Wappen (Ruderting)

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Das Rudertinger Wappen.

Das Wappen von Ruderting ist 1980 das Erkennungszeichen der Gemeinde Ruderting im Landkreis Passau.

Beschreibung

Das Wappen von Ruderting ist gespalten von Silber und Blau; über einem durchgehenden Wellenbalken in verwechselten Farben vorne eine blaue heraldische Lilie, hinten ein silberner Wolfsrumpf.

Geschichte

In Ruderting zeigte man sich erschüttert, als die Gebietsreform in Bayern am 1. Mai 1978 zur unfreiwilligen Verwaltungsgemeinschaft mit Tiefenbach führte. Alte Rudertinger erinnerten sich noch gut an die erfolgreiche Separationsbestrebung ihrer Eltern, als sie 1923 endlich als Expositur eine gewisse Unabhängigkeit von der Pfarrei Tiefenbach erreicht hatten. Und jetzt sahen sie sich in der politischen Verwaltungsgemeinschaft neu vereinnahmt.

Das spornte den Gemeinderat mit ihrem Bürgermeister Alois Jungwirth an, Tiefenbach eine eigene Rudertinger Identität mit einem Gemeindewappen entgegenzusetzen. Dazu brauchte man aber erst die Freilegung historischer Wurzeln. Wenn man im Passauer Landkreisbuch von 1962 über Ruderting lesen musste: „Diese alte Siedlung eines Rudo entwickelte sich schon früh zu einem Dorf“, weiß man heute, dass dies ebenso reine Erfindung war wie die angebliche Sage, ein gewisser „Ruchta“ habe den Ort um das Jahr 800 gegründet. Leider wurde 1969 im Zug der Einführung von Straßennamen der Zugang zum Baugebiet „Lohwald“ als „Ruchtastraße“ ausgewiesen. Inzwischen wurde zwar der Ortsgründer „Rudbert von Hals“ im plausiblen Forschungsergebnis erkannt, war aber 1979 bei der Suche für ein Gemeindewappen noch nicht relevant.

Damals war die Gemeinde auf die Hilfe des Staatsarchivs Landshut angewiesen, das sich von „Ruchta“ ebenso wie von einem „Hrodhart“ distanzierte. Nun wurde die Liste der Grundherren durchforstet, von denen sich Ritter von Puchberg hervor tat. Wilhelm der Jüngere gab „am 4. Dez. 1409 dem Landgrafen Johann von Leuchtenberg für die von seinem Vater inne gehabten Höfe [u. a.] (...) seinen Teil vom Gute zur Turding“ [heute: During].

Das Staatsarchiv bot das Puchberger Adelswappen mit den Halbmonden für das Rudertinger Gemeindewappen an: „(...) geteilt von Silber und Blau; oben zwei abgewandte rote Halbmonde, unten ein gestürzter goldener Halbmond.“ Das Angebot wurde aber vom Gemeinderat Ruderting abgelehnt. Den Vorschlag, ein „Ruder“ einzubringen, wollte das Staatsarchiv nicht, denn damit „käme ’nur ein falsch redendes Wappen’ in Frage, das ausgehend von der heutigen Schreibweise ein Ruder (oder zwei gekreuzte Ruder) zeigt“.

Endlich fand man einen Zweig der Grafen Fugger, „(...) deren Hilgartsberger Linie von 1621 bis ins 19. Jahrhundert Schöllnstein inne hatte“. Um 1600 hatte die Tochter des Besitzers der Hofmark Schöllnstein den Heinrich Fugger, Grafen zu Kirchberg und Weißenborn, geheiratet und ihm diesen Besitz zugebracht. „Bei der Lehensübergabe inkorporierte der Kurfürst die Hofmark der Herrschaft Hilgartsberg, bei der sie nun über 200 Jahre lang blieb. Mehrere Anwesen unterstanden dem Graf Fugger’schen Patrimonialgericht Hilgartsberg. Obwohl sich 1822 die Bindung zum Haus Fugger änderte, „da der Staat die Herrschaft Hilgartsberg gekauft hatte“, konnte sich immerhin für Rudertings historisches Gedächtnis die Nähe zur Fugger’schen Familie bewahren.

Das Staatsarchiv erlaubte die Übernahme der Fugger’schen Lilie ins Rudertinger Wappen. Die „Lilie“ wurde durch die Tatsache gestärkt, dass Rudertings Kirchenpatron Sankt Josef ebenfalls mit einer Lilie in der Hand dargestellt wird. Sogar ein dritter Grund stärkte die Entscheidung für die Schwertlilie, weil sie am Ufer der Ilz auf Rudertinger Gemeindegebiet wächst. Dieser Gesichtspunkt motivierte dann die Gemeinde Ruderting, sich den Lilienbestand an der Ilz zu sichern und die 8.375 m² große Wiese zu kaufen.

Am 3. März 1980, inzwischen war Ruderting wieder eine selbstständige Gemeinde geworden, entschied sich der Gemeinderat für das am 25. Februar 1980 von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns vorgeschlagene Rudertinger Gemeindewappen: Es zeigt die Lilie, die Wellenlinie für die Ilz in den bayrischen Farben „weiß-blau“ und den „halben Passauer Wolf“ wegen der fünf Ortsteile, die bis zur Säkularisation im Jahr 1803 zum Hochstift Passau gehört haben und 1808 mit 18 bayerischen Ortsteilen als „Gemeinde Ruderting“ zusammengefasst wurden.

Literatur

Weblinks