Kirche Maria Königin (Marienberg)

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Die Wallfahrtskirche Maria Königin des hl. Rosenkranzes

Die Kirche Maria Königin des hl. Rosenkranzes in Marienberg ist eine Wallfahrtskirche der Pfarrei Raitenhaslach auf dem Gebiet der Stadt Burghausen. Sie wird auch als „Perle des Salzachtales“ bezeichnet.

Geschichte

Die Marienkirche auf dem Berg wurde vom Kloster Raitenhaslach ursprünglich als Pfarrkirche erbaut. Am 27. März 1203 übertrug der Salzburger Erzbischof Eberhard II. in einem Schenkungsbrief die Pfarrei Marienberg dem Kloster. Die Kirche wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erweitert. Allmählich entwickelte sich eine Wallfahrt, die durch Gründung einer Rosenkranzbruderschaft 1627 entscheidend gefördert wurde. Abt Emanuel II. legte schließlich am 27. September 1760 den Grundstein zu einer ganz neuen Kirche. Die alte Kirche wurde abgerissen, und am 22. September 1764 konnte Abt Emanuel II. die neue Kirche konsekrieren.

Nach der Säkularisation wurde die bisherige Klosterkirche zur Pfarrkirche gemacht und die Kirche auf dem Marienberg nebst Einrichtung 1806 zum Abbruch oder zur Versteigerung freigegeben. Das Gnadenbild kam nach Raitenhaslach. Die Einheimischen konnten jedoch durch ständige Eingaben die Entscheidung hinauszögern, bis 1812 Kronprinz Ludwig, der spätere König Ludwig I., die Kirche besichtigte. Am 15. Januar 1815 wurde sie zum Gottesdienst wieder freigegeben, wurde jedoch nicht mehr Pfarrkirche, sondern Filialkirche.

Kunst

Der Aufgang zur Kirche in fünf Absätzen zu je zehn Stufen ist dem Rosenkranzgebet nachempfunden. Das Bauwerk ist eine Rundkirche mit zwei Osttürmen. Baumeister ist Franz Alois Mayr, Bildhauer sind Johann Georg Lindt und Johann Georg Kapfer, die Altargemälde stammen von Wilhelm Epple und Peter Anton Lorenzoni, die Deckenmalereien von Martin Heigl.

Der Hochaltar mit dem Gnadenbild, einer frühbarocken Darstellung von Maria mit dem Jesuskind, wurde sehr prachtvoll gestaltet. Die Marienfigur steht auf einer Weltkugel in einem Strahlen- und Wolkenkranz. Die vier Seitenaltäre, nämlich Kreuzaltar, Anna-Altar, Johannesaltar und Bernhardaltar sind dem Hochaltar stilistisch angepasst. Das Kuppelgemälde zeigt die Kirche als Schiff, die Seitenfresken haben die Geheimnisse des freudenreichen Rosenkranzes zum Thema.

Restaurierung der Reliquien

Seit 1762 birgt die Kirche an den Seitenaltären die Gebeine der vier Heiligen Vinzenz, Felix, Prosper und Justus, die nun restauriert wurden. Dies fand in der Werkstatt von Uta Ludwig in Unterwössen (Landkreis Traunstein, Oberbayern) statt.

Beschädigt waren die Gebeine vor allem deshalb, weil die sie schützenden Gläser nicht dicht waren. Spinnen und andere Insekten hatten sich eingenistet und ihre Abscheidungen hinterlassen. Hinzu kam Staub, der den Gebeinen und vor allem dem Stoff und den Verzierungen zusetzte. Sogar Schimmel hatte sich an einigen Stellen ausgebreitet. Uta Ludwigs Hauptarbeit bestand deshalb im Reinigen der Gebeine, Stoffe und Schmuckstücke. Was Löcher im Stoff angeht, so setzte sie auf Unterstützung durch eine Spezialistin aus Landsberg am Lech. Im 18. Jahrhundert waren Reliquienheilige aus Rom in Mode. Als die Wallfahrtskirche gebaut wurde, wollten die Gläubigen ihre Kirche deshalb unbedingt auch damit schmücken. Den Gebeinen der Heiligen schrieben die Leute eine wundertätige Kraft zu. Die Katakomben in Rom erwiesen sich als reicher Fundus frühchristlicher Gebeine. Uta Ludwig geht davon aus, dass die vier Marienberger Heiligen aus dieser Frühzeit des Christentums (etwa um 400) stammen.

Was die Gebeine selbst angeht, so sind sie nach Ludwigs Worten schon früher mit Knochenleim und Stoffteilen gestützt worden. Interessant ist ein anderer Aspekt. Alle sind gebettet wie römische Soldaten, ausgestattet mit Lorbeerkranz auf dem Haupt und Märtyrerpalme in den Händen. Die dem römischen Lederschurz nachempfundene Kleidung ist allerdings nicht ursprünglich. Sie wurde erst vermutlich vor gut 100 Jahren hinzugefügt, gefertigt von den Englischen Fräulein. Davor waren die Rippen der Heiligen zu sehen.

Die Restaurierung der Seitenaltäre in Marienberg ist der Schlussstein der sich über Jahre hinziehenden Gesamtrestaurierung. 4,25 Millionen hat sie dann insgesamt gekostet, wobei die Seitenaltäre einen Anteil von rund 700 000 Euro ausmachen. Beharrlich hat Pfarrer Franz Aicher diesem Kirchenjuwel wieder zu seinem ursprünglichen Glanz verholfen und beim Bistum das Geld für die Bauarbeiten locker gemacht. Feierlicher Schlusspunkt der Gesamtrestaurierung wird Ende Mai 2011 sein.

Kirchenmodell

Im Stadtmuseum Burghausen befindet sich ein um 1760 entstandenes, farbig gefasstes Holzmodell der Kirche. Das Modell, dessen Eingangsfront abnehmbar ist, zeigt detailgenau die Architektur und die Ausstattung der Kirche. Die Deckenbilder können in einem in den Boden eingelassenen Spiegel betrachtet werden. In wichtigen Punkten weichen das Modell und der ausgeführte Kirchenbau allerdings voneinander ab.

Literatur

  • Max Jordan: Marienberg, Kirchenführer 6. Auflage 1980, herausgegeben im Auftrag des Kath. Pfarramtes Raitenhaslach, Gestaltung Hannes Oefele Verlag, Ottobeuren
  • PNP: Die Heiligen sind wieder zu Hause In: Passauer Neue Presse vom 28. August 2010 (Seite 27)
  • Peter Volk: Rokokoplastik in Altbayern, Bayrisch-Schwaben und im Allgäu. Aufnahmen von Albert Hirmer und Irmgard Ernstmeier-Hirmer. Hirmer Verlag München, 1981, ISBN 3-7774-3230-X