Windwurf (1870)

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Ein großer Windwurf ereignete sich in der Nacht vom 27. Oktober auf den 28. Oktober 1870 im Bayerischen Wald und Böhmerwald. Besonders betroffen war die Gegend um den Großen Arber.

Ablauf

Bei fast sternklarem Himmel zog von Westen her ein Orkan auf, der um 23 Uhr Zwiesel erreichte und dort bis zwei Uhr morgens andauerte. Von vielen Häusern wurden die Dächer über hundert Meter weit fortgetragen, Schuppen und Städel fielen wie Kartenhäuser zusammen.

Am nächsten Tag zeigte sich das ganze Ausmaß der Katastrophe. Unabsehbare Waldstrecken wurden niedergerissen, die gestürzten Bäume haushoch übereinandergetürmt. Millionen von Bäumen bildeten ein undurchdringliches Durcheinander. Der entstandene Schaden konnte gar nicht geschätzt werden, und es dauerte Jahre, bis das Holz dieses Windwurfs aufgearbeitet war.

Aufarbeitung

Allein im Zwieseler Winkel wurden mehrere Tausend Holzarbeiter beschäftigt, die zum größten Teil aus Österreich kamen. Es wurden provisorische Schneidsägen erbaut und für den Abtransport der Bäume von den Bergen Holzruseln angelegt. Das waren zu einer großen Holzrinne verklammerte Baumstämme, auf denen das geschlagene Blochholz donnernd ins Tal sauste. Etwa alle fünfzig Meter waren entlang der Rinne Männer aufgestellt, um die Rusel von verklemmten Stämmen freizuhalten. Diese Rusler verständigten sich mit Signalhörnern, dennoch gab es Todesopfer und Schwerverletzte durch ausspringende Stämme. Außerdem wurden häufig steckengebliebene Blöcher von den nachfolgenden Stämmen zersplittert, so dass nur verhältnismäßig wenig Stammholz von wirklichem Nutzwert verblieb. Dieses aber reichte, um zu Hunderttausenden an den Regenflüssen zu lagern, wo es von den Tag und Nacht laufenden Sägewerken allmählich aufgearbeitet wurde.

Allein im Raum des Forstamtes Mauth-Ost fielen in einem Zeitraum von 13 Jahren 206.884 Festmeter Schadholz an. Im gesamten Staatswald des Ilzer Triftgebietes dürften 500.000 bis 600.000 Festmeter Schadholz angefallen sein. Zur Aufarbeitung wurden Waldarbeiter aus Südtirol eingesetzt, die auch hier Holzrutschen zu den Triftbächen anlegten. Die riesigen Kahlflächen wurden planmäßig wieder aufgeforstet. Obwohl verschiedene Arten von Mischhölzern gesät und gepflanzt wurden, entstanden in den Hochlagen nur Fichten-Reinbestände, zum Teil aus ortsfremdem Saat- und Pflanzgut.

Literatur

  • Josef Schaller: Chronik Zwiesel und Umgebung, Verlag A. Maier, Zwiesel, 1993
  • M. Haug, H. Höflinger, H. Strunz: Das Waldgeschichtliche Wandergebiet im Nationalpark Bayerischer Wald. Verlag Morsak, Grafenau, 2. Auflage 1974