Wittelsbach (Adelsgeschlecht)

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Die Wittelsbacher sind ein bayerisches Adelsgeschlecht und ehemaliges Herrscherhaus, das 1180 bis 1918 in Bayern regierte. Die Wittelsbacher stellten im Verlauf der Geschichte drei deutsche Könige bzw. Kaiser: Ludwig der Bayer (1314-1347), Ruprecht von der Pfalz (1400-1410) und Karl VII. (1742-1745, seit 1741 auch König von Böhmen). Otto war von 1832 bis 1862 erster König von Griechenland.

Herkunft und Aufstieg

Sie stammen von den Grafen von Scheyern ab. Erstmals quellenmäßig fassbar ist Otto Graf von Scheyern um die Mitte des 11. Jahrhunderts als Graf und Hochstiftvogt von Scheyern. Graf Otto († 1156), der 1120 das bis 1240 bei den Wittelsbachern verbleibende Pfalzgrafenamt für Bayern erhielt, benannte sich 1115 erstmals nach der nordöstlich von Aichach in Schwaben gelegenen Burg Witelinspach.

Kaiser Friedrich Barbarossa entzog auf dem Reichstag in Würzburg im Juli 1180 Heinrich dem Löwen das Herzogtum Bayern und belehnte mit dem verkleinerten Herzogtum am 16. September desselben Jahres seinen treuen Gefolgsmann Otto von Wittelsbach als Herzog Otto I. von Bayern.

Auf Otto folgte als Herzog sein Sohn Ludwig der Kelheimer, auf diesen dessen Sohn Otto II.. Für die niederbayerische Geschichte war von großer Bedeutung das Aussterben der Grafen von Bogen im Jahr 1242, deren Reich damit durch Erbschaft an die Wittelsbacher unter Otto II. fiel. 1247 fügte Otto in das Wittelsbacher Wappen auch das Rautenmuster der Grafen von Bogen ein.

Die bayerischen Teilherzogtümer

Nach dem Tode Ottos II. entstanden 1255 in der Erbteilung zwischen seinen Söhnen die Linien Niederbayern und Oberbayern. Niederbayern wurde in Landshut von Herzog Heinrich regiert. Nach seinem Tod 1290 in Burghausen wurde auch das Herzogtum Niederbayern geteilt, es gab nun mit Landshut, Straubing und Burghausen drei Residenzstädte.

Nach kurzzeitiger Vereinigung des gesamten Herzogtums erfolgte 1349 im Landsberger Vertrag die zweite Landesteilung in die Linien Ober- und Niederbayern. Niederbayern wurde bereits 1353 im Regensburger Vertrag erneut geteilt. Seither bestand neben dem Teilherzogtum Bayern-Landshut von 1353 bis 1425/29 das Teilherzogtum Straubing-Holland, das mit dem Straubinger Ländchen einen großen Teil des heutigen Niederbayern umfasste. Herzog Stephan II. konnte 1363 Oberbayern und das restliche Niederbayern gewaltsam wieder vereinigen, doch 1392 wurde Bayern zum dritten Mal geteilt.

Das Herzogtum Bayern-Straubing wurde 1429 im Preßburger Schiedsspruch auf die seit 1392 bestehenden Teilherzogtümer Bayern-Ingolstadt, Bayern-Landshut und Bayern-München aufgeteilt. Die Hauptstadt Straubing fiel an Bayern-München, Ortschaften wie Dingolfing, Frontenhausen und Schärding kamen zu Bayern-Ingolstadt. Damit war nur ein verhältnismäßig kleiner Teil des heutigen Regierungsbezirkes Niederbayern in den Händen der Herzöge von Landshut, was sich aber wesentlich änderte, als 1447 Herzog Heinrich der Reiche ganz Bayern-Ingolstadt erwerben konnte.

Als 1503 mit Georg dem Reichen die Landshuter Linie im Mannesstamm ausstarb, kam es zum Landshuter Erbfolgekrieg, nach dessen Ende 1505 Albrecht der Weise das Herzogtum Bayern wieder vereinigen konnte.

Das vereinigte Bayern

Herzog Maximilian, Führer der katholischen Liga im Dreißigjährigen Krieg, erlangte 1623 die Kurwürde. Danach suchten die Wittelsbacher sich in der europäischen Politik durchzusetzen und standen im Spanischen Erbfolgekrieg (17011714) und im Österreichischen Erbfolgekrieg (17401748) auf der Seite Frankreichs gegen Österreich. Dies blieb gerade für das an Österreich angrenzende und während der Kriege zeitweise besetzte Niederbayern nicht ohne Folgen.

Durch das Bündnis mit Napoleon gelangten die Wittelsbacher 1806 zur Königswürde in Bayern. Der große territoriale Zuwachs für Bayern in Schwaben und Franken blieb auch nach dem Ende der Ära Napoleon erhalten. Einen legendären Status über ihre Zeit hinaus erlangten im 19. Jahrhundert der „Märchenkönig“ Ludwig II. und die als „Sissi“ bekannte Elisabeth, Gemahlin von Kaiser Franz Joseph. 1871 wurde Bayern Mitglied des neuen deutschen Kaiserreiches, 1918 wurde König Ludwig III. als erster deutscher Bundesfürst gestürzt.

Spuren der Wittelsbacher

In Niederbayern erinnern an die Herrscherzeit der Wittelsbacher vor allem Burg Trausnitz und die Stadtresidenz in Landshut sowie die Befreiungshalle bei Kelheim. Im Landkreis Altötting steht die Burg zu Burghausen. Mehrere Märkte und Städte haben Marktplätze in der nach den Wittelsbachern benannten rechteckigen Form. In Passau sind nach ihnen die Wittelsbacher Apotheke und der Wittelsbacherbrunnen benannt. Auf dem Domplatz steht die überlebensgroße Statue von Maximilian I. Joseph, dem ersten König von Bayern. In Töging am Inn ist nach ihnen der Wittelsbacherplatz benannt, in Pocking, Bad Griesbach im Rottal, Rotthalmünster, Grafenau und Pfarrkirchen gibt es eine Wittelsbacherstraße, in Vilshofen an der Donau den Wittelsbacherring und das Hotel Wittelsbacher Zollhaus, in Hofkirchen den Wittelsbacher Ring und eine Wittelsbacherhöhe, in Straubing die Wittelsbacher Apotheke, das Hotel Wittelsbach und die Wittelsbacherhöhe. In Bad Füssing sind das Kurhotel Wittelsbach und das Kursanatorium Wittelsbach nach ihnen benannt.

Literatur

  • Nikolaus Orlop: Alle Herrscher Bayerns, LangenMüller in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München 2. Aufl. 2006, ISBN 978-3-7844-3075-1