Wolfgang Amadeus Mozart

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Wolfgang Amadeus Mozart um das Jahr 1762.

Wolfgang Amadeus Mozart (* 27. Januar 1756 in Salzburg; † 5. Dezember 1791 in Wien), war ein weltberühmter Komponist der Wiener Klassik und gastierte als sechsjähriges musikalisches Wunderkind im September 1762 in der Dreiflüssestadt Passau. Er spielte hier vor Fürstbischof Joseph Maria Graf von Thun-Hohenstein und erhielt als Auftrittsgage einen Golddukaten.

Mozart und Passau

Aufenhalt in der Stadt

In einem Brief vom 3. Oktober 1762, der an den Salzburger Kaufmann Lorenz Hagenauer adressiert ist, beschreibt Leopold Mozart den Aufenthalt seiner Familie in Passau: Demnach kamen Vater Leopold, Mutter Anna Maria, Tochter Nannerl und Sohn Wolfgang am 20. September 1762 in der Dreiflüssestadt an. Auf der Reise, die die Mozarts auch nach München und Wien führte, wollte Vater Leopold dem Adel seine begabten Sprösslinge präsentieren. Ob die Anreise per Schiff oder Kutsche erfolgte, ist den Quellen nicht zu entnehmen, jedoch deutet vieles auf das Schiff. Ebenso ist unklar, wo genau die Mozarts logierten. Vermutet werden die Gasthäuser „Roter Krebs“ (heutiges Café Kowalski) oder die „Goldene Sonne“ (heutige Pension zur goldenen Sonne).

Laut Leopold Mozart verbrachte die Familie wider ihren Willen fünf Tage in Passau. In seinem Brief gibt er dem Passauer Fürstbischof die Schuld an dem längeren Aufenthalt – der Grund der Verzögerung wird aus dem Brief nicht ersichtlich. Weiter berichtet Leopold in dem Brief, dass vor allem Nannerl, aber auch der Rest der Familie in der Wallfahrtskirche Mariahilf gebetet habe. Damit habe die Familie ein Versprechen eingelöst, für Hagenauers schwer erkrankten Sohn Johann Lorenz zu beten.

Nur Wolfgang durfte in Anwesenheit seines Vaters vor dem Fürstbischof auf dem Hammerklavier spielen und seine musikalischen Fähigkeiten zur Schau stellen. Seine damals elfjährige Schwester Nannerl wurde außen vor gelassen. Der Auftritt wurde nicht aufgezeichnet, da kein Anlass dazu bestand, weil der damals Sechsjährige noch nicht als Wunderkind bekannt war. Für seinen Auftritt wurde er mit einem Golddukaten belohnt, eine stattliche Summe, die fünf Prozent eines Jahresgehalts eines niedrigen fürstbischöflichen Beamten entsprach.

Am Morgen des 26. Septembers verließ die Familie Mozart gemeinsam mit dem Passauer Domherrn Ernst Johann Graf von Herberstein die Dreiflüssestadt auf einem Schiff und erreichte am Abend mit einem erkälteten Wolferl die Stadt Linz. Schon zwei Wochen später, am 13. und 21. Oktober 1762 spielten die Mozartkinder vor Maria Theresia. Mozart kam später nur noch einmal nach Passau, als er die Stadt am 24. September 1790 auf dem Weg zur Kaiserkrönung Leopolds II. in Frankfurt am Main passierte.

Brief an Lorenz Hagenauer

Leopold Mozart (1719-1787)

Der Brief, den Leopold Mozart am 3. Oktober 1762 aus Linz an seinen Freund und Hausherrn in der Getreidegasse 9 in Salzburg, Lorenz Hagenauer, geschrieben hat, ist das einzige Dokument von Wolfgang Amadeus Mozarts Besuch in Passau. Der Brief im Wortlaut:

