Veste Oberhaus

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Der Hauptkomplex der Veste Oberhaus
Gesamtansicht der Veste Oberhaus zu Passau.
Die Veste Oberhaus zu Passau. (Foto: PNP)
Eine Historische Zeichnung des Oberhauses
Eine Gesamtansicht von Oberhaus und Niederhaus. (Foto: Warmuth)
Das Ober- und das Niederhaus bei Nacht.
Das Oberhaus vom Rathausturm aus.
Das Oberhaus-Areal aus der Luft.

Die Veste Oberhaus (zumeist nur kurz „Oberhaus“ genannt) ist eine 1219 errichtete Festung auf dem Georgsberg, an der linken Seite der Donau gelegen. Sie war lange Zeit Trutzburg und Residenz der Passauer Fürstbischöfe, später dann bayerisches Staatsgefängnis („Bastille Bayerns“) und beherbergt heute unter anderem ein Museum. Mit 65.000 m² umbauter Fläche gilt sie nicht nur als eine der größten Festungen an der Donau, sondern zählt auch zu den größten und mächtigsten Burganlagen Europas.

Lage und Bau

Auf dem St. Georgsberg gebaut, liegt die Anlage zwischen Ilz und Donau, beidseitig von steilen Abhängen umgeben, ca. hundert Meter über dem Tal. Eine Straße führt von der Ilzseite auf die Burg hinauf. Zu Fuß ist die Burg über die Oberhausleiten-Stiege bzw. den Ludwigsteig zu erreichen, von Passau aus gesehen, überquert man dafür zuerst die Donau an der Schanzlbrücke. Hinter dem Eingang der Anlage liegt eine, zwischen 1674 und 1740 angelegte Wallzone, die folgende zweite Verteidigungzone stammt aus dem 16. Jahrhundert. Die Burgstraße führt vom mittleren Befestigungsring, an der Hauptwache vorbei, über die Brücke in die Hauptburg. Hier, im inneren Burghof, steht die Burgkirche, welche noch vor der Burg selbst erbaut wurde.

Mit der Veste Niederhaus ist die Anlage über einen Wehrgang verbunden. Zudem gibt es Spekulationen um einen geheimen Tunnel, der die Altstadt mit dem Ober- bzw. Niederhaus verbunden haben soll. Tatsächlich gibt es unter dem Oberhaus zahlreiche Stollen, von denen jedoch heute aufgrund Steinschlaggefahr keiner mehr begehbar ist. Der längste Schacht ist der unter dem Thingplatz verlaufende Zisternengang, der einst zu einer geheimen Quelle führte. Er war lebensnotwendig, denn im Belagerungsfall war er die einzige Rettung der Burgbewohner. Daneben wurden jedoch auch andere Gänge gefunden. Manche, wie der 45 Meter lange Gegenminier-Gang, dienten vor allem der Verteidigung. Sprengladungen an seinen Enden sollten ungebetene Besucher auch von der Unterwelt rund ums Oberhaus fernhalten.

Geschichte

Die frühen Jahre

Der Bau der Burg (sie wurde erst später „Feste“ bzw. Festung genannt) wurde im Jahr 1219 von Bischof Ulrich II. begonnen. Das Oberhaus sollte die soeben ausgeweitete bischöfliche Machtstellung – Ulrich hatte zwei Jahre zuvor für das Hochstift Passau die Reichsfürstenwürde erhalten – unterstreichen und auch architektonisch weithin sichtbar machen. Als Standort der Festung hatte man den keilförmigen, steile 108 Meter aufragenden sowie durch Donau und Ilz begrenzten (gleichsam aber auch beschützten) Georgsberg gewählt. Ältester Teil der Anlage ist die Burgkirche St. Georg.

