Wolf

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Der Wolf (Canis lupus) ist eine Tierart aus der Familie der Hunde (Canidae).

Beschreibung

Der Wolf hat eine Länge von etwa 110 bis 140 Zentimeter und eine Schwanzlänge von 30 bis 40 Zentimeter. Er ähnelt einem großen Schäferhund, von dem er durch sein graues Fell und seine ziemlich kurzen Ohren zu unterscheiden ist.

Vorkommen

Er hält sich vorwiegend in großen Wäldern auf, seltener in freiem Gelände, wenn es genug Deckung bietet. Der Wolf ist vorwiegend Nachttier und lebt meist einzeln oder in Paaren, im Winter in Rotten. Sein Bau oder Lager befindet sich in Windwürfen, unter Felsen, zwischen Baumwurzeln oder im Gesträuch.

Der Wolf im Bayerischen Wald

An das frühere Vorkommen der Wölfe im Bayerischen Wald erinnert vermutlich der Brauch des Wolfaustreibens. Der Chronist von Zwiesel berichtet, dass im Jahr 1677 die Wölfe in solcher Zahl auftraten, dass die Anlage von Wolfsgruben allenthalben notwendig wurde. Der Wolf wurde im Bayerischen Wald bereits im 19. Jahrhundert ausgerottet. Der letzte, noch als Standwild bekannte Wolf wurde 1827 im sogenannten Wolfsriegel nahe der böhmischen Grenze durch den Zwieseler Bürger Plankel erlegt. Leopold Reuss berichtete 1832, es komme nur noch selten vor, dass sich von dem ehemals häufigen Wolf zur Winterszeit einige aus Böhmen zu uns verliefen. Ein von weither verirrtes Exemplar, das 1846 erlegt wurde, war lange Zeit der letzte Wolf im Bayerischen Wald.

Mit der Gründung des Nationalparks Bayerischer Wald im Jahr 1970 wurde im Tierfreigelände Neuschönau auch ein Wolfsgehege eingerichtet, wo der Wolfsforscher Dr. Erik Zimen ab Januar 1971 das soziale Verhalten der Tiere im Rudel studierte. Dabei führte er die Wölfe im Frühjahr 1971 auch auf den Gipfel des Lusen.

Am 28. Januar 1976 brachen neun Wölfe aus dem Gehege aus. Besonders nach dem Abschuss des ersten Wolfes entstand eine intensive Diskussion über das weitere Vorgehen. Zunächst dominierten Aufrufe wie „Lasst die Wölfe leben!“, und die Wölfe wurden geschont. Ende März 1976 erschien eine Wölfin bei einer Gruppe spielender Kinder am Waldrand. Als ein vierjähriger Junge davonlief, wurde er vom Wolf ins Gesäß gebissen. Zwei ältere Buben verteidigten ihn, einer schlug der Wölfin mit einem Stock auf den Kopf. Der Junge kam in ein Krankenhaus.

Nun schlug die Stimmung um, die Wölfe wurden zum Abschuss freigegeben und getötet, der letzte in der Oberpfalz. Im Bayerischen Wald und im angrenzenden Böhmerwald, vor allem im tschechischen Nationalpark Sumava wurden in den folgenden Jahrzehnten mehrmals Hinweise auf Wolfsvorkommen gefunden. Fast alle dieser von Osten her eingewanderten Wölfe wurden illegal getötet oder Opfer des Straßenverkehrs. Am 13. April 2002 kam es zu einem neuen Ausbruch von diesmal drei jungen Wölfen aus dem Tierfreigelände Neuschönau, und wieder folgten Diskussionen über den Umgang mit den Wölfen. Nur einer konnte eingefangen werden, die anderen wurden zum Abschuss freigegeben und erschossen.

