Elefantentreffen

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Wilde Gesellen auf sehenswerten Gefährten beim Elefantentreffen. Foto: Archiv Nigl
Thys Brummans (l.) und Günther Reitz haben schon seit Sonntag, 25. Januar 2009, im Loher Hexenkessel ihre Zelte aufgeschlagen. Offizieller Beginn des Elefantentreffens ist erst am Freitag, 30. Januar 2009. Foto: Nigl
Die neue Elefantenstraße gibt es seit Anfang 2009. Foto: Archiv Nigl
Gemeinsam sind wir stark... beim 50. Elefantentreffen. Foto: Archiv Nigl
Jean-Claude Vogel aus Frankreich, der jedes Jahr zum Elefantentreffen anreist, so auch 2011. Foto: Hermann Haydn

Das Elefantentreffen ist das weltweit älteste und größte Wintertreffen für Motorradfahrer und findet im legendären Hexenkessel von Solla bei Loh im Bayerischen Wald am jeweils ersten Wochenende im Februar oder am letzten Wochenende im Januar statt. Zwischen 5.000 und 10.000 Teilnehmer erwartet der Bundesverband der Motorradfahrer mittlerweile pro Jahr.

Das erste Treffen fand 1956 in Stuttgart statt, seit 1989 treffen sich die "Elefanten" in Solla im Bayerischen Wald.

Ausrichter

Ausgerichtet wird das Elefantentreffen vom Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM). Der Verband unter dem Vorsitzenden Michael Lenzen erwartet zu dem Treffen Tausende von Motorradfahrern aus ganz Europa.

Geschichte

Die Treffen gehen auf deren Gründer Ernst Leverkus zurück, der erstmals 1956 ein Wintertreffen für besonders abgehärtete Motorradfahrer initiierte. Seinen Namen erhielt das Treffen von dem Zündapp-Gespann KS 601, das auch als "Grüner Elefant" bezeichnet worden ist.

Das erste Treffen fand in Stuttgart, an der Solitude-Rennstrecke statt. Danach wechselten die Veranstaltungsorte und auch die Ausrichter blieben nicht konstant. Um mehr Kontinuität zu garantieren, übernahm ab 1961 der BVDM (Bundesverband Deutscher Motorradfahrer) die Ausrichtung des Treffens, das ab dann auch nach Salzburg an den Nürburgring verlegte. Eine weitere Verlegung des Treffens wurde 1978 notwendig, da es zu massiven Problemen und auch organisatorischen Veränderungen beim Treff kam. Der neue Standort war der Salzburgring, wo das erste Treffen mit nur 400 Motorradfahrern stattfand.

1988 fand das Treffen dann erstmals nicht statt, da die Sicherheitsauflagen am Salzburgring zu groß wurden. Der BVDM war nicht mehr bereit, die Risiken zu tragen. Das war der Zeitpunkt, als das Elefantentreffen in den Bayerischen Wald nach Solla verlegt worden ist. Dort hatte der Stock-Car-Club Solla sein Gelände zur Verfügung gestellt. Aus Sicherheitsgründen wurden rund um das Treffen in mehreren Kilometern Umkreis alle Fahrzeuge, außer natürlich Motorräder, verboten.

Seit 1989 findet das Elefantentreffen alljährlich am letzten Januar- oder ersten Februarwochenende in Solla statt, das als relativ schneesicher gilt.

Im Jahr 2013 fand das Treffen zum 25. Mal in Solla statt. Zum Jubiläum gab es allerdings keinen Schnee sondern reichlich Schlamm für die rund 4000 Besucher.

Altes Elefantentreffen

Unter dem Namen "Altes Elefantentreffen" hat sich eine Parallelveranstaltung am Nürburgring etabliert, das immer zwei Wochen nach dem offiziellen Elefantentreffen in Solla stattfindet und von Privatleuten organisiert wird.

