Hofkapelle Neukl

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Die Hofkapelle Neukl
Die Hofkapelle Neukl, noch rundum mit Efeu bewachsen

Die Hofkapelle Neukl ist eine neugotische Kapelle im zur Stadt Bad Griesbach im Rottal gehörenden Weiler Neukl im Landkreis Passau. Traditionell finden hier alljährlich Maiandachten statt.

Architektur

Das sichtbar belassene Mauerwerk aus Vollziegelsteinen und der Dachreiter über dem Eingang prägen das markante Bild der 8,70 x 6 Meter großen Kapelle. Sie hat einen Marienalter mit geschnitzten Holzfiguren und ein Gestühl mit 24 Sitzplätzen. Ferner gibt es Kreuzweg- und Votivtafeln.

Geschichte

Ursprünge

Der Bauer Georg Leopoldsberger muss ein Mann mit Weitsicht gewesen sein. Als er auf seinem stattlichen Gut, dem uralten Neuklhof, anno 1864 eine Kapelle errichten ließ, blickte er gleichermaßen in die Vergangenheit und die Zukunft.

Der Kapellenbau ist der Familienhistorie geschuldet: Ulrich Rauch, ein Vorfahr Leopoldsbergers, war 1752 wegen eines Steuerstreits mit dem Grafen von Ortenburg vom Hof vertrieben worden. Daraufhin hatte er eine Fußwallfahrt nach Rom unternommen und mit Hilfe von Papst Clemens VIII. das Gut im Jahr 1764 wieder zurück erhalten. Zur Erinnerung und aus Dankbarkeit ließ Georg Leopoldsberger 100 Jahre später eine Hofkapelle am leicht ansteigenden Westhang des Gutes errichten. Anmutig erhebt sie sich über dem Hofweg neben alten Pappeln. Zum Inventar des Kirchleins gehört eine Tafel, die sich an die „ganze Nachkommenschaft“ richtet. Diese ist aufgefordert, die Kapelle „in gutem Zustande zu erhalten“.

Sanierung 2008/2009

Die Bitte seines Ur-Ur-Urgroßvaters ist für den jetzigen Neuklhof-Bauern Werner Kriegl eine Verpflichtung. Der Turm mit der Originalglocke von 1864 wurde statisch stabilisiert, Dachstuhl und Mauerwerk ausgebessert, das Dach erneuert und ein Ringanker angebracht, der neue Risse im Mauerwerk verhindern soll. Der letzte Schritt der 150.000 Euro teuren Außenrenovierung, die im November letzten Jahres in Angriff genommen wurde, ist die Verstärkung des Fundaments.

Dass die Sanierung anstand, war klar. Risse im Mauerwerk des Innenraums wurden immer größer. Im Frühjahr 2008 machte sich der Senior an die Arbeit. Alois Kriegl entfernte den Efeu, der die Kapelle in den letzten Jahrzehnten ganz und gar umwachsen hatte. Jetzt wurde das Ausmaß der Schäden an der Außenfassade deutlich: eine Vielzahl von sichtbaren Rissen, Fehlstellen, ausgewaschenen Fugen, Wurzelwerk von Efeu, Frostsprengung und lockeres Mauergestein traten zu Tage.

Anfangs ging man davon aus, dass der Dachstuhl in Ordnung sei und man das Bauwerk in Eigenregie sanieren könnte. Doch schnell stellte sich heraus, dass der Turm so instabil war, dass er in ein paar Jahren vermutlich umgefallen wäre. Die Investition seiner Eltern in eine Dachstuhl-Renovierung Ende der 1970er Jahre, bei dem der ursprüngliche Spitzturm durch eine Zwiebelturm ersetzt wurde, sei aus heutiger Sicht nur eine kosmetische Operation gewesen, weiß Werner Kriegl.

Aber ohne Zuschüsse geht es nicht. Rund 97.000 Euro Fördermittel flossen allein übers Denkmalamt. Gefördert wird sein Projekt ferner vom Bezirk Niederbayern, vom Landkreis Passau und von der Bayerischen Landesstiftung.

Rund 30.000 Euro Eigenmittel muss Kriegl für die Außensanierung aufbringen. Dazu kommt wohl noch ein stattlicher Betrag für die Innensanierung, die demnächst in Angriff genommen wird und wohl um einiges teurer kommt als erwartet. Denn bei der Bestandsaufnahme kam zur Überraschung der Denkmalschützer unter sieben Farb- und Putzschichten die Original-Farbschicht zu Tage: ein dunkelblauer Anstrich mit Schablonenmalereien und einem Sternenhimmel im Altarraum, hellblaue Farbe im übrigen Kirchenraum. 25.000 Euro soll die Rekonstruktion kosten.

Familientradition

„Die Kapelle ist ein Teil unserer Familiengeschichte“, nimmt Werner Kriegl den Auftrag seines Vorfahren ernst. Die Kapelle „in gutem Zustande“ zu erhalten, ist für ihn keine Last, sondern Selbstverständlichkeit - und erfüllt ihn mit Stolz. Als Bub hat er gerne Fremdenführer gespielt und „Kirchenführungen“ gegeben, vor allem für die Urlaubsgäste, die damals auf den Neuklhof kamen. „Die Kapelle hebt unseren Hof von allen anderen ab“, schwingt bei Werner Kriegl auch jetzt noch ein Stück der kindlichen Verbundenheit mit. Heute haben Kriegls Begeisterung, Identifikation, ja Liebe für die Kapelle eine andere Dimension. Auf den Neuklhof kommen zwar keine Urlauber mehr, doch immer noch gibt Werner Kriegl gerne Auskunft, wenn Wanderer vorbeikommen und einen Blick in die Kapelle werfen. Die Tür steht jedem offen. Wer bei gutem Wetter an der Neukl-Kapelle inne hält, hat einen fantastischen Blick auf die Alpenkette und in den Bayerischen Wald.

Literatur