Tonie Meilhamer

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Tonie Meilhamer am 11. Oktober 2003 in ihrem Atelier in Pocking (Foto: Martin Ortmeier)

Tonie Meilhamer war eine niederbayerische Künstlerin (* 1949 in Passau ; † 7. November 2006 in München) mit Schwerpunkt Graphik.

Leben und Wirken

1969−1974 hat Tonie Meilhamer an der Akademie der bildenden Künste München und an der Hochschule für Bildende Kunst Hamburg studiert. 1974−1979 leistete sie kunst- und sozialpädagogische Arbeit auf dem Aktivspielplatz München-Hasenbergl, 1981−1986 freie Dozententätigkeit an der FHS, der FAK und der VHS München. Sie lebte in München-Germering und Pocking.

Seit 1982 ist Tonie Meilhamer freischaffende Künstlerin u. a. für Bühnen- und Kostümbildnerei, Künstlerbücher und plastische und aktionsbetonte Kunstwerke. 1992 wurde sie Mitglied der Produzentengalerie Passau, außerdem gehörte sie der Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck an. In der Performancegruppe SOMPH mit Olaf Bradatsch (Posaune), Christoph Reiserer (Saxophon) und Jürgen Schneider (Schlagwerke) widmete sie sich ab 1992 der Live-Malerei (action painting).

1999/2000 erhielt sie das Frauenförderstipendium der Akademie der Bildenden Künste München.

Vom Zeichnen

Manche graphischen Künstler haben eine so eigene Art des graphischen Gestus entwickelt, dass ihre Werke unverkennbar sind, Anton Kirchmair z.B., aber auch Anna Maria Brandstätter oder Oswald Miedl haben äußerst elaborierte „Handschriften“. Tonie Meilhamer hat immer wieder nach neuen Methoden gesucht, der Erscheinung des Eleganten, des Elaborierten entgegenzuwirken, u.a. durch den Akt des öffentlichen Zeichnens.

Tonie Meilhamer schrieb im Jahr 2001: „Von Kindheit an fasziniert von den Ausdrucksmöglichkeiten trockener Stifte und Kreiden bin ich angetreten als Zeichnerin – lange vor Beginn meiner Akademiezeit. Was ich dort sah und lernte, war vor allem, dass mein angeborenes Zeichentalent mehr Hindernis als Hilfe war für eine konsequente künstlerische Entwicklung: Ich wusste schnell, dass ich das bloßes Handwerk überwinden musste, wenn ich mich als Künstlerin realisieren wollte. Aber ich wusste auch, dass ich es nicht einfach beiseite fegen konnte, wenn ich mich weiterhin über das Zeichnen definieren wollte. Ein langer Prozess lag vor mir – ich wusste es genau.
Da mich das Zeichnen interessierte in all seinen Aspekten, erprobte ich zahllose technische Möglichkeiten, lernte ich mit jedem beliebigen Werkzeug zu zeichnen, und zählte schließlich alles dazu, was lineare oder punktartige Spuren gab − Punkt und Linie mit Bleistift, Farbstift, Graphit oder Kreidestäbchen, Radiergummis in jeder Form, tropfnasse Pinsel, Maisgrasbüschel oder selbstgeschnittene Federn, Messer oder Kratzwerkzeuge bis hin zur Computermaus musste alles auf seine Möglichkeiten ausgetestet werden. Bis ich herausfand, dass es beliebig blieb, womit ich zeichnete. Das eigentlich Spannende blieb die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Form. Was blieb, sind die wenigen Mittel meiner Wasserbeizen mit einfachen Malerpinseln, ein paar Rohrfedern, Kreiden und Graphite, die Schnitzmesser, schwere Papiere, Holz, Leim, Gips und Pappen. Spielt eigentlich auch keine große Rolle, das Material wechselt eben.
Ich will nicht nur spielen und forschen, ich will auch etwas bewirken, ich möchte die Menschen erreichen, indem ich erzähle von einem selbstbestimmten Leben: Ich ‚diene‘ meinen Lieben als Frau und Mutter, Tochter, Schwester, Freundin und Kollegin − den Menschen als Künstlerin und als ‚bunte Hündin‘…oder als was weiß ich was noch alles − aber am Ende bin ich doch das, was ich tu’ und was ich vom Leben fordere, aufnehme, annehme und weitergebe.
Mein Anliegen ist die Auseinandersetzung mit der künstlerischen Form − weitgehend in der Fläche und egal mit welchen Materialien oder welcher Technik.“[1]

Blatt 22 aus dem Gaglbuch für den Kunstverein Passau, 2003

Werke (Auswahl)

