Schachtenhütte (Bärnzell)

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Die Schachtenhütte mit ihren Rettern. (Foto: Steckbauer)
Der „Schachterer-Sepp“, der letzte Bärnzeller Waldhirte. (Foto: Steckbauer)

Die Schachtenhütte am Spanholzplatz im Zwieseler Ortsteil Bärnzell ist eine über 100 Jahre alte Hirtenhütte. Sie erinnert an den Bärnzeller Waldweidebetrieb.

Geschichte

Josef Weber, Michael Schreder, Ferdinand Kreuzer und Michael Weiderer haben die Schachtenhütte 2008 wieder in Stand gesetzt und vor dem Verfall gerettet:

Fünf g’standene Mannsbilder, der Weiderer-Mich, besser bekannt als „Dannebauer“, der Schreder-Mich, der Wirt vom Dorfwirtshaus, der Kreuzer-Günther, der Kreuzer-Ferdl und der Weber-Josef, den alle Welt nur den „Schachterer“ nennt, haben ein über 100 Jahre altes Relikt aus der Bärnzeller Waldhirtenzeit, nämlich die historische Schachtenhütte am Spanholzplatz vor dem Verfall gerettet.

Mehrere Wochen hindurch haben die fünf Männer immer wieder ihre freie Zeit geopfert, ein neues Grundfest errichtet, verfaulte Balken ausgewechselt und das Dach repariert und frisch gestrichen. Um die Erinnerung an die Waldhirtenzeit wach zu halten, wurde in unmittelbarer Nachbarschaft der Hütte ein Denkmal aus markanten Gneisfindlingen errichtet und der Kreuzer-Ferdl, ein gelernter Schlossermeister, hat ein Kreuz geschmiedet und auf dem Gneisfindling montiert. Eine schlichte weiße Tafel mit der Aufschrift „Zur Erinnerung an die Waldhirten von Bärnzell“ vervollständigt die Gedenkstätte.

Waldhirten-Tradition

In einer kleinen Sitzweil auf der Hausbank am Hüttenvorplatz ließ man die Waldhirten-Tradition von Bärnzell Revue passieren. Mit von der Partie in dieser geselligen Runde war auch der Schachterer-Sepp, alias Josef Weber. Er war sozusagen der letzte Bärnzeller Waldhirte und war schon als zehnjähriger Bub zusammen mit seinem Bruder Max und seinem Vater mit den Bärnzeller Jungstieren und Kalbinnen auf den Waldweideplätzen unterwegs. „An die 85 Jungstiere und etwa 50 Schafe waren jeweils von Anfang Mai bis Mitte September zu betreuen“, erzählte der Schachterer. „Mit dabei hatten wir auch zwei Ziegen als Milchlieferanten“, so der Schachterer weiter, der heute noch schwärmt von dem Mehlschmarrn, den sein Vater am offenen Feuer zubereitet hat.

„Auf dieser Liege“ – und der Schachterer-Sepp zeigt auf die primitive Holzpritsche, die man durch die offen stehende Hüttentür sieht – „haben wir jeweils unser Nachtlager aufgeschlagen“. Als Unterbett diente uns Stroh oder Reisch, das ist ein bis zu einem Meter langes Schneidgras, das, getrocknet, eine sehr gute Schlafunterlage bildete.“

In diesem Zusammenhang ist auch die Entlohnung der Waldhirten angesprochen worden. In Bärnzell richtete sich das Salär nach der Anzahl der Stiere, die beaufsichtigt werden mussten. „Pro Stier gab es 3,80 Mark in einer Saison“, erinnert sich der Schachterer-Sepp. Dazu kamen noch Naturalien in Form von Kartoffeln und Getreide. Außerdem diente dem Hirten und seiner Familie das so genannte Hirtenhaus als Wohnstätte. Dem Hirtenhaus war in der Regel auch eine Stallung angegliedert, wo zwei Kühe und eine Menge Kleinvieh gehalten werden konnten zur Aufbesserung des Lebensunterhaltes der Hirtenfamilie.

Bis herein in die 1960er Jahre – die letzten Jahre im Verein mit den Griesbacher Bauern – wurde der Waldweidebetrieb auf den Blößen, den so genannten Bärnzeller Schachten, betrieben. Inzwischen sind die Weideflächen vom Wald zurückerobert worden. Die alte Hütte am Spanholzplatz ist der letzte Zeuge einer jahrhundertealten Waldbauerntradition.

Literatur