Augustin Reisinger

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Das Marterl-Bild, geschaffen von Kunstmaler Hans Höcherl. (Foto: Hartling)

Augustin Reisinger (* unbekannt; † 26. Dezember 1905 in Schlatzendorf) war ein Privatier aus Eging bei Viechtach. Über die genauen Umstände seines Todes – er ist an der B 85 in Schlatzendorf erforen – herrscht bis heute Unklarheit.

Leben und Wirken

Augustin Reisinger soll am 26. Dezember 1905 zwischen 22 und 24 Uhr an der B 85 in Schlatzendorf erforen sein. Beerdigt wurde er mit seinen 38 Jahren am 29. Dezember desselben Jahres. Dies ist sowohl im Sterbebuch der Pfarrei Viechtach als auch beim Standesamt eingetragen. Heute, nach knapp 105 Jahren, weiß niemand mehr, wie es zum Tod des damaligen „Egerbauern“ kam. Es wird gemutmaßt, dass er auf dem Heimweg vom Wirtshaus auf einer Eisplatte ausgerutscht ist, eine andere Version besagt, dass er durch einen Hufschlag seines Pferdes ums Leben gekommen sei.

Doch eine mündliche Überlieferung soll mehr Licht in die Angelegenheit bringen können: Veronika Altmann, eine Schwägerin von Augustin Reisinger, erzählte ihren Urenkelkindern und deren Mutter von der Geschichte; Veronika Altmann ist 1961 gestorben. Der ledige Privatier Augustin Reisinger soll kurz vor Weihnachten 1905 aufgebrochen sein, um in Cham Ochsen zu verkaufen, die damals zum Pflügen der Äcker eingesetzt wurden. Er muss auch irgendwo übernachtet haben und eingekehrt sein, da die Strecke Eging–Cham und zurück zu Fuß doch einige Zeit in Anspruch nimmt. Auf dem Rückweg hätten „böse Leut“, die bei Schlatzendorf ihr Unwesen trieben, den Bauern überfallen und ihm sein Geld agenommen. Aufgrund der hierbei zugefügten Verletzungen sei es ihm nicht mehr möglich gewesen, nach Hause zu kommen. Also konnte er nur liegen bleiben und erfrieren. Das Geld, so hat Veronika Altmann ihren Nachkommen berichtet, sei schon weg gewesen, als man Augustin Reisinger gefunden hat. In unmittelbarer Nähe hätten bereits drei Krähen gewartet, sein Hut und Stock seien bei ihm im Schnee gelegen. Sogar die Tatsache, dass die umstehenden Bäume Birken waren, wurde überliefert – aber leider nur mündlich.

Denkmal

Für den ledigen Privatier Augustin Reisinger wurde ein Marterl errichtet. Es steht – nach dem Ausbau jetzt weithin sichtbar – an der B 85 in Schlatzendorf, unweit der neu gestalteten Einfahrt zur Schädlbergstraße, rechts am Waldrand in Richtung Ayrhof. Und weil es hierfür keine schriftlichen Belege gibt, ist es kaum möglich, die wahren Begebenheiten um das Marterl des Augustin Reisinger herauszufinden. Im Zuge des Ausbaues der Einfahrt von Schlatzendorf musste eben dieses Marterl versetzt werden. Dies erwies sich für seine Erhaltung als Glücksfall, denn die alte Darstellung auf dem Stein war schon völlig verwittert. So entschloss sich die Dorfgemeinschaft Schlatzendorf unter Leitung von Erich Muhr, sich zusammen mit dem Straßenbauamt um die Versetzung zu kümmern. Auch die Erneuerung des Bildes war Teil der Aktion. Mit Elfriede Reisinger-Hartling, eine Nachfahrin des Augustin Reisinger, und Karl Hartling konnte man auch zwei Spender für das Projekt finden. Mit der Neugestaltung des Marterlbildes wurde der bekannte Künstler Hans Höcherl beauftragt, der das überlieferte Geschehen eindrucksvoll umsetzte. Das Bild zeigt den toten Mann im Schnee und auch die Krähen wurden nicht vergessen.

Literatur