Würzinger Haus (Außernzell)

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Das Würzinger Haus in Außernzell

Das Würzinger Haus ist eines der den ältesten Gebäuden der Gemeinde Außernzell im Landkreis Deggendorf. Es beherbergt heute die Gemeindeverwaltung, die Bücherei, den Dorfladen und eine Gastwirtschaft.

Lage

Das historische Gebäude aus dem 12. Jahrhundert bildet den Ortskern des Ortes Außernzell und liegt in unmittelbarer Nachbarschaft der Kirche.

Architektur

Das großzügig gestaltete Anwesen zeichnet sich noch heute durch sein Krüppelwalmdach aus. Der Dachstuhl in barocker Bautradition gilt als Meisterwerk des Zimmererhandwerks und ist heute nicht erhalten. Auf der Giebelseite befinden sich sieben Fensterachsen mit dem Hauptportal des Gebäudes, datiert auf 1818 und der Inschrift A.H. Diese geht auf den letzten klösterlichen Amtmann und damaligen Wirt Andreas Hausinger zurück. Das Innere der Fletz besteht heute noch aus mächtigen Granitplatten. Einst wurden dort die Bierfässer für die Taferne gelagert. Die Gaststube wurde bei den Sanierungsarbeiten in den Jahren 1998 bis 2002 durch ein Nebengemach erweitert. Dort befand sich einst die Kuchl mit der offenen Feuerstelle, an der gekocht wurde. Im Obergeschoss sind einige Räume mit Stuck versehen. Das angrenzende Stallgebäude wurde im Obergeschoss zu einem großzügigen Veranstaltungssaal umfunktioniert. Die darunter befindlichen Gewölbe – mit böhmischen Gurtgewölbe versehen – bilden heute zwei weitere Aufenthaltsräume für die Öffentlichkeit. Die Scheune auf der Nordseite ist heute ein Dorfladen.

Im Dachgeschoss des Wohnhauses wurde durch den Naturpark Bayerischer Wald eine Infostelle eingerichtet. Diese ist derzeit geschlossen.

Geschichte

Als ehemaliger Grundbesitz des Klosters Niederaltaich geht die alte Taferne aus den Urkunden hervor. Die Taferne spielte eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Leben von Außernzell. Neben der Bewirtung von Durchreisenden diente das Wirtshaus vor allem der Kommunikation unter den Bürgern. Zum Unterschied von einer Schenke erfolgte die Bewirtung auch durch ausgekochtes Essen und der Beherbergung von Fremden.

Aus Urkunden gehen bereits ab 1429 die ersten Wirtsleute hervor, die vom Kloster Niederaltaich das Erbrecht des Anwesens inne hatten: 1429 Jacob von Antzenreuth, 1444 Hanns der Weber, 1455 Hanns der Wirt, 1542 ein Wolfgang, 1550 dessen Sohn Kaspar, 1601 Wolfgang Schadenfroh, 1635 Jakob Reisch, 1639 Michael Reisch, dessen Witwe 1650 Melchior Wieninger heiratete. Die Ära der Wieninger war stets durch Wohltätertum für die Gemeinde geprägt. Von 1650 bis 1750 blieb das Anwesen in Besitz der Wieninger. 1677 übernahm Sohn Wolfgang die Taferne, 1720 folgte Franz Josef Wieninger. Die Witwe heiratete Christopf Mospauer. Dieser verkaufte das Anwesen nach dem Tode seiner Frau an Andreas Hausinger von Buchhofen. 1784 folgte dessen Sohn Andreas Hausinger und 1832 Leopold Hausinger. Die Zeiten der Hausinger waren von Schulden geprägt. Als Leopold Hausinger starb, heiratete dessen Schwester einen Peter Steinhuber, der fortan den Betrieb übernahm. 1868 folgte Anton Steinhuber.

Am 16. November 1898 bestimmte die Kgl. Postagentur Anton Steinhuber zum Dienststellenleiter der Postagentur Außernzell. Als Beihilfen wurden dessen Töchter Maria und Hedwig Steinhuber bestellt. Das jährliche Einkommen wurden anfangs auf 240 Mark beziffert und bis 1. Dezember 1912 auf 435 Mark aufgestockt. 1920 folgte Heinrich Steinhuber als Erbe auf den Hof. Die Witwe von Heinrich Steinhuber heiratet wenig später Gotthard Würzinger, mit dem der Name Würzinger auf dem Anwesen einzieht. Die Söhne aus erster Ehe fielen beide im Zweiten Weltkrieg. Die aus der Ehe hervorgegangene Tochter heiratete später einen Wallner.

In den 1960ern begann der Niedergang des Anwesens, dem 1987 die komplette Schließung folgte. 1997 kaufte die Gemeinde Außernzell das Anwesen und sanierte es von 1998 bis 2002 für rund 5,5 Millionen Mark.

Literatur

  • Josef Färber, Ernst Obermeier: Außernzell: Die Historie einer Gemeinde im Bayerischen Wald. Winzer 2004, ISBN 3-937438-10-6
  • Petra Killinger: Das Würzinger Haus und die Kirche waren die ersten Gebäude im Ort. In: Deggendorfer Zeitung vom 1. November 2014 (S. 24)