Innspitz

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Die Mündung der Salzach (links) in den Inn (rechts) – der sogenannte „Innspitz“. Im Hintergrund links der Stausee, der zum Naturschutzgebiet untere Salzach zählt. Foto: Manfred Meisenberger
Blick auf Innspitz - Zusammenfluss von Inn & Salzach (Bild: D. Meyrl)
Blick auf Innspitz - Zusammenfluss von Inn & Salzach (Bild: D. Meyrl)

Der Innspitz ist die Wasserlandschaft, wo Salzach und Inn zusammenfließen. Der Weg führt in der Ortschaft Haiming vom Sportplatz in Richtung Hochwasserdamm. Wandert man auf diesem nach Osten, so führt nach etwa 1,5 km ein schmaler Wanderweg nach rechts hinunter in die Innauen. Dieser Weg trennt die auf der rechten Seite liegende Mastenlacke von der Dreieckslacke, die sich links des Weges befindet. Nach 1,5 km endet dieser Pfad am Innspitz.

Entstehung

Die Schmelzwässer der Gletscher gruben sich nach der letzten Eiszeit immer tiefer in die von ihnen selbst aufgeschütteten Kiesflächen und schufen so im Laufe der Jahrtausende eine ausgedehnte Flusslandschaft im Zusammenfluss von Inn und Salzach. Durch Hochwasserspitzen der alpinen Schneeschmelze und ihrer mächtigen Geschiebeführung entstand im Mündungsbereich eine eindrucksvolle Wildflusslandschaft, die ihre Flussbetten ständig verlagerte, Kiesbänke wurden aufgeschüttet und andern Orts wieder abgetragen und so bestand von jeher eine sich immer wieder verändernde Landschaft. Ende des 19. Jahrhunderts wurde ein Großteil des früheren Auwaldes in der Talsohle von Haiming zwischen Salzach und Inn durch die Errichtung des Salzachleitdammes vom zeitweiligen Überfluten und Ablagern von Sedimenten geschützt. Nach Errichtung der Staustufe Simbach-Braunau Mitte des 20. Jahrhunderts ist im Mündungsgebiet eine gewisse Beruhigung eingetreten und es entstanden große Überschwemmungsflächen.

Hochwässer können das Material nicht mehr so schnell umschichten und trotz der gewonnenen Wasserfülle durch Alz und Salzach hat der Inn unterhalb Haiming seine ursprüngliche Kraft verloren. Hinter dem Leitdamm verläuft landseitig ein Wirtschaftsweg und neben ihm ein Bach, der die dammseitig austretenden Sickerwässer aufnimmt, da durch den Rückstau des Inns die neu entstandenen Altwässer höher liegen als die Haiminger Au. In dieser älteren Aulandschaft besteht ein Gewässersystem aus mehreren Bächen, wie der Haiminger Mühlbach, Hubmühlbach, Winkelhamer Bach, Kressenbach, Schwaigerbach und Neuhäusl Bach, die vom Westen nach Osten dem Mündungsdelta Inn-Salzach zufließen und letztendlich über ein Pumphebewerk in den Inn befördert werden. Hier ist schon seit jeher ein typischer Auwaldbestand und eine charakteristische Krautflora vorzufinden.

Beschaffenheit

Der namenlose und größere Teil der Altwasserlandschaft öffnet sich Innseitig und wird von einer Schilf- und Auwald bewachsenen längeren Halbinsel, die das rechte Flussufer des Inns vor der Salzachmündung bildet, begrenzt. Zwischen dieser Halbinsel und dem Innspitz befindet sich eine Insel, die dicht mit Schilf und Seggengräsern und Augehölzen bewachsen ist. Im Westen, entlang des Leitdammes, drängt sich ein ausgedehnter und von Gerinnen durchzogener Schilfgürtel in das Altwasser, vor dessen Gestaden gern Silberreiher, Casmerodius albus, wie sie lateinisch benannt werden, im seichten Wasser scheinbar erstarrt auf Beute lauern. Im Süden wird dieses ausgedehnte Stillgewässer von einer künstlich angelegten Landzunge, dem Innsporn, von der Salzach getrennt.Auf der gegenüberliegenden Seite, zum flachen Altwasser hin, bilden Schilfgürtel und Röhricht im Uferbereich einen wertvollen Lebensraum als Laichgebiet vieler Fische. Draußen im freien Altwasser wurden vom Landesbund für Vogelschutz mehrere schwimmende Holzflöße verankert, um Flußseeschwalben eine Nistmöglichkeit zu bieten.