Umfeld

Den Elefanten gefällt es in Loh. Der Empfang im Bayerwald ist herzlich, die Bevölkerung hat sich auf die Bedürfnisse der Elefanten eingestellt - die Rahmenbedingungen stimmen. Das machen auch die bis zu 1500 Tagesbesucher deutlich, die vor allem am Samstag ab 10 Uhr den Kessel stürmen. Sie alle wollen die „positiv Verrückten“ sehen, die auf ihren Maschinen Eis und Schnee, Kälte und Frost trotzen.

Eigene Straße

Die "Elefanten" fahren 2009 erstmals auf ihrer eigenen Straße in den Kessel. Im Herbst 2008 wurde eigens dafür ein Schild entworfen, das Helga und Rudi Poschinger sowie Bürgermeister Martin Behringer damals den Verantwortlichen des Bundesverbandes der Motorradfahrer (BVdM) übergaben. Die Aufschrift lautet „Elefantenstraße“.

Grund für die Ehrung: Der Verband hatte die Asphaltierungskosten von 18.000 Euro für die Zufahrtsstraße übernommen.

Treffen

Leben im Hexenkessel

Das Leben im Hexenkessel bedeutet Zelten im Freien, bei jeden Temperaturen. Wie die "Elefanten" das im Einzelnen lösen ist sehr variantenreich. Der eine schläft im Stuhl. Der andere hat Schuhe an, in die er Luft pumpen kann.

Teilnehmer vorgestellt

Thys Brummans und Günther Reitz sind 2009 nur zwei von fast hundert Motorradfahrern, die schon fünf Tage vor dem Elefantentreffen, im Hexenkessel von Loh ihr Zelte aufgeschlagen haben. Offizieller Anreisetag ist der Freitag. Brummans kommt aus den Niederlanden. Genauer gesagt aus Venlo. Über 700 Kilometer sind es von dort bis in den Hexenkessel von Loh. 700 Kilometer hin, 700 Kilometer zurück. 1400 Kilometer, die er schon 19 mal mit seinem Gespann zurückgelegt hat. In Loh gastieren die Elefanten heuer zum 20. Mal. „Einmal war ich nicht da. Zuhause saß ich auf Kohlen“. Nie wieder daheim, wenn seine Kumpels im Hexenkessel campen, habe er sich damals geschworen.

14 Treffen hat Günther Reitz aus Bamberg auf dem Buckel. Reitz, der im Zelt immer im Stuhl schläft, sagt sein Kumpel. „Schlafsäcke mag ich eben nicht“, erwidert dieser. Richtig ausgerüstet lässt sich die Kälte schon aushalten. Minus neun Grad zeigte das Thermometer in der Nacht auf Dienstag. Auch Brummans ist ein Kälte-Spezialist. Seinen Geheimtipp trägt er an den Füßen. Dicke, weiße Stiefel. „In die kann ich Luft pumpen“. Die hält warm. So warm, dass er morgens wieder Luft ablassen muss. „Sonst fange ich da unten an zu kochen“.

Ludwig Burghart war bei fast jeden Treffen in Loh dabei. Auch wenn er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr Campen kann. Auch 2013 war die Motivation wieder so groß, dass er sein Krankenbett für das Wochenende verlassen hat.

Schon zum 37. Mal hat 2013 Arno aus Aschaffenburg am Elefantentreffen teilgenommen. Sein erstes Treffen war lang vor den Treffen in Loh. In all der Zeit hat er nur 3 Wintertreffen versäumt.

Warum?

Warum tut man sich das an? Der Leute wegen, lautet die prompte Antwort von fast jedem befragten "Elefanten". Im Laufe der Zeit habe man Freundschaften aufgebaut. Mit Südtirolern, mit Russen, mit Deutschen. Man sieht sich eben nur einmal im Jahr. „Und da gibt es viel zu besprechen - und zu bestaunen“, sagt Reitz. Italiener zum Beispiel. „Die reisen an, bauen ihr Zelt auf und schlafen dann in Pensionen“. Das sei einmal gehörig in die Hosen gegangen. Da habe es über Nacht so stark geschneit, dass sie am Morgen ihre Zelte nicht mehr gefunden haben.

