Soldatenau

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Östliche Hälfte der Soldatenau unten im Bild. (Foto: Ritt)
Die normalerweise für Besucher gesperrte Soldatenau. (Foto: Jäger)
Die Soldatentau erreicht man über einen schmalen Damm (hier Blickrichtung Festland)
Ein Exemplar des seltenen Himmelblauen Bläulings auf der Soldenau. (Foto: Jäger)

Die Soldatenau ist eine 30,8 Hektar messende Insel, die am äußersten östlichen Stadtgebietsrand von Passau in der Donau der rechten Donauuferseite vorgelagert ist. Sie befindet sich in unmittelbarer Nähe zur Kräutlsteinbrücke, kurz vor der Grenze zum österreichischen Achleiten. Auf der Insel, die ein Wasserschutzgebiet ist, wird der größte Teil des Passauer Trinkwassers gewonnen. Sie befindet sich im Besitz der Stadt Passau, obwohl sie bereits auf österreichischem Staatsgebiet liegt. In der Flussmitte jenseits der Insel verläuft die Stadt- und Staatsgrenze.

Obwohl jedem Passauer der Name Soldatenau geläufig ist, hat die 1,2 Kilometer lange und 340 Meter breite Insel noch fast keiner von ihnen je gesehen. Das Betreten der geschützten Insel ist verboten, wodurch höchste Qualität und Reinheit garantiert wird.

Geschichte

Schon im Jahre 1550 existierte von hier aus eine erste Wasserversorgung der Stadt. Durch Holzrohre über die Innbrücke wurde das Wasser nach Passau geleitet. Bis zu diesem Zeitpunkt bezog man das Trinkwasser aus Zisternen, was natürlich gesundheitliche Risiken mit sich brachte.

Ihren Namen hat die Insel vom einem Soldatenheer, das hier im Jahr 1610 von Fürstbischof Leopold für ein Jahr stationiert worden war.

1882 wurde Passau dann über das Wasserwerk im angrenzenden Neuburger Wald (bestehend aus 104 Quellen) mit Trinkwasser versorgt. Damit begann die modernere Geschichte der traditionsreichen Wasserversorgung in Passau. Die Quellen des Neuburger Waldes reichten jedoch bald nicht mehr aus und schon 1923 kam es zu einer absoluten Wasserknappheit. Karl Hassold wurde beauftragt nach Wasser zu suchen und kam dabei wieder auf die Soldatenau, wo sich bislang nur mehrere Bauernhöfe befanden. Kurzhand kaufte die Stadt, gesichert durch einen extra Staatsvertrag, die gesamte Insel und baute hier 1926/1927 eine neue und bis heute genutzte Wasserversorgung auf. Da die Insel nach dem „Anschluss Österreichs“ 1938 nicht mehr Ausland war, wünschte Oberbürgermeister Max Moosbauer in einem Brief vom 23. Januar 1939 an den Regierungspräsidenten von Niederbayern und Oberpfalz die Eingemeindung der „Donauinsel-Stadtau“. Diese Pläne erledigten sich, als nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges durch einen Reichserlass vom 30. August 1939 angeordnet wurde, Eingemeindungspläne bis Kriegsende zu unterlassen.

Beim Hochwasser 2013 standen die Fluten gut vier Meter hoch auf der Insel. Am Nachmittag des 3. Juni, als einer der beiden großen Brunnen auf der Soldatenau nach dem Stromausfall den Geist aufgab, brach die Trinkwasserversorgung zusammen – zum ersten Mal in der Stadtgeschichte. Es entstanden rund 200.000 Euro Sachschäden, der entstandene Naturschaden war nur schwer zu beziffern.

Wasserversorgung

Die Soldatenau befindet sich zwar an der Donau, bei dem hier gewonnen Wasser handelt es sich trotzdem noch um Grundwasser aus dem Begleitstrom des Inn. Es erreicht Bestwerte bei jeder Analyse und hat eine so herausragende Güte, dass es keinerlei Aufbereitung bedarf.

Auf der Insel befindet sich das Wasserwerk Achleiten, von wo 100 Prozent des Trinkwassers für Passau kommen. Die Insel verfügt über zwei Horizontalbrunnen, die das etwa 340 Kilometer lange Wasserversorgungs-Leitungs-Netz im Stadtgebiet Passau speisen. Der erste Brunnen wurde 1926 errichtet; nach dem Bau des Jochensteinkraftwerks im Jahr 1952 und dem dadurch erfolgten Anstieg des Wasserspiegels musste ein zweiter Brunnen gebohrt werden. Heute können bis zu 300 Liter in der Sekunde „gefördert“ werden. Das Trinkwasser wird auf Hochbehälter gepumpt und von dort an die Haushalte abgegeben. Der jährliche Verbrauch an Trinkwasser in Passau beträgt etwa 4 Millionen Kubikmeter. 14.500 Hausanschlüsse und über 3.000 Hydranten in 16 Zonen bis nach Windorf, Tiefenbach und Salzweg werden von den Stadtwerken mit Wasser versorgt. Der Spitzen-Tagesbedarf liegt bei 18.000 Kubikmetern, die fünf Brunnen könnten aber jeden Tag noch 8.000 Kubikmeter mehr liefern.

Zum Wasserschutzgebiet Soldatenau führt ein Betonwall. Schon die Zufahrt aus Österreich hinter Achleiten funktioniert nur mit Schlüssel. Alle Brunnen sind versperrt und mit Alarmanlagen gesichert. Das Passauer Trinkwasser wird jeden Tag auf Keime untersucht und in vorgegebenen Abständen chemisch analysiert.

Pflanzenwelt

Auf der für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Donauinsel befindet sich ein überregional bedeutsamer Wiesenkomplex. Hier wachsen auf wechseltrockenen Böden blumenreiche Halbtrockenrasen und Salbei-Glatthaferwiesen in einem Umfang und einer Qualität, wie sie in den ostbayerischen Donauauen nirgendwo mehr vorzufinden sind. Normalerweise dürfen die Insel nur Jäger, Fischer, Hasen und der Landwirt betreten, der die wechseltrockenen Wiesen mäht, die nicht gedüngt werden dürfen und schon allein deshalb eine äußerst seltene Flora hervorbringen. Die Donau-Insel wird aber alle paar Jahre für Führungen durch den Bund Naturschutz geöffnet.

Das Heldenknabenkraut gehört dazu, eine von vier Orchideenarten der Soldatenau. Die größte heimische Orchidee wird bis zu 60 Zentimeter hoch. Weitere seltene Pflanzen sind der Bergklee, kleines Zittergras, Brandknabenkraut und Klappertopf.

Literatur

Weitere Berichterstattung der PNP