  • o. T., Wilhelm Dieß-Gymnasium Pocking (Foyer), von der Decke abgehängte Installation, 1997
  • o. T., Jahresgrafik 1999 des Kunstvereins Passau, Schablonendruck, ohne Titel, 35 x 50 cm, Auflage 20
  • Gaglbuch Nr. 42, „Stehbuch”, bestehend aus 10 Einzelblättern, Graphitzeichnung auf Museumskarton, durch Knickkanten stabilisiert und mit Tapetenleim fixiert; je 140 x 100 cm plano, 2002 (?)[2]
  • Bei einem Atelierbesuch des Kunstvereins Passau am 11. Oktober 2003 hat Toni Meilhamer auf vorbereiteten Papierbögen mit Graphitstift ein sog. Gaglbuch hergestellt. Die Einzelblätter im Format 49,8 x 17 cm gingen an verschiedene Käufer, ein Blatt ist verloren, ein größerer Posten ist als Geheft (die Blätter sind 3-fach gefaltet auf das Format 13,5 x 17 cm) im von der Künstlerin hergestellten Einband in der Hand eines privaten Sammlers. Zu den Blättern 3, 12, 14, 16 und 22 liegen Prosaskizzen von Johann Nep. Bachmeier vor.[3]

Veröffentlichungen

  • Fast alles über Cartoons. O.O, o.J.
  • Grundkurs Farbiges Zeichnen mit Stiften und Kreiden. Ravensburg (Maier) 1984, ISBN 3473482331
  • Grundkurs Tiere zeichnen. Ravensburg (Maier) 1985 (3. Auflage, 1991), ISBN 3473482366
  • Katrin Berg und Tonie Meilhamer (Illustr.): Wenn Wasser wuselt. München (Rainer Hampp Verlag) 1985
  • Alles über Bleistifte und wie man damit zeichnet. Eine Materialkundereihe mit vielen Bildbeispielen und Anleitungen zu den Zeichentechniken. Ravensburger (Maier) 1985, ISBN 3473480347
  • Alles über Farbstifte und wie man damit zeichnet. Eine Materialkundereihe mit vielen Bildbeispielen und Anleitungen. Ravensburger (Maier) 1986, ISBN 3473480355
  • Alles über Filz- und Faserschreiber. Eine Materialkundereihe mit vielen Bildbeispielen. Ravensburger (Maier) 1987, ISBN 3473480401

Ausstellungen (Auswahl)

Tonie Meilhamer in der Sankt Anna-Kapelle des Kunstvereins Passau, 19. Februar 2003 (Photo: Josef Lang)
Gaglbuch Nr. 42 im Kreuzgang der Sankt Anna-Kapelle, 19. Februar 2003 (Photo: Josef Lang)
  • 1997 Schloss Vornbach (im Rahmen der Europäischen Wochen): „Romantik“[4]
  • 13.–31. Oktober 2007 Kubin-Haus (Zwickledt, Kunstverein Passau, in Zusammenarbeit mit den Oberösterreichischen Landesmuseen: „Tonie Meilhamer“[5]
  • 6.bis 21 Sept. 2008 Kulturwerkstatt Haus 10 (Kloster Fürstenfeld): „Tonie Meilhamer – Retrospektive“
  • 15. Januar bis 21. Februar 2016 Sankt Anna-Kapelle (Passau, Kunstverein Passau, Kurat: Dr. Martin Ortmeier): „Zeug zeichnen – Zeit zeichnen – Zeichen zeichnen. Zehn Positionen der Handgraphik“ (Tonie Meilhamer (posthum) mit Anna Maria Brandstätter, Zita Habarta, Oswald Miedl u.a.)“[6]

Literatur

Weblinks

Anmerkungen

  1. Zitat Tonie Meilhamer nach Passauer Kunst Blätter 32 (2-2003)
  2. Website Tonie Meilhamer [1]
  3. Der Prosatext von Johann Nep. Bachmeier zum Blatt 22 lautet: „(22) Stellen Sie sich vor: Sie stehen am Abgrund ihres Lebens. (Bedenken Sie, dass ich Ihnen dies schreibe aus dem Innsbruck’schen Landeskrankenhaus). Eben, da Sie anheben zu springen, nein: sich sinken zu lassen – eilten doch Ihre Knie schon eilfertig dem Kopf voraus, dieser aber (stephanusmäßig!) wirft sich den Steinen am Grund der Kippe vor der Stadt entgegen, sollten nicht spät Herrschaft erobern, diese Hasenknie, diese Pinscherwaden, in Erwartung der Angstscheiße – eben da stürmt ein rettender Engel Ihnen entgegen, heerschargleich, mit gewaltigem Delta Federschwingen rauschend: greift dich nimmt dich, schon fallend, auf und wird dich hinaustragen hinauftragen (J.N.B., 26. Dezember 2003, einen zuverlässigen Engel anbei für Sie!)“
    Die Interpunktion ist nach dem Typoskript (Archiv Martin Ortmeier) wiedergegeben.
  4. „Tonie Meilhamer hat 1997 (…) bei den Europäischen Wochen Passau auf Schloss Vornbach die Ausstellung „ROMANTIK“ durchgeführt“ (Wikipedia-Artikel zu Schloss Vornbach, abgerufen 17. Juni 2022)
  5. Passauer Kunst Blätter 40 (2-2007), S. 36–37
  6. Passauer Kunst Blätter 57 (1-2016), S. 26–28