Dass Reitz überhaupt noch einmal wiederkommen würde, hätte nach seinem ersten Loher Wochenende mehr als in den Sternen gestanden. „Da hatte ich nur eine dünne Hose dabei. Und einen Pullover. Und ein T-Shirt“. Nie wieder habe er sich dann bei der Abreise geschworen. Aus dem Nie-Wieder sind heuer 14 Mal geworden. Was sagen die Frauen dazu? Die seien einmal dabei gewesen, sagt Brumanns. Jetzt habe man sich arrangiert. „Ich fahre im Winter nach Loh. Meine bessere Hälfte im Sommer mit ihrer Freundin nach Spanien.“ Die Zweisamkeit im Kessel war auch bei Reitz eine einmalige Sache. „Als meine Frau gesehen hat, dass von den anderen Frauen hier keine Gefahr für mich ausgeht, war das Ganze kein Thema mehr“. Mittlerweile hat Brummans die Ventile an den großen, weißen Stiefeln geöffnet.

Tagesbesucher

Der beste Termin für Tagesbesucher ist der Samstag − mehrere Tausend davon werden erwartet.

Probleme der Winterreifenpflicht

Im Jahr 2011 drohen erstmals Probleme in Bezug auf die Winterreifenpflicht. Denn wenn Schnee liegt, müssten die Motorradfahrer wegen des neues Gesetzes zur Winterreifenpflicht seit dem 7. Dezember 2010 mit Winterreifen unterwegs sein. „Das ist nicht praktikabel“, sagen die Veranstalter. In der Geschäftsstelle des Bundesverbands der Motorradfahrer (BVDM) in Budenheim wird von einem Rechtsfehler als Grundlage der Nichtanwendbarkeit der „Winterreifenpflicht“ für motorisierte Zweiräder gesprochen. „Die geänderte Straßenverkehrsordnung ist nach unserer Auffassung in Hinsicht der Winterreifenpflicht auf Motorräder nicht anwendbar.“ So lautet der für Biker entscheidende Satz und dass sie sich im Prinzip keine Sorgen machen müssen, 2011 mit normalen Reifen zum Elefantentreffen anzureisen. Michael Lenzen, Vorstand des BVDM, spricht von handwerklichen Fehlern, die rasch ausgebügelt werden müssen, was bis zum Elefantentreffen 2011 aber nicht mehr möglich sein wird. Als das Winterreifengesetz auf die Schnelle verabschiedet worden sei, habe man die Motorradfahrer „schlichtweg vergessen“. Und nicht daran gedacht, dass es auch Mitglieder dieser Spezies gebe, die ihrem Hobby bei Eis und Schnee frönen. Solange es keine explizite Ausnahme für das Elefantentreffen gibt, bewegen sich die Biker sozusagen im rechtlichen Niemandsland. „Baut jemand ohne Winterreifen auf einer schneebedeckten Straße einen Unfall, kann das teuer werden.“ Das ist die Sachlage, so der stellvertretende Leiter. Wie das Gesetz dann umgesetzt wird, werde vor Ort entschieden. Anhand der Straßenverhältnisse, anhand des Besucheraufkommens. Anhand der Zahl der verfügbaren Beamten. Hinter den Kulissen wird aber auch von der Polizei eine Änderung der Regelung zumindest nicht abgelehnt. „Die ist nicht praktikabel“, wird betont. Auch die Umsetzung in der Praxis sei bei einer Massenveranstaltung wie dem Elefantentreffen schwer machbar. Für 2011 hoffen die Veranstalter auf gutes Wetter und keinen Schnee auf den Straßen, denn dann sind die Reifen kein Thema. Sollte es doch schneien, wird den Teilnehmern geraten, ausnahmsweise mit dem Auto anzureisen. Der Veranstalter des Treffens, der Bund der Motorradfahrer (BVDM), wies Mitte Januar 2011 auf seiner Internetseite auf einen Lichtblick hin. Das Bundesverkehrsministerium habe in einem Schreiben mitgeteilt, dass ein für winterliche Straßenverhältnisse geeigneter Reifen nicht unbedingt eine „M+S- Kennzeichnung“ haben müsse. Grobstolliges Profil könnte beispielsweise den gleichen Zweck erfüllen. „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung“, so der BVDM.

