Klaus Kampfl

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Aufnahme vor dem Wehrhaus (heute Praxis Dr. Stömer) Ostern 1942: Klaus Kampfl mit Frau Luise, Tochter Luise und Sohn Klaus. (Foto: PNP)

Klaus Kampfl (* 1908; † 1943) war Lehrer in Freyung. Kampfls Briefwechsel mit seiner Familie während des Krieges ist nun zum Teil einer wissenschaftlichen Arbeit geworden – und zwar Dank seines Urenkels.

Leben und Wirken

Klaus Kampfl war der älteste von zehn Kindern der Krämersfamilie aus dem Dorfe Dirnaich bei Vilsbiburg. Armut herrschte im Hause der Kampfls und auch eine Versteigerung des Anwesens wurde nur knapp abgewendet.

Schon im Jahr 1933 trat Kampfl der NSDAP bei und erhielt 1935 seine erste militärische Ausbildung. Im Mai 1935 wurde er als Lehrer von Neukirchen am Inn nach Freyung versetzt und unterrichtete die Knaben der 6., 7. und 8. Klasse. Außerdem war er als Junglehrer prädestiniert als Führer des Jungstammes der Hitlerjugend in Freyung. Er war ein begeisterter Anhänger Hitlers. Und so schrieb er an seine Schwester unter anderem: „Aber ein Heide bin ich doch.“ Als Lehrer war aber seine antikirchliche Einstellung nicht zu erkennen. 1939 wieder zum Militär eingezogen schrieb er an seine Frau: „Eben kam ich von der Kirche. Sage nicht: Jetzt kriecht er zum Kreuz. Nein! Ganz aufrecht steh ich nach wie vor vor meinem Herrgott. Ja, eines gebe ich zu. Ich sehne mich nach etwas Höherem und gehe jedes Mal voller Frieden aus dem Gotteshaus. Man ist innerlich wieder erfüllt. Mir ist, als ob ich der Kirche wieder näher käme. Es liegt soviel Wärme und Sauberkeit in ihr. Diese Überzeugung hatte ich ja früher auch. Nur war sie verschüttet von unreifem Fanatismus. Ich gewöhne mir ihn ab und urteile in Zukunft überlegter. Christus kann man sehr gut als Helden sehen. Man kann den katholischen Glauben sehr gut deutsch formen und deutsch halten Und gibt es ein hehreres, reineres, deutscheres Frauenbild als die Madonnenbilder unserer großen Maler.“

Nach dem Frankreichfeldzug wurde Kampfl entlassen und die Knaben in Freyung, zu denen auch Hans Petzi gehörte, hatten ihren Lehrer wieder. Das war ein glücklicher Umstand, denn 1941 meldete er vier Knaben für die Lehrerbildungsanstalt an. Auch der jetzige Rektor i. R. Hans Petzi war dabei. So verdankt er es ihm heute noch, dass er Lehrer geworden ist.

1942 wurde Kampfl wieder eingezogen und im April wurde seine Einheit nach Russland in Marsch gesetzt. Er erlebte an der Front die schweren Kämpfe „die Hitze, Staub, Strapazen, Verdruss in diesem endlosen Land der Lieblosigkeit, des Elends und des Kriegsgrauens“, wie er schreibt. Im Juli 1942 schrieb er an seine Frau: „Gestern wurde ich tatsächlich meinen antikirchlichen Grundsätzen untreu und ließ mir die Absolution erteilen und kommunizierte. Es war ein erhebender Feldgottesdienst. Ein einfaches Holzkreuz zwischen zwei Bäumen, davor ein Tisch mit der Hakenkreuzfahne darüber, davor zwei Stufen im Rasen. Unsere Kompanie war am stärksten vertreten. Der Feldgeistliche, der in Straubing studierte, erkannte mich an der Mundart gleich erfreut als Niederbayer. Er hat ungefähr 50.000 Verwundete im Osten besucht und damit allerhand Elend und Heldentum erlebt. Er fand markige Worte für Heldentum, Christentum, Gottvertrauen, den Auferstehungsgedanken und Pflichterfüllung bis zum Tod. Wenn ich ihm in allem auch nicht beipflichten konnte, so war ich doch innerlich erhoben von tiefer Gottesfeier wie in meiner besten Bubenzeit. Ich dachte fest an meine Mutter, der ich damit bestimmt ein große Freude machte, weil ich auch aufrichtig dabei war und recht innig auch an Dich dachte als wir das Lied von reiner Liebe sangen, die ganze Urgewalt des Liebesgeheimnisses, so wie ich es um Dich erlebte mit aller herben Süßigkeit, wurde mir dankbar bewusst und der Heide in mir sah da auf einmal wieder Glück und Sinn des Lebens. Innig grüßt Dich und unser ewiges Leben Dein Klaus.“

Als Kompaniefeldwebel hatte er auch jeweils die Angehörigen von Verwundeten und Gefallenen zu benachrichtigen. Alle paar Tage schrieb er an seine Frau mit oft sehr philosophischen Inhalten. Diese Briefe hat die Tochter Luise aufbewahrt. Der letzte stammt vom 6. Januar 1943.

Die junge Frau Luise Kampfl ist einige Monate später infolge einer Krebsoperation gestorben. Die beiden drei- und siebenjährigen Kinder wuchsen als Vollwaisen bei der Großmutter in Ering/Inn auf. Sohn Klaus ist auch Lehrer geworden.

Klaus Kampfls Briefe als Facharbeit

Wenn sich Ende Januar wieder die Kapitulation im Kampf um Stalingrad jährt, dann denkt Hans Petzi, Rektor i. R., oft an seinen ehemaligen Förderer Klaus Kampfl, der zu den 210.000 gefallenen Deutschen um Stalingrad gehörte. Kampfls Briefwechsel mit seiner Familie während dieser Zeit ist nun zum Teil einer wissenschaftlichen Arbeit geworden – und zwar Dank seines Urenkels. Für die Facharbeit über die Briefe seines Urgroßvaters hatte Kampfls Urenkel Dominik Jonas auch Hans Petzi befragt. Und der weiß auch um die Gesinnungsänderung, die sein ehemaliger Mentor durch die Kriegserlebnisse durchmachte. Am 6. Januar hatte der Freyunger Lehrer, Hauptfeldwebel Klaus Kampfl, den letzten Brief an Frau und Kinder geschrieben. Kampfl war ein fleißiger Briefschreiber. Es sind noch Briefe vorhanden, die der christlich erzogene Schüler aus der Lehrerbildungsanstalt Straubing an seine Eltern schrieb. Kampfls Urenkel Dominik Jonas am Ludwigsgymnasium in München schrieb nun eine Facharbeit, in der die Briefe seines Urgroßvaters die Grundlage bildeten. Insbesondere befasste er sich mit den weltanschaulich religiösen Wandlungen seines Urgroßvaters durch die Kriegserfahrung.

Literatur