Die Gratissau in der Froschau

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Kreisrat Alois Kern mit Karl Bachhubers Schwester Hilde beim Aufstöbern der alten Landauer Ballade.
Karl Bachhuber trat gerne auf bei Feiern und unterrichtete die Jugend des Dorfes in Zither und Gitarre.

Die Gratissau in der Froschau ist eine alte Landauer Ballade, wohl aus den 1930er Jahren, die sehr viel Landauer Lokalkolorit enthält, inhaltlich reizvoll und witzig zugleich ist. Sie wurde 2009 von den Kreisräten Alois Kern und Nik Söltl neu entdeckt und aufgezeichnet.

Hintergrundgeschichte

Die „Froschau“ ist ein uralter Flurname im Landauer Raum. Er weist auf das feuchte Isartal hin. Der Bereich zwischen Landauer Isarbrücke und Bahnhof Landau markiert den entsprechenden Bereich in etwa. Spaßeshalber wurde der Name Froschau auch schon mal verhunzt in „Quakelau“, in dem man die dort dominante Tiergattung lautmalerisch umschreibt. Dass mit Auen feuchte, wasserreiche Wiesen und Moosgegenden in Flussnähe bezeichnet werden und dass diese von Fröschen bevorzugte Standorte sind und waren, muss man einem Landauer von echtem Schrot und Korn nicht extra erklären.

In dem Stück begegnet man auch einem alten Landauer Original, dem Wirt, dem „Waas’n Sepp,“ dessen kantigen Sprüche, spleenige Ideen und Eigenheiten bis heute in Landau in einschlägigen Kreisen noch einigermaßen bekannt sind und an manchen Biertischen zu später Zeit heute noch die Runde machen und Heiterkeit erzeugen. Die Gastwirtschaft des legendären „Waas’n Sepp“ war gleich das erste Haus nach Überqueren der Isarbrücke stadtauswärts in der Straubinger Straße, also schon in der Froschau. Heute ist das ehemalige bekannte und beliebte Wirtshaus ein Autohaus. Mit der „Gratissau“ hatte der Landauer Wirt, ein pfiffiger Kerl, ein Geschäftsidee kreiert, die glänzend einschlug und ihm Woche für Woche ein volles Wirtshaus brachte. Ideen muss man haben. Seine „Masche“ war, seine Stammgäste regelmäßig mit Ehefrauen zur Schlachtschüssel einzuladen, wo jeder Fleisch, Innereien und Würste vom frisch geschlachteten Schwein essen konnte, so viel er wollte und konnte, ohne etwas dafür bezahlen zu müssen. Dabei wurde natürlich mit den dabei vom Wirt gereichten Getränken eine ausgiebige Zeche gemacht. Sie war stets so groß, dass das verzehrte „Kesselfleisch“ vom Gastgeber leicht verschmerzt werden konnte.

Wiederentdeckung

Kreisrat Alois Kern aus Aufhausen fragte einmal den Landauer Kreisrat Nik Söltl danach, wo denn in der Bergstadt die Froschau wäre, ob es eine solche überhaupt gäbe und ob dem in Sachen Landauer Geschichte ziemlich bewanderten Kollegen ein Stückl in Vers form darüber bekannt sei. Er selber habe in früheren Jahren öfter in geselliger Runde in Aufhausen einen Vortrag darüber gehört, der ihm sehr gut gefallen habe. Dem angesprochenen Landauer Kollegen ist zwar gleich ein Gedicht vom „Landauer Saumarkt“ in den Sinn gekommen, aber nichts von einer Gratissau eingefallen.

Alois Kern berichtete, dass der 1994 verstorbene Karl Bachhuber, der sich auch als Alleinunterhalter einen Namen im weiteren Umkreis von Aufhausen gemacht hatte, dieses Gedicht gut drauf hatte und gerne vortrug. Es sicherte ihm jedes Mal den ungeteilten Beifall des Publikums. Bei seinen profimäßigen Auftritten wurde er auch von seiner Schwester Hilde öfter gesanglich begleitet. Ein Zubrot verdiente sich der ortsansässige Bäckermeister auch mit Musikstunden für die Jugend des Dorfes. Er leitete über Jahre hinweg eine Gitarrengruppe mit Mädchen, die er musikalisch förderte und auf seiner Zither begleitete.
Hilde Bachhuber erzählte beim Besuch der beiden Kreisräte, dass ihr Bruder fast keine schriftlichen Unterlagen von seinem Repertoire und den einzelnen Programmpunkten hinterlassen hat. Er hat alles, wie sie sagt, „in seinem Kopf“ gehabt. Es schien, als ob die Ballade von der „Gratissau in der Froschau“ für immer verloren wäre. Der Humorist aus Aufhausen hat sie, so schien es, mit ins Grab genommen.

Da fiel der Hilde ein, dass einmal ihr Auftritt mit ihrem Bruder auf Video aufgezeichnet worden sei. Sie erinnerte sich an den Video-Filmer und besorgte das betreffende Band, das sie Nik Söltl übergab. Dieser hörte das Band ab, fand die Stelle mit der Gratissau und zeichnete sie Wort für Wort auf. Das war nicht immer ganz leicht, da öfter Nebengeräusche den Vortrag Bachhubers störten und die Aufnahmequalität insgesamt nicht immer befriedigte. Trotzdem gelang es Nik Söltl die Geschichte zu rekonstruieren und im Originalwortlaut zu fixieren. Der erste der sich mit Freude auf das fertige Gedicht stürzte und das Werk für sich vereinnahmte war Kreisrat Alois Kern. „Ich werde sie weiterleben lassen, die Gratissau in der Froschau, und das Gedicht darüber bei passender Runde in meinem Bekanntenkreis zum Vortrag bringen“, freute sich der Kern Alois über den „ausgegrabenen Schatz“.

Unbekannter Urheber

Karl Bachhuber hat das Gedicht jedoch nicht selbst verfasst. Seine Schwester Hilde meinte, dass er weit im Land herumgekommen sei und es wohl in einem Wirtshausbesuch in der damaligen Kreisstadt aufgeschnappt habe, vielleicht sogar beim Waas’n Sepp selber. Er habe es daheim auswendig gelernt, was ihm recht leicht fiel, und es in sein Programm mit hinein genommen. Wer es gedichtet hat, das wisse sie nicht genau, erklärte Hilde Bachhuber achselzuckend. Sie weiß nur, dass ihr Bruder den Text an den damaligen Zahnarzt Dr. Graf zurückgegeben hat. Er war aber nicht der Verfasser. So bleibt die Urheberschaft des Landauer Stückerls letztendlich ungeklärt.

Vieles deutet aber darauf hin, dass der angesehene Landauer Bürger Christian Kreiner sen. es in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg nach einer wahren Begebenheit gedichtet hat. Der Kreiner Christ hatte eine literarische Ader. Von ihm sind auch einige andere Gedichte zu Landauer Persönlichkeiten bekannt.

Literatur