Neue Regeln 2015

Nachdem es beim Treffen 2014 wiederholt zu Polizei- und Feuerwehreinsätzen kam, sind ab 2015 neue, schärfere Regelungen in Kraft getreten. So sind Anreise und Teilnahme nur noch mit Motorrädern auf zwei oder drei Rädern erlaubt. Autos, Lkws, Busse, Lieferwagen und Fahrzeuge ohne Straßenzulassung sind nicht erwünscht. Um Lärm- und Müllerzeugung in Grenzen zu halten, sind Feuerwerkskörper, Karbidkanonen, Sirenen und Ähnliches verboten und vor dem 21. Januar aufgestellte Großzelte werden nicht geduldet. Auch beim 61. Elefantentreffen 2017 bleibt der BVDM seinen Richtlinien treu und verzichtet auf Festzelte, Live-Musik oder andere Animationen. Es werden weiterhin nur Zwei-Räder zugelassen, alles andere – auch Quads – muss draußen bleiben.

Hier der noch immer aktuelle Sieben-Punkte-Plan von 2015 im Detail: Teilgenommen werden kann nur mit Motorrädern auf zwei oder drei Rädern, die auch auf dem Veranstaltungsgelände straßenzugelassen und versichert sein müssen. Der Autoparkplatz in Solla ist für Besucher, die mit dem Auto aus der Umgebung anreisen, Last- und Liefererwagen sowie die Autos mit Anhänger von Teilnehmern sollen dort nicht abgestellt werden. Auf der Zufahrtsstraße ab Solla gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h sowie Helmpflicht, im Veranstaltungsgelände ist Schrittgeschwindigkeit vorgeschrieben. Auf den Zufahrtsstraßen vor dem abgesperrten Gelände sind nur Motorräder zugelassen, Lastwägen und Autos können auf ihnen nicht entladen werden. Entlang dieser Straßen gilt absolutes Halteverbot. Ebenso wird in den Ortslagen Solla, Loh und Köhlberg ein Parkverbot ausgesprochen. Bis Freitag, eine Woche vor der Veranstaltung, dürfen auf dem Gelände keine Großzelte aufgebaut werden. Ein frühzeitiges Absperren von Zeltplätzen ist ebenfalls nicht gestattet. Feuerwerkskörper, Karbidkanonen, Sirenen und Ähnliches sind verboten.

60. Elefantentreffen 2016

4430 Biker aus ganz Europa kamen 2016 im Hexenkessel von Loh bei Thurmannsbang zum 60. Elefantentreffen des Bundesverbands der Motorradfahrer zusammen. Foto: Daniel Ober

Im Jahr 2016 kamen 4430 Biker zum Jubiläums-Treffen. Die Motorradfahrer kamen aus ganz Europa, unter ihnen auch der Russe Olek Maximov, der aus dem 17 053 Kilometer entferntem Wladiwostok anreiste. Dabei hatten die Biker mit dem Wetter Glück im Unglück. Zwar schien am Freitag und Samstag die Sonne und die Teilnehmer mussten bei frühlingshaften Plusgraden nicht frieren. Aber das warme Wetter brachte auch den Tau mit sich. So wateten die Motorradfahrer und insgesamt 1240 Tagesbesucher im knöcheltiefen Schlamm.

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Literatur

Weblinks