Wallfahrt Heiligenbrunn (Fürstenzell)

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Die Wallfahrtskapelle Heiligenbrunn
Wasserentnahme am Brunnen

Die Wallfahrt Heiligenbrunn ist eine Wallfahrt nach Heiligenbrunn auf dem Gebiet des Marktes Fürstenzell. Heiligenbrunn gilt nicht als Ortsteil, einziges Gebäude ist die Wallfahrtskapelle in einer großen Waldlichtung im Neuburger Wald bei der Ortschaft Jägerwirth.

Geschichte

Schon 1440 wird der „Prunn“ erwähnt. Das Neuburger Grafschaftsurbar von 1674 berichtet, der Bauer Bamesreiter, auf dessen Grund der „seit alters wißliche Heil- und miraculose Brunn“ gelegen war, habe denselben „eingeworfen und vertilget“ und das an einem Baum befestigte Marienbild entfernen lassen, da seinen Waldwiesen durch die vielen Pilger arger Schaden geschah. Als ihm aber im genannten Jahr „sein Guett samt allem Viech abgebrunnen ist“, sah man das als Gottesurteil. So ließ der Besitzer den ursprünglichen Zustand wiederherstellen.

Die als wundertätig geltende Quelle bildete mehrere kleine Teiche, von denen es hieß, eine Marienfigur oder eine ganze Kapelle seien darin versunken. Die Wallfahrer erhielten gegen eine Opferspende Stangen geliehen, mit denen sie im Wasser nach darin liegenden Gegenständen suchten. Um das Jahr 1800 ließ der Quellbesitzer, immer noch aus der Familie Bamesreiter, neben dem Hauptteich eine hölzerne Kapelle errichten. Doch nun kam es, wie vielerorts kurz vor der Säkularisation, zu einem abrupten Ende der Wallfahrt.

Das Bischöfliche Ordinariat wandte sich, besorgt um die Reinheit der Religion, an den Abt von Kloster Fürstenzell. Dieser war hier für die Seelsorge zuständig, da Heiligenbrunn im Bereich der vom Kloster pastorierten Pfarrei Irsham lag. Während der Pfarrer in dem geforderten Gutachten über mehrere Wunder berichtete, begann der Wirt von Rehschaln auf der Wiese Bier auszuschenken. Doch das Bischöfliche Ordinariat beschloss die Beendigung der Wallfahrt und schaltete die Behörden auf Schloss Neuburg ein, das 1730 mit der gesamten Reichsgrafschaft Neuburg vom Hochstift Passau erworben worden war.

Als der Pfleger auf Schloss Neuburg nun 1.000 Gulden Opfergeld konfiszierte, forderte das Kloster diese Summe für die Pfarrei. Am 4. April 1803 erhielt der Pfleger den Befehl zum Abriss der Kapelle. Er ließ den Befehl vom zuständigen Amtmann ausführen. Dieser gab nach dem Abriss die Bretter, den Opferstock und die Votivgaben an den Grundeigentümer. An beseitigten Gegenständen wurden aufgezählt: 1 Madonna mit Lilie in der Hand und das Haupt mit Sternen umgeben, 288 Ex-voto-Tafeln, ca. 200 Wachsopfer, 48 Bruchbinden, 15 Krücken und 15 hölzerne Leber, Lungen und Herzen. Am 1. Mai 1803 wurde die Wallfahrt nach Heiligenbrunn verboten. Der Teich mit der sagenumwobenen versunkenen Kapelle musste abgelassen werden. Auf dem Grunde des Teiches fand man nur einige Ziegelbrocken.

Da der „Gnadenteich wunderbarerweise“ sich immer wieder füllte und am abgeschafften Feiertag Mariä Heimsuchung an die 2.000 Pilger erschienen, wurden von der kurbayerischen Regierung, die nach dem Erwerb der Reichsgrafschaft Neuburg für Heiligenbrunn zuständig war, vier Polizisten eingesetzt. Die 1.000 Gulden Opfergeld wurden zum Teil für eine Bildungsreise zweier Pädagogen zu Pestalozzi in die Schweiz verwendet.

Doch schon um 1818 hatte man bereits wieder eine hölzerne Kapelle mit einer Immakulata errichtet und den Teich wiederhergestellt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde eine neue Kapelle erbaut. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verebbte der Wallfahrerstrom. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Wallfahrt durch die umliegenden Gemeinden wieder neu belebt. Am 7. Februar 1964 wurde deshalb ein Kapellenbauverein mit dem Ziel der Neugestaltung von Kapelle und Quelle gegründet. Die neue, moderne Kapelle aus Granitsteinen entstand im selben Jahr nach den Plänen des Passauer Architekten Adolf Hiendl. Sie erhielt im August 1964 ihre Weihe. 1998 bis 2002 wurde die Quellfassung erneuert und der gesamte Brunnenbereich renoviert.

Das Gnadenbild ist eine Kopie des Passauer Mariahilfbildes. Die mehrfach neu gestaltete Quelle speist einen Pilgerbrunnen, aus dessen vier Rohren ununterbrochen Wasser fließt. Zahlreiche Autos parken oberhalb der Wiese. Von dort gehen Menschen mit leeren Flaschen und Plastikkanistern zum Brunnen. Das mineralarme Wasser gilt als gesund, zumal es im Gegensatz zum kalkhaltigem Wasser der örtlichen Fernwasserversorgung wesentlich weicher und deshalb für Kaffee- und Tee-Zubereitung besser geeignet ist. Kirchlich gehört Heiligenbrunn heute zur Pfarrei Jägerwirth. Den jährlichen Höhepunkt bildet die Friedenswallfahrt im September.

Literatur

  • Gottfried Schäffer, Gregor Peda: Wallfahrten im Passauer Land, Pannonia-Verlag Freilassing 1978, ISBN 3-7897-0069-X
  • Oswin Rutz: Das Land an Rott und Inn. Ein Lesebuch zur Geschichte, 2. verbesserte Aufl. 2015, Landkreis Passau, Kulturreferat, ISBN 3-939723-39-4
  • Dionys Asenkerschbaumer, Alois Brunner, Ludger Drost, Andreas Paul: Kleinodien · Kostbarkeiten · Kuriositäten. Entdeckungsreisen im Bistum Passau. Herausgeber: Bischöfliches Ordinariat Passau, Verlag Passauer Bistumsblatt, Passau 2011, 2. Aufl. 2012, ISBN 978-3-9813094-3-0

Weblinks