Kirche St. Johannes der Täufer (Rinchnach)

Aus RegioWiki Niederbayern
Wechseln zu: Navigation, Suche
Die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer in Rinchnach

Die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer ist eine Kirche in Rinchnach im Landkreis Regen.

Geschichte

Die Pfarrkirche der Pfarrei Rinchnach ist die ehemalige Klosterkirche von Kloster Rinchnach, einer Gründung des heiligen Gunthers. Im Jahr 1019 weihte der Passauer Bischof Berengar die erste Kirche zu Ehren des Sieghaften Heiligen Kreuzes, der Gottesmutter und des heiligen Johannes des Täufers. Graf Albert von Bogen zerstörte 1240 die ersten Klosterbauten. Propst Ruodlieb erbaute 1243 das Kloster neu, doch wurde es noch im selben Jahr ein Raub der Flammen.

Die neue Kirche, die vier Altäre erhielt, weihte Bischof Otto von Lonsdorf im Jahr 1255. In der Zeit zwischen 1402 und 1438 wurden die Holzbauten durch massive Gebäude aus Stein ersetzt. Die neue steinerne Kirche erhielt ihre Weihe im Jahr 1438 durch den Passauer Weihbischof Matthias.

Ein Brand im Jahr 1693 und die Auswirkungen des Spanischen Erbfolgekrieges im Jahr 1703 beschädigten dieses Bauwerk. 1721 entstand der jetzige Nordturm. 1727 beauftragte Abt Joscio Hamberger von Kloster Niederaltaich den Münchner Stadtmaurermeister Johann Michael Fischer mit der Umgestaltung der Kirche. 1729 war diese Arbeit abgeschlossen. Nach der Säkularisation und Aufhebung des Klosters im Jahr 1803 wurde die Klosterkirche 1805 zur Pfarrkirche bestimmt. Von 1954 bis 1959 erfolgte eine umfangreiche Renovierung der einsturzgefährdeten Kirche. Von 1990 bis 1997 wurde der Innenraum der Kirche mit Kosten von 6,9 Mio. DM renoviert

Beschreibung

Äußeres

Die Kirche ist ein einschiffiger Bau mit eingezogenem Chor und einem Turm an der Nordseite des Chores. Der Westfassade mit ihrem geschwungenem Giebel und aufgekröpftem Giebelscheitel sind zwei niedere Kapellen vorgelagert. Die südliche Kapelle birgt das Grab des seligen Einsiedlers Hermann, die nördliche ist als Kriegergedächtniskapelle gestaltet und enthält eine Pieta um 1750. Die Außenmauern der Kirche stammen noch aus dem Jahr 1438.

Inneres

Das Innere der Kirche

Raumgestaltung

Das ursprünglich rechteckige Langhaus wurde von Johann Michael Fischer in einen ovalen Zentralraum umgestaltet. Durch die Abschrägung der Ecken mit quergestellten Ecknischen wurden die Seitenwände aufgelöst. Von den großen Nischen, je eine in der Mitte der Langseiten, je eine in den Ecken der Schmalseiten, nehmen die der Langseiten je zwei kleinere Nischen zwischen sich. Die Wände sind durch Pilaster und eine den Raum umlaufende Attika gegliedert.

Über dem Scheitel der gewölbten Decke erhebt sich eine Kuppel. Der zweijochige Chor hat ein Tonnengewölbe mit Stichkappen. Das Schiff hat eine Länge von 26,35 Metern und eine Breite von 18,35 Metern, der Chor eine Länge von 16,65 Metern und eine Breite von 7,68 Metern.

Stukkaturen

Die Stukkaturen bestehen aus Band-, Ranken und Gitterwerk. Als ihr Meister wird Franz Ignaz Holziger aus Schörfling am Attersee oder auch Johann Baptist Modler vermutet. Die Wappenkartuschen beinhalten die Inschriften und Wappen von drei Äbten des Klosters Niederaltaich (Joscio Hamberger, Johannes Kuchelmund und Bernhard Hilz) und des Propstes von Rinchnach Placidus Haiden.

Fresken

Die Freskomalereien von Wolfgang Andreas Heindl zeigen von links: Gunther im Urwald — Triumph des Sieghaften Hl. Kreuzes (Kuppelgemälde) — Johannes in der Wüste

Das ausgedehnte Freskenprogramm stammt von Wolfgang Andreas Heindl. Das Thema der Deckenbilder des Langhauses ist das Leben des hl. Johannes des Täufers und des hl. Gunthers. Das Bild über dem Chorbogen zeigt entsprechend dem biblischen Bericht die Empfangnahme des Hauptes des Täufers auf einer Schüssel durch die Tochter der Herodias. Das gegenüberliegende Bild über der Orgelempore vergegenwärtigt das legendäre Pfauenwunder Gunthers am Hof des ungarischen Königs Stefan: Der Gunther aufgetragene gebratene Pfau kommt wieder zu Leben, da Gunther das Gelübde gemacht hatte, kein Fleisch zu essen und in seiner Not Gott anrief. Die übrigen Bilder des Kirchenschiffes zeigen: Johannes predigt am Jordan — Gunther predigt seinen Mitbrüdern; Johannes in der Wüste — Gunther im Urwald; Johannes als himmlischer Fürbitter — Gunther als himmlischer Fürbitter.

