Die Firma Gangkofer KG hat nun den gelernten Schreiner und Künstler Peter Wüstinger beauftragt, einige der Fahrzeuge zu restaurieren, wie etwa den alten Sargwagen aus der Jugenstilzeit. Im Innenhof des Theresienthaler Schlösschens werden die Gerätschaften wieder instandgesetzt. Gleichzeitig wird die Restauration des Daches angegangen, um noch größere Schäden zu vermeiden.

Beim Sargwagen ist die Deichsel fast gänzlich verbrannt, die geschnitzte Frontseite angekohlt. Als nächstes wird der Jugendstilschlitten restauriert, in dem Egon von Poschinger im Winter zur Kirche fuhr. Anschließend werden die Stücke im Hof des Schlösschens ausgestellt.

Literatur

  • Marita Haller, Gerhard Pscheidt: Theresienthal in alten Fotos. Bayerisch-Böhmische Glashüttengeschichte, Ohetaler Verlag, Riedlhütte 2008, ISBN 978-3-937067-90-2
  • Marita Haller: Nach Brand: Künstler restauriert Sargwagen. In: Bayerwald-Bote vom 24. September 2009 (S. 27)