Fischerpeterl
Der Fischerpeterl, auch Sankt Peter, ist eine mythische Figur, die auf den Vilshofener Dichter Heinrich Lautensack (1881–1919) zurückgeht. Die Geschichte vom „Fischerpeterl“ wird in Kapitel 5 in Lautensacks Prosadichtungen „Altbairische Bilderbogen“ (auch zu finden unter der Schreibweise "Altbayerische Bilderbogen") von 1920 [1] erzählt.
Inhaltsverzeichnis
Legende
Die Legende besagt, dass Sankt Peter, ein hölzernes Männchen in Viertelsmenschgröße, in einem Zeitraum von 36 Jahren in bestimmter Reihenfolge zwölf Fischerhäuser durchwanderte. Jeweils nach drei Jahren verließ er ein Haus und suchte das nächste auf. Insgesamt hielt er sich bei zwölf Fischerfamilien auf. Jeder Fischermeister, den Sankt Peter verließ, musste ihm je nach Vermögen eine goldene, silberne oder kupferne Münze anhängen. Darum konnte man seinen einst goldenen Umhang bald nicht mehr erkennen, da dieser sukzessive von den goldenen und silbernen Geldstücken (der Legende nach sollen es 96 gewesen sein) bedeckt wurde.
Der Legende zufolge feierten jedes Jahr im September die Vilshofener Fischer einen Fischerjahrtag. Ablauf: Am ersten Festtag am Sonntag fand ein Hochamt, ein Festzug und ein Ball statt. Unter Pistolendonner und Musikbegleitung wurde Sankt Peter am Tag darauf abgeholt und in seine nächste Herberge gebracht.
Mythos und heutige Bedeutung
Sankt Peter galt als Übels-Bringer: Jedes mal, wenn er nach drei Jahren ein Haus verlässt, stirbt ein Bewohner noch im selben Halbjahr. Darum sind die Fischer bei der Arbeit besonders schweigsam, da sie über ihr Schicksal nicht reden wollen. Beim Feiern hingegen vergessen sie ihre Sorgen und werden der Legende nach als lärmend beschrieben. Heute bekommen die Vilshofener ihren Fischerpeterl nur einmal im Jahr, an Peter und Paul, zu sehen – zu wertvoll ist die Figur, die über und über mit Gold- und Silbermünzen behängt ist, weshalb sie während der restlichen 364 Tage fest in einem Tresor verschlossen ist. Selbst der Aufenthaltsort der Figur ist geheim – allerdings hält sich der „Fischerpeterl“, so will es die Tradition, stets bei einer Fischerfamilie auf.
In der Lokalpresse des Vilshofener Anzeigers ist der Fischerpeterl ein Pseudonym, das dann verwendet wird, wenn komische, witzige oder unerhörte Ereignisse möglichst überspitzt dargestellt werden sollen.
Einzelnachweise
- ↑ Sankt Peterle In: Projekt Gutenberg-DE, Heinrich Lautensack: Altbayrische Bilderbogen
Literatur
- Dieter Vogel: Das Vilstal Heimatbuch. Vilsbiburg 1997 (S. 216 f.)
- Horst Paul Heller: Der „Fischerpeterl“ von Vilshofen. In: Passauer Neue Presse vom 13. April 2011 (S. 16)
- Doris Altmannsberger: Ein Mythos. In: Passauer Neue Presse vom 30. August 2012 (S. 29)