Das Kuppelgemälde stellt den Triumph des Sieghaften Hl. Kreuzes dar. Im Chor nimmt das Hauptfeld ein Bild der Aufnahme Marias in den Himmel ein. Es wird umgeben von der Darstellung Marias im Tempel und von ihrer Vermählung mit dem hl. Joseph sowie den Bildern Niederaltaicher Heiliger, darunter des hl. Thiemo, auf dessen Bild der Maler Wolfgang Andreas Heindl signierte und sein Porträt anbrachte.

Einrichtung

Linker vorderer Seitenaltar. Das Gemälde zeigt den Tod des hl. Joseph, das Bild im Aufzug den hl. Nepomuk. Unterhalb des Altarbildes befinden sich die dem hl. Athanasius zugeschriebenen Reliquien

Die Einrichtung stammt mit Ausnahme des Hochaltars aus der Zeit des Umbaus um 1727 und ist ein Werk des Niederaltaicher Klosterbruders Pirmin Tobiaschu. Die Seitenaltäre in den Schrägnischen zu beiden Seiten des Chorbogens zeigen auf den Altarblättern den Tod der hll. Joseph und Benedikt, im Mittelschiff der hll. Gotthard und Gunther. Mit Ausnahme des Guntherbildes, das nach dem Vorbild des Gemäldes in der Abteikirche St. Margareth in Brevnov bei Prag angefertigt wurde, sind die Altarblätter Geschenke von Abt Joscio und befanden sich vorher in der Abteikirche in Niederaltaich.

1732 erfolgte die feierliche Beisetzung der Leiber des hl. Athanasius und der hl. Barbara, die man in Rom erhalten hatte und die in Freising mit feiner Klosterarbeit verziert wurden, in der Propsteikirche. Man findet die Reliquien des hl. Athanasius am linken Seitenaltar, die der hl. Barbara am rechten Seitenaltar.

Die reich verzierte Kanzel und die Beichtstühle sind ebenfalls Werke Tobiaschus. Der romanische Taufstein hat einen Kupferdeckel in klassizistischen Formen. Die Orgel an der Westwand der Kirche ist als zweiteilige Anlage zu beiden Seiten des geigenförmigen Fensters angeordnet. Ein Baldachinbogen mit Muschelwerk und Putten verbindet beide Teile. Am rechten Pfeiler des Chorbogens zum Kirchenschiff hin ist eine Statue der thronenden Muttergottes um 1770 angebracht, ein Geschenk von Niederaltaich an die Propstei.

Der Chor wird durch ein fünfteiliges, reich dekoriertes Gitter mit einer zweiflügeligen Mitteltüre vom Kirchenschiff getrennt. Das Chorgestühl und das Gestühl zu beiden Seiten des Hochaltars wurde wiederum von Pirmin Tobiaschu geschaffen.

Abt Augustin II. Ziegler ließ um 1770 den mächtigen, sechssäuligen Hochaltar für die Propsteikirche anfertigen. Als sein Schöpfer wird Benjamin Schretter aus Hengersberg vermutet. Zwischen den Säulen stehen die Figuren der hll. Benedikt, Scholastika, Augustinus und Thiemo. Das Altarblatt, darstellend die Taufe Jesu im Jordan, malte Franz Anton Rauscher. Rauscher, der sich darauf als Nebenfigur selbst abgebildet hat, schuf auch das Bild im Auszug, die Aufnahme Mariens in den Himmel. Den Aufzug flankiert das heilige Kaiserpaar Heinrich und Kunigunde, den Abschluss bildet das heilige Kreuz in einer Strahlengloriole.

Das umfangreiche Schrankwerk der Sakristei schuf Pirmin Tobiaschu nach dem Vorbild der Niederaltaicher Stiftssakristei.

Literatur

  • Sven Bauer: Kloster Rinchnach. Seine Geschichte von der Gründung bis zur Säkularisation, nach Gotthard Oswald: Das Kloster Rinchnach, 1903. Herausgegeben von Ursula Grabmaier, Vertrieb Morsak Verlag Grafenau; Rinchnach 2011, ISBN 978-3-86512-023-6
  • Marianne Mehling (Hg.): Knaurs Kulturführer in Farbe. Niederbayern und Oberpfalz, Droemer Knaur, München 1995, ISBN 3-426-26647-4
  • Alexander von Reitzenstein, Herbert Brunner: Reclams Kunstführer Deutschland Band 1. Bayern. Baudenkmäler, Philipp Reclam jun. Stuttgart, Universal-Bibliothek Nr. 8055-72, 8. Auflage 1974, ISBN 3-15-008055-X
  • H. (Pfarrer) Wagner: Rinchnach, Selbstverlag, 1960