Bei Flkm 69,4 mündet landseitig hinter dem Leitdamm der Sickerbach, der auch die Abwässer der Haiminger Kläranlage aufnimmt, in ein großes Sammelbecken. Bei Erreichen eines vorgegebenen Pegelstandes wird das aufgestaute Wasser über den Damm in die Innaue gepumpt, wo es durch kanalartige Gerinne durch Auwald und Schilfgebiete zum Teil in das Altwasser und zum Teil in den Inn strömt. Im südwestlichen Teil der Pumpstation reichen dichte, gegliederte Schilfgürtel vom Leitdamm bis ans gegenüber liegende Ufer des mit einem Fahrweg angelegten Sporn. Dort, wo der Weg vom Leitdamm runter führt in Richtung Innspitz, liegt linker Hand die Dreieckslacke, dessen Ufer zu Beginn des Sporns dicht mit ins Wasser hängenden Weidenbüschen bewachsen ist.

Gegenüber der Dreieckslacke, getrennt von dem zum Innspitz führenden Sporn, liegt die Mastenlacke, ein langgezogenes Gewässer, das durch den Aufstau erst entstanden ist. Die Mastenlacke ist am unteren Ende mit der Salzach durch ein bachähnliches Gerinne verbunden, das für Durchgängigkeit und Vernetzung sorgt, wobei Wasserschwankungen der Salzach Einfluss nehmen auf den Pegelstand der Lacke.

Artenvielfalt

Massenhaft blühen hier im Frühjahr Schneeglöckchen, Frühlings-Knotenblume, Buschwindröschen und Gelbes Windröschen, Aronstab, um nur einige zu nennen. An den Hängen des Hochwasserdammes kann man das Knabenkraut bewundern, eine seltene Orchideenart und auf der Dammkrone den gern von Insekten besuchten blauen Natternkopf. Auch Pappeln säumen den Sickerbach mit ihren hohen, oft dicht mit schmarotzenden Misteln bewachsenen Baumkronen. Die außerhalb des Schutzdeiches abgesetzten Flusssedimente führten zu ausgedehnten Anlandungen. Im nährstoffreichen, seichten Wasser beider Flüsse siedelten sich Binsen, Schilf, Großseggen und andere sich rasch entwickelnde Kräuter und Gräser an. Ausgedehnte Schilfgürtel sorgten für eine Beruhigung des Hochwassers und beschleunigten die Ablagerung von Schwebstoffen. Somit ist ein ideales Gebiet für die Entwicklung einer sehr artenreichen Flora und Fauna entstanden. Es brüten hier mehr als 25 Vogelarten, die an Wasser oder Feuchtgebiete gebunden sind. Dazu kommen noch über hundert Wasservogelarten als Wintergäste oder Durchzügler. Um die natürlichen Lebensräume der Haiminger Tier- und Pflanzenarten zu erhalten und dauerhaft zu verbessern und charakteristische Landschaften in ihrer Schönheit und Eigenart zu bewahren, wurde das Gebiet am 3. September 1992 unter dem Namen Vogelfreistätte Salzachmündung als Naturschutzgebiet ausgewiesen.

