Ilonka Polyvas-Peter

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Ilonka Polyvas-Peter (Foto: Jäger)

Ilonka Polyvas-Peter (* unbekannt) ist Passauer Streetworkerin.

Leben und Wirken

Auf den Straßen Passaus wird Ilonka Polyvas-Peter häufig angesprochen. Sie ist eine markante Erscheinung in Military-Hosen, Boots und Lederjacke. Die Haare raspelkurz und weiß, zwei Ohrringe rechts, drei links. Ihr Outfit ist keine Verkleidung, um besser dazustehen bei der Jugend. „Das bin ich, das ist mein Stil“ sagt sie. Rock und Kleider trägt sie nur im Urlaub. Zum Beispiel auf den Malediven. Ein seltener Luxus, den sie sich bisher viermal geleistet hat. Denn halbwegs zur Ruhe kommt die rastlose Streetworkerin offenbar nur weit weg von daheim beim Schnorcheln. Zuhause sind die Übergänge von Dienst und Freizeit fließend.

Ihr Handy hat die Streetworkerin meist auch nach Dienstschluss an. Im Notfall fährt sie im Jogginganzug auch nachts rein in die Stadt, wenn jemand besonders traurig ist oder depressiv und es ihr zu riskant erscheint, mit dem Trösten noch eine Nacht zu warten. Ilonka Polyvas-Peter ist fast rund um die Uhr für die Jugendlichen da. „Ich möchte, dass sie ein erträgliches Leben führen können, das ist meine Hauptaufgabe“, sagt die Streetworkerin. Doch ihr Kumpel ist sie nicht. „Es gibt Grenzen, und die müssen sie auch akzeptieren. Man muss ihnen Stempen setzen“. Der Geduldsfaden reißt auch ihr. Als sie erfahren hat, wie fünf junge Männer aus der ZOB-Szene im vergangenen Jahr einen Security-Mann verdroschen haben, ist sie richtig wütend geworden. „Ich habe ihnen gesagt, wie scheiße ich das finde“, erzählt sie. Nächste Woche müssen die jungen Leute deswegen vor das Amtsgericht. Die Streetworkerin weiß, dass das in ihnen arbeitet.

Ilonka Polyvas-Peter weiß, dass man wieder nach oben kommen kann. Das Prinzip ihrer Arbeit ist das Prinzip Hoffnung. „Steter Tropfen höhlt den Stein. Man darf keinen aufgeben“, sagt sie. Und so redet sie mit den Leuten. Und redet. Und redet. Sie fragt nach den Sorgen und den Sehnsüchten. Und sie hört zu. Neulich erzählte ihr ein junger Mann, dass die Mutter ihn gerade rausgeworfen hat. „Die wird es mit dir wohl nicht mehr ausgehalten haben“, dachte sie sich und drückte ihm ihr Diensthandy in die Hand. „Jetzt ruf die Mama an und entschuldige dich“, sagte sie. Hat er dann auch gemacht. „Da lasse ich dann nicht locker.“

Die Kraft für ihre Arbeit nimmt sie aus ihrer Arbeit. Und von Gott. Das silberne Kreuz um ihren Hals ist kein modisches Accessoire, es ist ein Glaubensbekenntnis. Noch lieber als zu Gott betet sie zu Maria. Jeden Abend. „Ich muss das alles ja auch jemanden erzählen“, sagt sie. Und lacht. Sie ist überglücklich, dass sie diesen Job einst bekommen hat und es immer Leute gab, die an sie geglaubt haben.

Der Erfolg der Arbeit von Ilonka Polyvas-Peter ist schwer zu messen. Aber wenn sie so etwas liest, dann weiß sie, dass ihre Arbeit nicht umsonst war. Im Schnitt machen Streetworker ihren Job drei, vier Jahre. Dann ist Schluss. Ilonka Polyvas-Peter ist schon 12 Jahre unterwegs auf den Straßen von Passau. Die Frau, die früher im Garten mit der Motorsäge Bäume umschnitt, merkt, dass auch sie nicht jünger wird und die Energie ihre Grenzen hat. Sie hat sich bei der Stadt auf eine andere Stelle im sozialen Bereich beworben. Ihre Stelle als Streetworkerin wird neu ausgeschrieben.

Literatur