Am 5. April 2003 gelang einem dreijährigen Rüden aus dem ebenfalls im Bayerischen Wald gelegenen, oberpfälzischen Tierpark Lohberg die Flucht aus seinem Gehege. Am 24. April 2004 wurde bei Thalberg im Landkreis Passau ein Wolf von einem Jäger im Auftrag der Polizei erschossen, da eine Gefahr für die Bevölkerung nicht mehr auszuschließen war. Es handelte sich um eine Mischung aus einem Wolf und einem Husky, wie die Polizei weiter mitteilte. Ansonsten ist der Wolf nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) besonders und streng geschützt.

Im Jahr 2006 entstand ein weiteres Wolfsgehege im Tierfreigelände im Nationalparkzentrum Falkenstein bei Ludwigsthal. Am 16. Mai 2012 brach mit dem zwei Jahre alten Rüden „Pandur“ erneut ein Wolf aus dem Gehege in Lohberg aus. Am 1. März 2015 entdeckte und fotografierte eine Anwohnerin bei Unterdietfurt einen durch das Rottal streifenden Wolf.

Im Mai 2015 gelang durch eine Fotofalle der erste Nachweis eines frei im Nationalpark Bayerischer Wald lebenden Wolfes seit 1994. Am 12. Januar und am 28. Januar 2016 wurde hier erneut durch eine Fotofalle ein Wolf abgelichtet.

In der Nacht vom 5. Oktober auf den 6. Oktober 2017 verschwanden sechs der insgesamt neun Wölfe aus dem Wolfsgehege imTierfreigelände im Nationalparkzentrum Falkenstein. Das Eisentor des Geheges war weit geöffnet, das Schloss, mit dem es gesichert war, lag geöffnet und unbeschädigt auf dem Boden. Nationalparkchef Dr. Franz Leibl erklärte daraufhin, ein Verbleib der Wölfe in freier Wildbahn sei absolut ausgeschlossen, da sie bisher ihr gesamtes Leben in menschlicher Obhut verbracht hätten. Ein Wolf wurde bereits kurz nach dem Ausbruch von einem Zug erfasst und getötet, zwei weitere wurden in den darauf folgenden Tagen erschossen. Am Morgen des 21. Oktober 2017 fand sich ein Wolf in einer Lebendfalle in der Nähe des Nationalparkzentrums Falkenstein.

Literatur

  • F. H. van den Brink: Die Säugetiere Europas. Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin, 2. Aufl. 1968, ISBN 3 490 00218 0
  • Dr. Georg Sperber: Einiges über die Tiere in den Gehegen. In: H. Weinzierl, H. Bibelriether, G. Sperber: Nationalpark Bayerischer Wald. Verlag Morsak, Grafenau 1972, ISBN 387553 010 1
  • Josef Schaller: Chronik Zwiesel und Umgebung, Verlag A. Maier, Zwiesel, 1993
  • Isabel Metzger: Das ist eine Sensation: Wolf streift durchs Rottal. In: Passauer Neue Presse vom 4. März 2015 (S. 10)
  • Leopold Reuss: Fauna des Unter-Donaukreises oder gemeinnützige Naturgeschichte der im Unter-Donaukreise einheimischen wilden und zahmen Thiere, Passau 1832
  • wog/pnp: Wolf tappt in die Fotofalle. In: Passauer Neue Presse vom 16. Januar 2016 (S.8)
  • Claudia Winter: Ist der Wolf zurück im Bayerwald? In: Der Bayerwald-Bote vom 8. April 2016 (S. 20)
  • Christina Hackl: Ein offenes Tor – und viele Fragen. In: Passauer Neue Presse vom 7. Oktober 2017 (S. 3)
  • Christina Hackl: Da waren es nur noch drei. In: Passauer Neue Presse vom 11. Oktober 2017 (S. 8)
  • pnp: Da waren es nur noch zwei. In: Passauer Neue Presse vom 23. Oktober 2017 (S. 10)

Weblinks

  • Wölfe in Bayern
  • Zur Rekonstruktion der Vorgänge um den Wolf im Bayerischen Wald wurden zahlreiche weitere Websites benutzt.