Zu gewissen Zeiten im Frühjahr kocht das Wasser regelrecht im Uferbereich in der Nähe der Seggengräser und im Schilfröhricht. Hier laichen Weißfische, insbesondere Brachsen. Die aufkommende Brut findet gute Versteckmöglichkeiten zwischen Hornkraut, Tausendblatt- und Nixenkraut, das hier auch in den anderen Stillgewässern im Mündungsbereich je nach Jahreszeit mehr oder weniger große Bestände bildet. Auch eine gute Population an Maler- und Teichmuscheln durchpflügt den sandigen und oft schlammigen Gewässergrund.

In den warmen Frühjahrstagen, bevor am Boden grüne Fadenalgen wachsen und kuhfladenähnliche, unappetitlich aussehende, aber Sauerstoff liefernde, graubraune Algen aufsteigen, die vom Winde zusammengeweht große Teppiche an der Wasseroberfläche bilden können, fängt man hier Karpfen und während der Laichzeit der Brachsen auch tagsüber Aale. Im Anschluss an die Mastenlacke, flussabwärts, befinden sich zwischen dem Sporn und dem Salzachufer einige kleine, seichte Tümpel in einem breiten, aufgelandeten Schilfgebiet, das von Zeit zu Zeit vom Flussbauamt ausgeholzt wird, um bei Hochwasser einen möglichst raschen Durchfluss zu gewährleisten.

An Fischen tummeln sich in den Altwässern Karpfen, Brachsen, Aale, Rotaugen, Rotfedern, Lauben, Barsche, Hechte, Rapfen, Schleien und andere. In der Dreieckslacke ist jedes Jahr im Frühling ein Haubentaucherpaar zu beobachten, dessen Junge aber nicht selten der fast bussardgroßen Rohrweihe zum Opfer fallen. Blesshühner, Kolbenenten, Reiher und Stockenten sind ständige Gäste in dieser Lacke.

Wasserqualität

Die Durchschnittswerte der chemischen Wasseranalysen der letzten drei Jahre liegen in der Dreieckslacke bei der Sauerstoffsättigung je nach Jahres- und Tageszeit zwischen 90 und 140%, in Ausnahmefällen auch höher, die pH-Werte zwischen 7,5 und 8,2, Ammonium kleiner 0,2 mg/l, Nitrat 3 bis 10 mg/l, Nitrit kleiner 0,05 mg/l, Phosphat kleiner 1 mg/l. Die Karbonathärte schwankt je nach Assimilation der Unterwasserpflanzen zwischen 14 und 16 Grad deutsche Karbonathärte.

Die Mastenlacke, deren Probennahmestelle für chemische Wasseranalysen sich am Treppenabgang nähe der Abfahrt zum Innspitz befindet, zeigt als Durchschnittswerte der letzten drei Jahre Sauerstoffsättigungswerte zwischen 90 und 140 %, wobei Sauerstoff zehrende organische Teilchen der eindringenden schmutzigen Hochwasserfracht der Salzach eine gewisse Rolle spielen. Der pH-Wert liegt zwischen 6,8 und 8,6, Ammonium kleiner 0,2 mg/l, Nitrat 2 bis 5 mg/l, Nitrit kleiner 0,05 mg/l und die Karbonathärte beträgt 6 bis 11 Grad deutsche Karbonathärte.

Analytisch gesehen sind die Stillgewässer an der Inn-Salzachmündung in Ordnung, wenn in der Salzach die Fettfische nicht zeitweise mit organischen Substanzen wie Hexachlorbutadien und anderen Verbindungen aus Altlasten einer chemischen Fabrik in Burghausen belastet wären.

Literatur

  • Günter Geiß: Wasserlandschaften- zwischen Inn und Salzach. Druckerei Schwarzfischer, aktualisierte Auflage, S. 59-63

Weblinks


Gewässer zwischen Inn und Salzach

Wasserlandschaft: InnspitzFlüsse: Salzach, Inn, AlzBäche: TürkenbachSeen: Wöhrsee, Marktler Badesee

Lacken: Peracher Lacke, Gunschlacke, Seibersdorfer Lacke, Engelmannlacke, Biermeier Lacke, Haunreiter Lacke, Deindorfer Lacke