Ulrich wollte mit dem „Castrum in monte S. Georgii“, wie er es nannte, von Anfang an sowohl eine prachtvolle und repräsentative Residenz, als auch eine Trutzburg schaffen, die ihm ausreichend Sicherheit vor potentiellen Angreifern bzw. etwaigen Feinden – und dazu zählten damals vor allem auch die nach Unabhängigkeit strebenden Passauer Bürger – bot. Insofern war das Oberhaus neben der (zwar repräsentativen, aber unbefestigten) Bischöflichen Residenz sozusagen das zweite Zentrum der fürstbischöflichen Macht.

Zum ersten Male urkundlich erwähnt wird das Oberhaus allerdings erst im Jahre 1232.

Ausbau und Erweiterungen

In den Jahren 1255 und 1256 wurde das Oberhaus dann durch Fürstbischof Otto von Lonsdorf in größerem Stil weiter ausgebaut und erweitert.

Vermutlich erst Mitte des 14. Jahrhunderts erfolgte dann um die Vorburg der Bau einer Wehrmauer samt eines fünfstöckigen Torturms mit Zugbrücke. Ab etwa der gleichen Zeit ist auch die Bezeichnung "Oberhaus" gebräuchlich.
Als Folge der Belagerung von 1367, bei der die rebellierenden Passauer Bürger das Niederhaus erobern konnten, wurde im Jahr darauf der Verbindungsweg zwischen Ober- und Niederhaus mit einem von Mauern gesäumten Wehrgang abgesichert.

Im Jahr 1444 schließlich war es ein gewisser Enea Silvio Piccolomini – niemand anderer als der spätere Papst Pius II. – der dem Oberhaus mit seinen „prächtigen Sälen und Gemächern, die beim Betrachter den Eindruck hervorrufen, es gebe weitum nichts so Herrliches und Sicheres“ größte Anerkennung zukommen ließ.

Auf Fürstbischof Christoph von Schachner geht der große zur Stadtseite hin gewandte Saalbau zurück, an dessen Außenmauern das sog. „Schachnerwappen“ und die Jahreszahl 1499 (oft fälschlicherweise als „1899“ erkannt) zu sehen sind. Die Innenausstattung wurde schließlich von Fürstbischof Wiguleus Fröschl von Marzoll vollendet.

Als Reaktion auf die Türkenbedrohung wurde die Burg in der Folge rasch zu einer modernen Landesveste ausgebaut.

Belagerungen

Das Oberhaus wurde im Laufe seiner Geschichte fünfmal belagert, nämlich in den Jahren 1250, 1298, 1367 und 1482. Man konnte sich aber jedesmal gegen die Angreifer behaupten.

1298 und 1367 waren die Passauer Bürger selbst die Belagerer, als sie versuchten, sich gegen den Bischof zu erheben. 1298 nahm der Bischof die Stadt dabei sogar so stark unter Beschuss, dass sie schwer beschädigt wurde und sich die Bürger wenig später geschlagen gaben. 1367 konnten sie dann zwar zumindest das Niederhaus erobern, scheiterten jedoch abermals an den überlegenen Verteidigern, die unter dem Kommando des kriegserfahrenen österreichischen Ritters Johann von Traun standen.

Im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1704) konnte die Veste Oberhaus erfolgreich verteidigt werden. Im Österreichischen Erbfolgekrieg (1741-1744) übergab der Kommandant Graf von Platin die Veste kampflos an die Österreicher. Er wurde deshalb später zum Tod verurteilt und enthauptet.

Nach der Säkularisation

Mit der Säkularisation verlor der Bischof 1803 nicht nur seine weltliche Machtstellung, sondern auch das Oberhaus. In der Folge war es niemand geringerer als Napoleon Bonaparte, „Kaiser der Franzosen“, der das Oberhaus als Grenzfestung gegen Österreich nutzte. Bereits 1805 allerdings ergab sich die Festung aus freien Stücken der österreichischen Armee. Napoleon ließ sie nach deren Abzug verstärken.

