Orgel der Kirche Hl. Dreifaltigkeit (Kößlarn)

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Datei:PNP-20-11-10-Orgel.jpg
Heute ist in Kößlarn nur mehr das klassizistische Gehäuse von 1830 mit einem Spielwerk von 1934 zu sehen.

Die jetzige Orgel der Kirche Hl. Dreifaltigkeit in Kößlarn stammt nicht, wie in verschiedenen geschichtlichen Aufsätzen immer wieder angenommen, vom berühmten Orgelbaumeister Johann Ignaz Egedacher. Der klassizistische Prospekt wurde 1830 aus Passau hergebracht. Von Egedacher gibt es im Rottal zwar viele Hinweise, doch wenig Erhaltenes.

Geschichte

Die alte Orgel von 1644 war nicht mehr funktionstüchtig und sollte vom Musikantenchor entfernt werden. Silbermann und Egedacher unterhielten im 18. Jahrhundert die bedeutendsten Orgelbauwerkstätten. Kein Geringerer als der Salzburger Hoforgelbaumeister Johann Ignaz Egedacher wurde mit dem Bau einer neuen Orgel für die Wallfahrtskirche Kößlarn betraut. Im Jahre 1722 wurde die Orgel mit Register in Passau mit Pedal und Zubehör hergestellt. Die alte Orgel von 1644 wurde darangegeben. Der Orgelkasten stammt von Passau. Der Bildhauer des Orgelprospektes ist in den erhaltenen Kirchenrechnungen nicht genannt. Vermutlich stammte das Gehäuse vom Passauer Künstler Joseph Matthias Götz, der mit dem Orgelbauer eng zusammenarbeitete.

Die Kosten für die neue Orgel samt der Bildhauer-Arbeit betrugen 541 Gulden und sechs Speziestaler. Egedacher hatte die neue Orgel auf dem Inn bis Ering geliefert. Die Fassung des neuen Orgelwerkes mit Feingold durch Johann Peter Vogl, Maler in Kößlarn, kostete 90 Gulden. Im Jahre 1724 vergoldete der Maler Josef Anton Strauß das barocke Orgelgehäuse. Der Pfarrkirchener Orgelmacher stimmte 1726 die Orgel nach. Der Hoforgelmacher Josef Egedacher von Salzburg verlangte für eine Reparatur im Jahre 1730 19 Gulden. „Ganz ruinös“ wurde die Egedacher Orgel im Jahre 1768: Orgelmacher Johann Schweinacher, Rentamts-Orgelmeister in Landshut, reparierte sie für 35 Gulden.

Im Jahre 1830 bekam die Wallfahrts- und Pfarrkirche Kößlarn von Orgelbauer Adam Ehrlich in Passau eine neue Orgel. Der Kostenvoranschlag lautete auf 500 Gulden. Leider wurde damals die barocke Egedacher Orgel für ganze 94 Gulden darangegeben, so dass die neue mit einem Nachlass um 300 Gulden geliefert wurde. Man erkannte damals noch nicht den unschätzbaren Wert dieses barocken Instruments. Ehrlich muss wohl mehr Kunstverstand als die Verantwortlichen in Kößlarn gehabt haben. Er notierte: „Die alte Orgel, die nicht mehr gebraucht werden kann, nehme ich nur wegen der Zinnpfeifen um 94 Gulden an.“ Vermutlich wurde das Orgelwerk an eine andere Kirche verkauft. Für das neue klassizistische Orgelgehäuse samt Laubwerk, Schlosser- und Schmiedearbeit stellte der Orgelbaumeister 60 Gulden in Rechnung. Der Bauer Sebastian Asböck von Bernwalln fuhr die Egedacher-Orgel samt Kasten und Postament auf einem schweren Bruckwagen nach Passau und holte die neue Orgel nach Kößlarn. Dafür wurde er mit 10 Gulden entlohnt. Aus finanziellen Gründen wurde das Orgelgehäuse erst im Jahre 1835 marmoriert und mit Gold gefasst.

Max Schlegelmann von Burghausen reparierte die Ehrlich-Orgel im Jahre 1879. Im Jahre 1892 wurde die Orgel vom kgl. Hoforgelbaumeister Martin Hechenberger in Passau umgebaut. In den Jahren 1904, 1906 und 1910 musste das Instrument wiederum repariert werden.

104 Jahre war die Ehrlich-Orgel aktiv tätig gewesen. Schon seit 1929 ging man mit dem Entschluss um, ein neues Werk zu schaffen. Doch dies war leichter gedacht, als getan, denn eine neue Orgel verschluckt immer eine stattliche Zahl Tausender. 1934 wurde die neue Orgel in Auftrag gegeben. Mit der Lieferung wurde die bekannte Orgelbaufirma Becker und Hiendl aus Passau betraut. Ein schönes Werk mit 17 klingenden und drei kombinierten Registern, versehen mit allen modernen Feinheiten am Spieltisch, wurde geliefert.

Im Jahre 1998 unterzog man die Orgel einer Generalreparatur.

Literatur