Bischofsreuter Grenzbrücke

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Brücke von 1841 über den Harlandbach (Foto: Stadtarchiv Waldkirchen, 1986)

Die Bischofsreuter Grenzbrücke wurde 1841 aus Naturstein errichtet. Sie verbindet die Orte Bischofsreut und České Žleby (Böhmisch Röhren). Mit einem Bogen überspannt die Brücke den Harlandbach, der die Grenze Bayern–Böhmen markiert.

Beschreibung

Die Grenzbrücke bei Bischofsreut, auch Harlandbrücke oder – mündlich – Hoarlandbobrickl bezeichnet, führt über den Harlandbach, der bei Marchhäuser[1] die Grenze zu Tschechien bildet.[2]

Der aus großen Hausteinen gemauerte Bogen ist gut erhalten, die Widerlager sind ohne Setzungen. Die Brüstungen aus Stein sind verloren gegangen.

Das stabile Fahrprofil ist offenbar in Steinsetzlage hergestellt. Auf tschechischer Seite führt ein beidseits mit Natursteintrockenmauern befestigter Fahrdamm über das vernässte Ufer des Baches an die Brücke heran. Unter dem bayernseitigen kurzen Vorkopfdamm der Brücke ist im Trockenmauerwerk ein Durchlass ausgebildet, der einmal einen ein Stück oberhalb der Brücke aus dem Harlandbach ausgeleiteten Wassergraben („Wührgraben“) gespeist hat, der zur Berieselung untenliegender Wiesen gedient hat.

Geschichte

Ansicht von Südosten (Foto: Martin Ortmeier, 2020
Ansicht von Südwesten (Foto: Martin Ortmeier, 2020

Bei Marchhäuser nahe Bischofsreut führte der Prachatitzer Zweig des Goldenen Steigs über den Harlandbach. Zum Zweck des Saumbetriebs wurden mehrfach Holzbrücken gebaut. Erst 1837 wurde der Steig zu einer Fahrstraße ausgebaut, die Brücke wurde aus Stein dauerhaft hergestellt.

Der Heimatforscher Paul Praxl, der die Akten im Staatsarchiv Landshut ausgewertet hat, schreibt 1963: „Nach schleppenden Verhandlungen und manchen unerklärlichen Verzögerungen baute endlich im Sommer und Herbst 1841 der Kreuzberger Maurermeister Johann Haas aus heimischem Naturstein die Grenzbrücke, die heute noch steht, wenngleich sie ihre länderverbindende Aufgabe seit dem Ende des letzten Krieges eingebüßt hat.“

Bald nach der Sametová Revoluce von 1989 wurde die östliche Auffahrt instandgesetzt. 1996 wurde ein Grenzübergang für Fußgänger, Wanderer und Radtouristen geöffnet. Instandsetzung und didaktische Information wurden von der Europäischen Union gefördert. Inzwischen ist die Brücke wieder gut frequentiert. Das Länderverbindende äußert sich in zweisprachigen (deutsch und tschechisch) Informationstafeln, die in reicher Zahl vor allem auf bayerischer Seite aufgestellt sind.

Denkmal

Vorfeld auf bayerischer Seite (Foto: Martin Ortmeier, 2020
Schlagbaum auf der tschechischen Seite (Foto: Martin Ortmeier, 2022

Im Landkreis Freyung-Grafenau, der nicht reich mit Baudenkmalen ausgestattet ist, blieb bei Bischofsreut am „Eisernen Vorhang“ eine alte steinerne Brücke erhalten. Auf tschechischer Seite war lediglich der zuführende Fahrdamm eingerissen worden. Er wurde nach 1989 instandgesetzt.

Über diese Brücke sind nie Säumer gezogen. Aber den Touristikern gefällt es, sie jetzt „Säumerbrücke“ zu nennen.[3] Das Umfeld der Brücke ist (im Jahr 2022) verwahrlost. Texte (wenngleich reichhaltig) und Gestaltung der Informationen sind revisionsbedürftig, der Zustand vieler der mehr als 30 Tafeln und Schilder ist ruinös, das Vorfeld auf bayerischer Seite ist mit ungestalten technischen Gehäusen verschiedener Art besetzt.

Auf böhmischer Seite ist der massive Schlagbaum erhalten, der zu Zeiten des „Eisernen Vorhangs“ ein Überwinden der Grenze mit Fahrzeugen verhinderte.

Literatur

Anmerkungen

  1. Das zur Gemeinde Haidmühle gehörende Marchhäuser ist gemeint; es gibt benachbart auch ein Marchhäuser, also „Häuser an der Grenze“, das der Gemeinde Philippsreut zugehört.
  2. Koordinaten: 48.8594114N 13.7495894E
  3. Tourist-Information Haidmühle: „Säumerbrücke bei Bischofsreut“. Mit offiziellem Namen wird bei Tusset (Stožec) eine Brücke über die Warme Moldau als „Säumerbrücke“ (Soumarský most) ausgewiesen.