Nach dem Wiener Kongress nutzte die bayerische Armee die Festungsanlage. 1808/1811 kam das Oberhaus zum Steuerdistrikt Passau-Anger, bei der Gemeindebildung 1818 aber zur neugebildeten Gemeinde Hacklberg.

Ab 1822 wurde die Burg dann zu einem Staatsgefängnis für politisch Gefangene und zu einer Militärstrafanstalt umgewandelt, was sie bis Ende des Ersten Weltkriegs 1918 auch blieb. In dieser Zeit erwarb sie sich unter anderem auch den Beinamen „Bastille Bayerns“, was darauf schließen lässt, wie gefürchtet sie unter den Gefangenen gewesen war. Im Krieg von 1870/71 und im Ersten Weltkrieg waren gefangene französische Soldaten auf Oberhaus interniert.

Entwicklungen bis heute

1930 wurde die Strafkaserne auf Oberhaus aufgelöst. Im September 1931 übernahm die Stadt Passau durch Häusertausch das Oberhaus vom Bayerischen Staat und richtete dort – zunächst in fünf Erdgeschossräumen des Fürstenbaues – das Oberhausmuseum ein. Erst am 1. Oktober 1938 wurde das Oberhaus ebenso wie die Veste Niederhaus, Bschütt und weitere Teile der Gemeinde Hacklberg in die Stadt Passau eingemeindet.

Während des Dritten Reiches wurde es zum Teil umfunktioniert und beherbergte unter anderem auch das Ostmarkmuseum. Nach dem Krieg wurde dies jedoch wieder rückgängig gemacht. 1960 kehrte auch die Diözesansammlung hierher zurück. Heute gehört das Oberhausmuseum Passau mit zu den schönst gelegenen Museen ganz Deutschlands. Es beinhaltet das Stadtmuseum, eine Gemäldegalerie und weitere Sammlungen, die ihren Schwerpunkt auf Ostbayern und die Nachbarländer Böhmen und Österreich haben. Seit 1991 werden hier vor allem wechselnde historische Sonderausstellungen gezeigt. Daneben umfasst die Burg noch ein Restaurant, eine Sternwarte, einen Aussichtsturm und im Generalsgebäude befindet sich die Jugendherberge. Von der „Batterie Linde“ (eine von Wehrmauern umgebene Terrasse) hat man eine der schönsten Aussichten auf das Dreiflüsseeck.

Seit gut hundert Jahren gibt es immer wieder Anläufe, das Oberhaus durch eine Seilbahn zu erschließen.

Besonderheiten

Die Kasematten ist ein Festungsbau. Von außen betrachtet sieht sie aus wie die natürliche Verlängerung des Georgberges. Über die Jahrhunderte wurde dieser aber für die Verteidigung und zum Schutz mehr und mehr aufgeschüttet. Sie enden oben bei der Sternenwarte, von wo man die ganze Stadt überblicken kann. Hier ist das Geländer sehr niedrig, weshalb es bei Führungen ausgespart wird.

Der treppenreiche Aufgang befindet sich zwischen dem Haupt-Aussichtspunkt beim Restaurant „Das Oberhaus“ und dem neuen Ausstellungsgebäude vor dem Museum. Brandschutz und Sicherheit sprechen dagegen, dass diese Gänge für jedermann zugänglich sind. Bald soll er aber in Führungen integriert werden. Im Aufgang gibt es Kammern, in denen Soldaten ihren Schlafplatz fanden, Schießscharten führen in Richtung Burg: Der Feind wäre im Fall der Eroberung von hinten beschossen worden.

Die Fürstbischöfe flüchteten sich zweimal auf das Oberhaus, weil die Passauer Bürger rebellierten. Dafür ließen sie extra Fluchtwege errichten.

