Totenbrett

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Die Totenbretter wurden oft an Dorfkapellen angebracht, wie hier in Weißenstein. (Foto: Straubinger)

Ein Totenbrett diente früher zum Aufbahren der Verstorbenen und war damit die erste Form des Sarges.

Ursprung

Auf den schlichten Fichtenbrettern bahrten die Angehörigen ihre Toten auf. Zwei Tage und Nächte blieb er darauf liegen. Den Abend beteten die Verwandten für ihn den Rosenkranz. Diese Zeremonie nannte man „Aufbleiben“. Danach wurde die Leiche in ein Leintuch gewickelt und auf dem Brett zum Grab gebracht. Der Spruch: „Der ist übers Brett’l gerutscht“ rührt daher, denn die Leiche rutschte damals vom Brett in das Grab. Anfangs legte man das Brett mit in das Grab. Man deckte es über den Leichnam, um ihn vor Verletzungen beim Einschaufeln zu schützen. Später lagerte man es so, dass es möglichst schnell verfaulte. Nach dem Volksglauben des 18. Jahrhunderts findet die Seele des Toten erst dann ihre Ruhe, wenn das Holz zerfallen oder morsch geworden ist. Um das zu erreichen und so die Seele des Verstorbenen aus dem Fegefeuer zu erlösen legten Angehörige das Brett über Wassergräben oder sumpfige Stellen. So verwitterte auch das stabile Fichtenholz schnell.

Erst um das Jahr 1800 wurden auf dem Lande Särge bei Beerdigungen gebräuchlich. Nachdem nun bei jedem Begräbnis der Sarg benutzt wurde, war das Totenbrett bei der Beerdigung ein überflüssiges Ding geworden. Heilige Scheu verbot, das Brett noch für irgendwelche häusliche Zwecke nutzbar zu machen. So kam man auf den Gedanken, das Totenbrett als Andenken aufzustellen. Mit drei Kreuzen zeichnete man es. An einem Weg, meistens einem Kirchweg, an einem Baum, an Kapellen stellte man es auf. Mit der Zeit wurden die Totenbretter kunstfertig ausgeführt: Mit Leisten und Säulchen verziert und auf viele Arten zugeschnitten. Der Maler beschrieb es dann mit dem Namen des Verstorbenen und setzte darunter einen Vers. In langen Reihen trifft man die Totenbretter an, ein schönes Stück alten Brauchtums! Neben ernsten Inschriften auf Totenbrettern kam auch der Humor nicht zu kurz.

Verbreitung

Der Brauch der Totenbretter ist nicht überall bekannt. Heute findet er sich nur noch im Bayerischen Wald, im Oberpfälzer Wald und im Böhmerwald. Als Grund wird hierfür wird die arme Region genannt, da sich die Bürger oftmals keine Särge leisten konnten.

Bis heute gibt es in Niederbayern mehrere Totenbretteranlagen, etwa in Teisnach oder bei Drachselsried.

Totenbretter-Sprüche

  • Hier ruht Barbara Gschwendner, sie wog zweieinhalb Zentner. Gebe Gott ihr in der Ewigkeit, nach ihrem Gewicht die Seeligkeit.
  • Durch einen Ochsenstoß, kam er in Gottes Schoß. Er fand die ewige Ruh, durch dich, oh Rindvieh du.
  • Hier liegt Pfarrer C. Eberhart, ein Mann von alter, deutscher Art; von den Gelehrten war er keiner, aber von den Geschwinden einer. Kurz und gut haben’s die Bauern gern, drum trauern’s um ihren geschwinden Herrn!
  • Der durch seine Kunst war dienlich Kranken und Gesunden, allein für sich kein Kräutlein hat gefunden. Er musst dem Tod gleich anderen sich ergeben, mit Gott versöhnt hat aufgehört zu leben! (Apotheker)
  • Kaum hast du die Welt gesehen, in der schönsten Blütezeit, musstest du von hinnen gehen. (75-jährige Frau)
  • Kaum blühte sie zur Rose auf, war ihr das Grab beschieden. Dies ist der ernste Lebenslauf, auf dieser Welt hinieden. (64-Jährige)

Galerie

Literatur