„Haben sie nicht geglaubt, wir wäre schon in Wien, da wir doch noch in Linz sind. Morgen, wenn Gott will, gehen wir mit der sogenannten Wasser ordinaire dahin ab. Ja, wir wären auch unfehlbar schon da, wenn wir nicht in Passau, wider unsern Willen 5 ganzer Täge gewesen wären. Diese Verzögerung, daran Se Fürstl: Gnaden in Passau schuld sind, ist mir auch um 80 fl. Schade, die ich in Linz gewonnen hätte, wenn ich eher dahin gekommen wäre. Da ich mich nun mit etlich und vierzig Gulden begnügen muß, die mir in dem vorgestern gegebenen Concert deductis deducendis geblieben sind. Was aber eigentlich in Passau vorgegangen, muß ich auf eine persönliche Unterredung verschieben, da es hier zu weitläufig wäre. Genug, der Wolfgang hatte die Gnade, sich bei Sr. Fürst: Gnaden zu producieren, das Mädl aber nicht, und dafür bekam er einen ganzen Dukaten, id est baare 4 f. 10 x sagen sie aber Niemand etwas davon; entzwischen bethen wir nur, dass unser Erzbischof lang lebt, das Mehrere mündlich. Nun etwas von unserer Reise Beschreibung. Den 20:ten des verflossenen Monats sind wir in Passau um 5 Uhr Abends eingetroffen, den 26ten sind wir Morgens mit dem Dommh: Graf Herberstein von Passau abgegangen und am selben Tag Abends um 5 Uhr in Linz angelangt. (…) Meine Kinder setzen übrigens alles in Verwunderung; sonderheitlich der Bub. (…) Die Kinder sind lustig, und überall so, als wären sie zu Hause. Der Bub ist mit allen Leuten, sonderheits mit den Offizieren so vertraulich, als wenn er sie schon seine Lebenszeit hindurch gekannt hätte. (…) Mein Mädl empfehlt sich, und last der Frau Liebsten melden. Dass sie zu Maria Hilf in Passau schon ihr versprechen gehalten; ja wir haben alle für den H: Lorenz gebethet. (…)“

Aus Leopold Mozarts Brief spricht nicht gerade große Begeisterung über den Aufenthalt in Passau. Nach fünftägiger Verzögerung ergab die Weigerung des Fürstbischofs, auch das Spiel der Tochter anzuhören, für Leopold Mozart nur den vergleichsweise geringen Verdienst von einem Dukaten (= „etlich und vierzig Gulden“). Durch den langen Aufenthalt in Passau entgingen ihm seiner Meinung nach außerdem 80 Gulden, die er in Linz für das Vorspielen beider Kinder gewonnen hätte, wenn er eher dahin gekommen wäre. Somit hatte er aus seiner Sicht einen Verdienstausfall von kalkulierten 120 Gulden zu beklagen. Deshalb betet er nur, „dass unser Erzbischof lang lebt“ (und nicht etwa der Bischof von Passau). Es ist möglich, dass der Passauer Hof „in den Mozarts wohl eher eine aufdringliche Musikantenfamilie gesehen hat“.[1] Von dem Brief abgesehen hat der Besuch der Mozarts in Passau keine archivalischen oder literarischen Spuren hinterlassen.

Einflüsse auf Passau

Nach Wolfgang Amadeus Mozart ist heute auch die Mozartstraße in Passau-Mariahilf benannt. Die 54. Festspiele Europäische Wochen Passau im Jahr 2006 standen unter dem Thema „Hommage an Mozart“ und waren damit ebenfalls ihm gewidmet.

Zum 229. Todestag Mozarts 2020 wurde auf Betreiben von Dr. Pankraz Freiherr von Freyberg eine steinerne Gedenktafel an der Wallfahrtskirche Mariahilf angebracht, die daran erinnert, dass die Mozarts hier 1762 für die Genesung des kranken Kindes eines Salzburger Freundes der Familie gebetet haben.

Als „Passauer Mozart“ wird oft auch Georg Muffat bezeichnet.

Einzelnachweise

  1. Heinz-Walter Schmitz: Passauer MusikGeschichte (S. 393)

Literatur

Weiterführende Publikationen

  • Heinz Kellermann: Reisewagen oder Schiff? Welches Verkehrsmittel benützte die Familie Mozart bei der Reise von Salzburg nach Passau im September 1762. In: Passauer Jahrbuch LIII, Passau 2011 (S. 101-114)
  • Pierre Soldatenko, Pankraz Freiherr von Freyberg: Auf den Spuren der Familie Mozart in Passau: Der Aufenthalt während der ersten Wienreise im September 1762. Verlag Karl Stutz, Passau 2011, ISBN 978-3-88849-146-7

Weblinks