Johann Baptist Reisbacher der Jüngere

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Johann Baptist Reisbacher d. J. (Foto: Wittenzellner)
Tatort Muhr-Bühel: Hier wollte sich der Maler aus Verzweiflung einmal das Leben nehmen, aber die Kugel prallte vom Kopf ab. (Foto. Wittenzellner)

Johann Baptist Reisbacher der Jüngere (* 17. November 1837 in Kollnburg; † 18. November 1898 in Baierweg) war ein bedeutender Künstler. Sein Vater war Johann Baptist Reisbacher der Ältere.

Leben und Wirken

Johann Baptist Reisbacher der Jüngere besaß das künstlerische Talent seines Vaters. Schon als Kind zeigte er eine große Begabung vor allem in der Leinwand- und Holzmalerei, weshalb er im Anschluss an seine Schulzeit für vier Jahre zur Ausbildung nach Straubing geschickt wurde. Wieder zurück in Kollnburg, widmete er sich vorrangig der Fertigung von Hinterglasbildern mit religiösen Motiven und der Kirchenmalerei. Die 14 Kreuzwegstationen in der Pfarrkirche beispielsweise stammen ebenso von ihm wie das Bild „Das letzte Abendmahl” am Hochaltar, ein Altarbild in der alten Kapelle in Hochstraß oder eine Kreuzwegtafel in der Filialkirche Krailing. Zu seinen Arbeiten gehörten aber auch Landschaftsbilder im Stil der Romantiker oder einige Tafeln für das Bauerndenkmal am Baierweg. Doch obgleich seine Bilder durchaus ihre Abnehmer fanden, reichten die Verkaufserlöse kaum aus, um ihn, seine Frau Anna-Maria und seine vier Kinder zu ernähren.

Als ihm die Not eines Tages wieder einmal zu groß erschien, ging Reisbacher mit einem Revolver bewaffnet auf den „Muhr-Bühel“, zu einem Felsen nahe des heutigen Hochbehälters der Kollnburger Wasserversorgung, um seinem Leben ein Ende zu setzen. Wie durch ein Wunder prallte die Kugel jedoch von seinem Kopf ab und schlug in einer Felsspalte neben ihm ein; auf seiner Stirn blieb lediglich eine tief klaffende Wunde zurück, aus der sich später eine deutlich sichtbare kreuzförmige Narbe entwickelte.

Der tiefgläubige Mann wertete dieses Erlebnis als ein Zeichen Gottes und malte an der Stelle, an der die Kugel in den Felsen eingeschlagen war, ein Bildnis der Muttergottes mit dem Jesuskind, dessen Fragmente noch bis vor wenigen Jahren zu erkennen waren.

Am 18. November 1898, im Alter von 61 Jahren, starb der „Mäuer” (= Maler), wie er im Volksmund genannt wurde, im Wirtshaus in Baierweg an plötzlichem Herzversagen.

Gemälde in Kollnburg

Bei der Übergabe des Reisbacher-Gemälde im Kollnburger Rathaus. (Foto: Wittenzellner)

Ein Bild des Künstlers, das eine fiktive Landschaft des Bayerischen Waldes zeigt, ziert heute den Eingang zum Sitzungssaal des Kollnburger Rathauses und gibt dort jedem Besucher ein weiteres Zeugnis vom künstlerischen Schaffen eines der wohl größten Männer, die der Ort je hervorgebracht hat.

Bei dem von der Gemeinde erworbenen Landschaftsgemälde, auf dessen Rückseite die Jahreszahl 1898 vermerkt ist, dürfte es sich um eines der letzten Werke von Johann Baptist Reisbacher dem Jüngeren handeln. Im Jahre 1910 hatten es die Kollnburger ihrem scheidenden Pfarrer Johann Baptist Westermeier, dem Onkel von Elisabeth Klug, als Abschiedsgeschenk vermacht. Obwohl der Geistliche, der von 1903 bis 1910 in der Pfarrei wirkte, den Maler nicht mehr persönlich kennengelernt hatte, hielt er das Bild auch in seinen weiteren Pfarreistationen in Ehren. Als Westermeier 1939 starb, bewahrten es seine beiden Schwestern Zenta und Anna auf und versprachen ihrer damals erst zwölfjährigen Nichte Elisabeth, dass sie es später einmal bekommen würde.

So gelangte das Gemälde in den 1960er-Jahren schließlich nach Viechtach zu Elisabeth und Franz Klug. Dort lag es lange Zeit gut verpackt auf dem Speicher, bis es vor einigen Jahren von Heimatforscher Helmut Grotz entdeckt wurde, der es als „echten Reisbacher” erkannte. 2010 verkaufte das Ehepaar das Gemälde an die Gemeinde.

Literatur