Sanierungen

An der Südfassade des Fürstenbaus wurden schon in den 1960er Jahren Sanierungsarbeiten vorgenommen. Die Farbgestaltung wurde zu dieser Zeit allerdings nicht originalgetreu nachgebildet. Die barocken Originalbefunde der Fassadenmalerei hatten die Restauratoren 1981 erstmals bei der Sanierung der Nordfassade des Fürstenbaus gefunden und dort auch weitgehend umgesetzt. Erst nach einer 300.000 Euro teuren Sanierung von 2009 bis 2010 wurde auch die Südfassade an diese originale Optik der Nordfassade angepasst.

Im Herbst 2008 war die Veste Oberhaus im Rennen um ein Sonderprogramm der Bunderegierung zum Denkmalschutz, im Rahmen dessen dem Oberhaus zwischen 100.000 und 300.000 Euro zugekommen wären.

Attraktivitätssteigerung

Ab April 2013 wurden mehrere Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung der Veste Oberhaus umgesetzt. So wurde auf Initiative des Tourismusverbands Ostbayern der Donau-Panoramaweg (220 Kilometer/Passau-Kelheim) mit attraktiven Oberhaus-Routen angereichert. Darüber hinaus wurden die Parkplatz-Anlagen durch den Zukauf von Grundstücken und die Verlegung des bestehenden „Bolzplatzes“ massiv um 120 Plätze erweitert sowie die Zufahrt und die Beleuchtung verbessert. Durch eine neue Liftanlage wurde eine barrierefreie Verbindung vom nördlichen Burghof und der Parkplatz-Ebene zur Ebene der Sternwarte geschaffen.

Wichtigster Punkt war der Aussichtspunkt Oberhaus neben dem Restaurant „Das Oberhaus“: Die Plattform sowie die Fußwege dorthin wurden erneuert, besser befestigt und behindertengerechter gestaltet. Als weitere Maßnahmen folgten ab März 2014 etwa die Freilegung der bisher nicht zugänglichen Wassertörlschanze, einem bislang verborgenen Burgvorsprung unterhalb der Aussichtsplattform, sowie die Installation einer Treppenanlage von der Aussichtsplattform zur Terrasse des Restaurants „Das Oberhaus“.

Im „Tändelgraben“ – über den die Stadt Passau seit April 2013 wieder verfügt, nachdem er jahrzehntelang der Übungsplatz des Schäferhundvereins war – wurden nun die Anlagen des mittlerweile aufgelösten Hundesportvereins rückgebaut, Grabenwände und Mauern saniert. Seither ist dieser idyllische Bereich auch wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Darüber hinaus wurden Sanierungsarbeiten am Neuwall, an der Batterie Katz, am Tändelgraben und Ravelintor sowie an weiteren Mauer- und Turmanlagen umgesetzt.

Im November 2014 wurde ein 24 Meter hohes Phantomgerüst aufgebaut, das einen geplanten Aufzug innerhalb der Burg veranschaulicht. Er soll die Ebene des Burghofs mit derjenigen des Aussichtspunkts, des Restaurants und des Parkplatzes verbinden. Voraussetzung für den Bau im Jahr 2015 ist allerdings die Zustimmung des Landesamts für Denkmalpflege. Dieses stoppte den Bau des Aufzugs jedoch zunächst und erteilte erst später einer geänderten Planung seine Zustimmung. Ebenso wie der Bau des Aufzugs soll 2016 damit auch die Sanierung der Burgmauern in diesem Bereich erfolgen.

Weitere Bilder

Siehe auch

Literatur

Fachliteratur

  • Günther T. Werner: Burgen, Schlösser und Ruinen im Bayerischen Wald. Regensburg 1979, ISBN 3-7917-0603-9
  • Franz Mader: Die Geschichte der Eingemeindungen nach Passau. In: Der Passauer Wolf – Schriftenreihe des Stadtarchivs Passau, 1997, ISBN 3-929350-29-7
  • Michael Weithmann: Kleine Passauer Stadtgeschichte. Regensburg 2004, ISBN 3791718703

Zeitungsartikel

Weblinks