Telekom-Komplex (Passau)
Der sogenannte Telekom-Komplex ist ein aus drei Häusern bestehender Gebäudekomplex an der Ecke Auersperg- und Grünautraße in Passau-Haidenhof Nord, der früher die örtliche Niederlassung der Deutschen Telekom beherbergte. Vielen ist vor allem der zur Auerspergstraße hin gelegene, dominante Bau mit dem imposanten Dach bekannt. Am Rande des großen Objekts, das bis heute das lokale Fernmeldenetz birgt, stehen zwei weitere mehrstöckige, gelb- bzw. orangefarbene Verwaltungsbauten des Konzerns.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Telekom-Callcenter
Das hier befindliche Telekom-Callcenter mit 38 Mitarbeitern hätte schon 2006 geschlossen werden sollen, was unter anderem aber der Passauer Bundestagsabgeordnete Andreas Scheuer verhindern konnte. Gut zwei Jahre später drohte 2008 aber erneut fast jedem zweiten Telekom-Standort in Deutschland das Aus; darunter abermals dem Standort in Passau, denn laut Telekom-Konzern seien nur Standorte mit 400 bis 900 Mitarbeitern wirtschaftlich rentabel. Am 21. August 2008 bestätigte sich diese Meldung: Das Passauer Callcenter solle aufgegeben werden. Dies hatte der Wirtschaftsausschuss der Telekom entschieden. Man wolle zwar alle Mitarbeiter in andere Standorte übernehmen, aber das bedeutete für viele einen (einfachen) Anfahrtsweg von 90 Minuten bis über zwei Stunden – was im Endeffekt fast einer Kündigung gleichkommt. Neben verdi und IG Metall stellten sich in der Folge zahlreiche Politiker hinter die Mitarbeiter und versprachen Hilfe. Für die 28 betroffenen Mitarbeiter sollten neue Stellen in Passau geschaffen werden, um ein Pendeln nicht nötig zu machen. Ab dem 1. Mai 2009 begann die Auflösung aller betroffenen Standorte in ganz Deutschland und damit auch der Passauer Telekom-Niederlassung.
Die Deutsche Telekom ist heute nur mehr als Mieter mit einigen Einheiten in dem Gebäudekomplex vertreten.
Neuentwicklung
2020 wurde der gesamte Gebäudekomplex von einer privaten Investorenfamilie aus dem Allgäu erworben, die die Gebäude neu entwickeln möchte und dafür derzeit vielfältige Nutzungsoptionen untersucht. Davon ausgeschlossen ist wohl der Gebäudeteil, in dem bis heute das Fernmeldenetz Passaus zusammenläuft: Nicht zuletzt wegen der komplexen Struktur und ständigen neuen technischen Investments durch die Deutsche Telekom wurden für diesen Bereich dem Vernehmen nach auch langfristige Mietverträge unterzeichnet, die andere Nutzungsoptionen so gut wie ausschließen.
Im Gespräch sind Räumlichkeiten für Behörden und Büros, etwa für die nach wie vor expandierende Universität Passau oder Einheiten der in Passau Dienst tuenden Bundespolizei. Aber auch studentisches Wohnen könne man sich in den Gebäuden vorstellen.
Fernmeldenetz
Im Inneren des markanten Gebäudes entlang der Auerspergstraße läuft mit tausenden Kilometern von Kabeln das Passauer Fernmeldenetz zusammen. Ein Bestand, der noch in Zeiten der einstigen Deutschen Post dort gebündelt installiert wurde. Es ist der Hauptknotenpunkt aller Telekom-Telefonverbindungen in Passau.
Literatur
- Martin Reitmeier: Telekom-Callcenter Passau: Steht die Schließung bevor? In: Passauer Woche vom 20.08.2008 (S. 5)
- Stefan Rammer: Die Mitarbeiter verdienen Dank und keinen kalten Zynismus. In: Passauer Neue Presse vom 23.08.2008 (S. 39)
- PNP: OB kämpft weiter um Telekom-Callcenter. In: Passauer Neue Presse vom 20.09.2008 (S. 45)
- Christian Karl: Mittagsdemo gegen Telekom-Pläne. In: Passauer Neue Presse vom 23.09.2008 (S. 33)
- Stefan Rammer: Mitarbeiter können in Passau bleiben. In: Passauer Neue Presse vom 25.09.2008 (S. 35)
- Karin Seidl: Aufruhr unter den Telekom-Mitarbeitern. In: Passauer Neue Presse vom 26.09.2008 (S. 31)
- Karin Seidl: Das Bangen um die Jobs geht weiter. In: Passauer Neue Presse vom 27.09.2008 (S. 43)
- Stefan Rammer: Es gibt keine Rettung mehr für das Callcenter der Telekom. In: Passauer Neue Presse vom 29.11.2008 (S. 39)
- Christian Karl: Neue Entwicklungen für den Telekom-Komplex. In: Passauer Neue Presse vom 18.01.2020 (S. 19)