Der Gauner und der liebe Gott

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„Pfarrer“ Karl-Hein Böhm und sein Kollege Gerd Fröbe vor dem Eingang der St. Anna Kirche als gerade die Filmkamera im Einsatz ist. (Repro: Schörnich)

Der Gauner und der liebe Gott ist eine Filmkomödie des Regisseurs Axel von Ambesser aus dem Jahr 1960. Sie wurde zum Teil auch in Kreuzberg gedreht. In den Hauptrollen waren die internationalen Stars Gerd Fröbe („Es geschah am helllichten Tag“; James Bond „Goldfinger“) und Karl-Heinz Böhm („Sissi-Filme“).

Handlung

Paul Wittkowski (Gerd Fröbe), ein flüchtiger Einbrecher, flieht nach einer unberechtigten Verurteilung. Er gelangt in den Besitz einer Soutane und setzt seine Flucht als Priester fort. Diese führt ihn auf den Pfarrhof von Pfarrer Steiner, gespielt von Karl-Heinz Böhm. Der falsche Priester versucht, seiner Rolle gerecht zu werden, doch Steiner durchschaut ihn bald. Letztlich gelingt es ihm, den Gauner zu bekehren.

Dreharbeiten

In den ersten Septembertagen des Jahres 1960 war Kreuzberg fest in der Hand der Filmleute. Sie haben den gesamten Kern der Gemeinde zum Freiluftatelier umfunktioniert. Für drei Wochen wurde der Ort aus seiner ländlichen Beschaulichkeit gerissen: Aus Kreuzberg wurde das Filmdorf Seebrücken. Der Ort ist mit dicken Kabeln durchzogen, damit überall die großen Scheinwerfer, Kameras und Tonaufnahmegeräte angeschlossen werden können.

Die hell strahlenden Scheinwerfer lockten am Abend viele Neugierige aus der ganzen Umgebung an. In den Morgen- und Abendstunden war der Gasthof Veicht in Freyung immer umlagert. Dort nächtigten viele der Filmleute. Man wollte die Leinwandlieblinge sehen, einen Blick oder gar ein Autogramm erhaschen.

In Kreuzberg selbst richtete sich alles nach den Dreharbeiten. Man kam dem Aufnahmestab um Regisseur Axel von Ambesser sehr entgegen. Beim Hinweis „Achtung Aufnahme, bitte Ruhe. Ton läuft“, wurde es ganz still. Kraftfahrer stellten ihre Motoren ab und die Handwerker legten ihre Werkzeuge beiseite. Nichts störte die dörfliche Beschaulichkeit. Teilweise wurde der Ort nach den Wünschen der Filmleute umgekrempelt. „Die haben einen Vorgarten gebraucht. Also wurde er beim Haus des ehemaligen Landtagsabgeordneten Josef Blöchl neu angelegt“, so Zeitzeuge Franz Pauli. Der reiche Baumberger, alias Rudolf Vogel, betrieb in dem Haus einen Laden für Christbaumschmuck. Ellen Schwiers, Besitzerin einer Schmiede, hatte sich im Haus des Kreuzbergers Konrad Schreib eingerichtet.

„Mit der Auswahl des Ortes haben wir einen guten Griff gemacht“, erzählte der Regisseur dem damaligen PNP-Redakteur Ruß. „Hier haben wir ein Milieu gefunden, dass die Handlung glaubhaft erscheinen lässt“. Außerdem bietet die Landschaft die Möglichkeit zu reizvollen Bildüberschneidungen, war Ambesser vom Blick auf die Höhen des Bayerwaldes begeistert.

Viel Spaß machte es den Kreuzbergern, wenn sie als Statisten benötigt wurden. Die damals 19-jährige Maria Tolksdorf durfte Lucie Englisch bei einer Szene in der Kirche doubeln. „Man hat mich eingekleidet und dann nur von hinten gefilmt“, erinnert sie sich. „Die Stars waren ja nicht jeden Tag vor Ort“. Fünf Mark hat sie als Gage bekommen. Dass Filmen so schwer sein kann, hätte sie allerdings nicht gedacht. Szenen, die im Film nur wenige Minuten dauern, wurden etliche Male geprobt, durchgesprochen und aufgenommen.

Bereitwillig stellte Pfarrer Leopold Pilsl die St. Anna Kirche zur Verfügung. Der Umgang mit den Schauspielerinnen und Schauspielern war zwanglos. „Eigentlich sind sie gar nicht aufgefallen. Sie haben sich ganz normal im Dorf bewegt. Man hatte bald das Gefühl, die gehören dazu“. Gelegentlich kam man im Dorfgasthaus Krieger zusammen und hat dann „gemeinsam ein einfaches Gericht gegessen. So etwas wird heute wohl nicht mehr vorkommen“.

Bereitwillig gab Pfarrer Pilsl auch Bitten des Regisseurs weiter, wie: „morgen brauchen wir eine volle Kirche“ oder „für die Aufnahmen dürfen es nur wenige Gläubige sein“. Das richtete sich immer nach der Filmszene. „Die Kreuzberger machten begeistert mit“.

Nach drei Wochen erloschen dann die Scheinwerfer, die vielen Kabel wurden eingerollt, die Kameras eingepackt. Alle Szenen waren „im Kasten“.

Literatur

Weblinks